Die Stadträte freuen sich. Der Bettenberg, der seit dem Jahr 2009 gesperrt ist, soll für die Bürger zugänglich gemacht werden. Trotz Euphorie sind gleichwohl noch grundsätzliche Fragen zu klären, auch wenn es schon ein grobes Wegekonzept gibt. Wie nämlich hindert man die Menschen, querfeldein durch das noch mit Kampfmitteln kontaminierte Gelände zu laufen? Und was kostet es, dieses Areal für die Bürger zu erschließen?

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Ein wesentlicher Grund und Anlass, dass ein Naherholungs- und Besucherlenkungskonzept für das Naturschutzgebiet Bettenberg ausgearbeitet wurde, ist das Neubaugebiet Hafner. Die Bürger des neuen Stadtteils sollen dann quasi vor der Haustür ein Naherholungsgebiet bekommen. Probleme bereiten allerdings die möglichen Kampfmittel auf dem Areal des ehemaligen Truppenübungsplatzes.

58 Hektar sind kampfmittelverdächtig

Das Problem: Von dem insgesamt 132 Hektar großen Gebiet ist noch eine Fläche von 58 Hektar kampfmittelverdächtig. Aus Kostengründen wird es wohl nicht möglich sein, die gesamten 58 Hektar auf eventuelle Kampfmittel zu untersuchen.

Mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als Grundstückseigentümerin und dem Regierungspräsidium sei das erarbeitete Wegekonzept abgestimmt. Die Wege und deren Randbereiche (auf 1,5 Meter) müssten auf Kampfmittel untersucht und gegebenenfalls das Gefahrenpotenzial entfernt werden, bevor die Besucher hier spazieren dürfen. Sondierung und Räumung werde die BImA im Jahr 2024 durchführen und diese Kosten tragen.

Die Bürger sollen über Rundwege und Erlebnisstationen über den Bettenberg geführt werden.
Die Bürger sollen über Rundwege und Erlebnisstationen über den Bettenberg geführt werden. | Bild: Hanser, Oliver

Neben der Wegeführung sind auch Informationstafeln und Erlebnisstationen vorgesehen, um die Spaziergänger mit der Natur vertraut zu machen. Die Untersuchungsradien betragen für die Zugangs- und Informationstafeln zehn Meter, bei den Erlebnisstationen sogar 25 Meter.

Die Kosten hierfür habe die Stadt Konstanz komplett zu tragen. Wie hoch diese sein werden, kann die Verwaltung noch nicht genauer beziffern, da der erforderliche Räumaufwand nicht bekannt ist. Geschätzt werden jedoch 50.000 Euro.

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Wie viel kostet der neue Bürgerwald insgesamt?

Wie hoch die Kosten für die Realisierung des Naherholungsgebietes insgesamt sein werden, steht noch in den Sternen. Schließlich geht es nicht nur um Tafeln und Erlebnisstationen, sondern auch um Querungsmöglichkeiten der Landesstraße 221. Außerdem solle künftig noch ein Ranger (Aufsichtsperson) dafür sorgen, dass die Besucher nicht die Wege verlassen (regelmäßige Kontrollgänge) sowie Führungen und Exkursionen anbieten.

Begeistert ist Peter Müller-Neff (FGL). Er freut sich zum einen, dass der Bettenberg als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde und „das Gebiet für die Bevölkerung hinzugewonnen“ werde. Im künftigen Hafner würden schließlich mehr als 6000 Menschen leben. Mit diesem Konzept würden sie „herangeführt, was Natur bedeutet“. Sehr wichtig seien seiner Meinung nach die Querungen der Landesstraße und der Ranger.

„Das ist eine Bereicherung für Konstanz, das Gebiet für die Bevölkerung zu gewinnen“, freut sich Peter Müller-Neff (FGL).
„Das ist eine Bereicherung für Konstanz, das Gebiet für die Bevölkerung zu gewinnen“, freut sich Peter Müller-Neff (FGL). | Bild: Rindt, Claudia | SK-Archiv

Muss ein Ranger wirklich sein?

Heinrich Fuchs (CDU) teilt größtenteils diese Ansichten. „Ich bin auch dafür, dass das Naturschutzgebiet begehbar ist, sonst latschen die Leute einfach herum.“ Kritisch hingegen sieht er das Ranger-Konzept. Es sollten erst Erfahrungen gesammelt werden. Möglicherweise könnten Führungen auch von Ehrenamtlichen geleistet werden, regte er.

„Die Erlebnisstationen müssen einfach und stabil sein und sollen nicht zum Vandalismus locken“, merkt Heinrich Fuchs (CDU) an.
„Die Erlebnisstationen müssen einfach und stabil sein und sollen nicht zum Vandalismus locken“, merkt Heinrich Fuchs (CDU) an. | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

Wenn man nichts machen würde, befürchtet Jürgen Ruff (SPD) ebenfalls eine „wilde Nutzung“, stellt aber die Stelle eines Rangers ebenfalls wegen der „Finanzierungsprobleme“ in Frage. Er findet es „ein bisschen übertrieben, extra einen Ranger zu beschäftigen“, denn: „Der Nabu machts vielleicht günstiger.“ Ihm macht zu schaffen, dass es noch keine Aussagen zu den Gesamtkosten gibt. Angesichts der angespannten Haushaltslage könnte sich dieses Unterfangen als äußert schwierig erweisen.

„Ob ein Ranger wirklich sein muss? Der Nabu macht es vielleicht günstiger“, meint Jürgen Ruff (SPD).
„Ob ein Ranger wirklich sein muss? Der Nabu macht es vielleicht günstiger“, meint Jürgen Ruff (SPD). | Bild: SPD-Gemeinderatsfraktion Konstanz | SK-Archiv

Von einem Ranger hält Achim Schächtle (FDP) ebenfalls nichts. Er sieht vielmehr großes Gefahrenpotenzial. Er bezweifelt nämlich, dass sich gerade Kinder und Jugendliche ausschließlich auf den Wegen aufhalten würden. Deshalb plädiert er dafür: „Man muss das ganze Gebiet sicher machen. Wir brauchen einen sicheren Wald.“

„Ich bin froh, wenn es zugänglich gemacht wird, aber man muss das ganze Gebiet sicher machen“, sagt Achim Schächtle (FDP).
„Ich bin froh, wenn es zugänglich gemacht wird, aber man muss das ganze Gebiet sicher machen“, sagt Achim Schächtle (FDP). | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

Die Eigentümerin will auf Nummer sicher gehen

Die BImA habe grundsätzlich Bedenken gehabt, schildert Johannes Rentsch vom Amt für Stadtplanung und Umwelt. Das vorliegende Konzept könne sie mittragen, allerdings lege sie Wert auf einen Ranger. „Das ist schon ein Punkt, den die BImA fordern wird“, so Rentsch. Die Grundstückseigentümerin will da auf Nummer sicher gehen.

Der TUA gab gleichwohl grünes Licht, damit die Planungen weiter vertieft werden können. Das Ergebnis soll dann dem TUA zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Die Entscheidung hierüber fällt aber erst einmal der Gemeinderat in seiner Sitzung am 23. November.

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