Telefon, Internet und das internationale Geschäft spielen eine immer größere Rolle für Auktionen. Constanze Preiß und Dagmar Ender setzen vor allem auf die digitalen Medien. „Das Auktionshaus am See hat einen starken Fokus auf Online-Auktionen. Wir versteigern Ihre Objekte über die größten Auktionsplattformen der Welt. Unsere Kataloge erstellen wir auf Englisch und Deutsch“, heißt es auf der Internetplattform der Neuen am Markt, die beim alten Hasen in der Konstanzer Branche Schritte machten.
Doch auch für Carlo Karrenbauer, seine Frau Heidrun und sein Team gilt: Ohne die Interessierten am Telefon, im Internet und in der Weltgemeinde funktionieren Versteigerungen heute nicht mehr. So stellt er für seine Geisterauktion fest: Es sei eine der erfolgreichsten gewesen. Ein Gemälde des Heiligen Hieronymus beispielsweise, der als alter gebeugter Mann mit einem Totenschädel in der Hand dargestellt ist, erbrachte nach Angaben Carlo Karrenbauers 50.000 Euro. Dabei wirkt das Bild dunkel und ist erkennbar noch nicht befreit von einer Schicht aus Dreck. Der Erwerber dürfte noch einiges investieren, bevor er es aufhängt.
Carlo Karrenbauer, der im Jahr 2019 seinen 80. Geburtstag feierte, berichtet, wie er schon im ersten Pandemiejahr vor wenig Publikum auftreten musste. Dass ihm nun die Live-Bühne komplett wegbreche, damit habe er nicht gerechnet, sagt der Mann, der als Meister im Spiel mit dem Publikum gilt. Manche besuchen seine Versteigerungen weil sie das Auktions-Theater lieben, das Carlo Karrenbauer wie kaum ein anderer zu zelebrieren weiß. Und doch waren er und seine Frau Heidrun bei der Auktion nicht allein.
Vom Bodensee nach Irland, nach Tschechien oder in die USA
Hunderte Bieter aus mehr als zehn Ländern waren elektronisch dabei, und gaben gern Geld für Schätze aus, von denen viele aus einem ehemalige Patrizierhaus in der Konstanzer Altstadt stammen. Das Team des Konstanzer Auktionshauses sei gebeten worden, alle Räume nach Antikem oder Werthaltigem abzusuchen. Fast alle Möbel und Gemälde stammten aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Vieles ging in die Auktion von Carlo Karrenbauer und seiner Frau.
Zur Vorbesichtigung habe das Publikum auch auf einen Film auf YouTube zurück greifen können, berichtet der Auktionator. Und so gingen die gute Stücke vom Bodensee in alle Welt, nach Irland, nach Tschechien, in die USA. Zu den Objekten, die das Land verlassen, gehörten beispielsweise das Portrait einer jungen Griechin in Tracht oder zwei Aquarelle des tschechischen Malers Adolf Born.
„Wir versuchen, so viel wie möglich wieder zu verwerten“
Constanze Preiß und Dagmar Ender kennen sich und den Markt. Beide berichten, sie hätten schon beim eingesessenen Auktionshaus in Konstanz gearbeitet, und dort festgestellt, dass sie gut zusammen passen. „Wir waren ein gutes Team“, sagt Constanze Preiß. Im neu gegründeten Auktionshaus am See wollten sie vor allem Jüngere ansprechen, sagt die 43-Jährige.
Sie schätzten zwar auch das Saalpublikum, arbeiteten aber mit den großen Online-Plattformen zusammen. Ihre Spezialität sei das Angebot von Gesamtlösungen für Menschen, die vor einem Nachlass stehen. „Wir versuchen, so viel wie möglich wieder zu verwerten.“

Objekte, die sich nicht für eine klassische Auktion und den internationalen Handel eigenen, würden über gesonderte Internetportale angeboten. Auch für alte Pelzmäntel hätten sie eine Lösung. Sie arbeiteten dafür mit einem der großen Händler zusammen, der wiederum einen Fachmann für Pelzwaren (Kürschner) beiziehe.
Das gute Stück werde also entweder gleich verkauft, restauriert oder an ein Land gespendet, in dem die Menschen froh sind um jedes Stück Fell, dass sie zum Schutz vor Kälte verarbeiten können. Wichtig sei, dass kaum etwas in die Abfalltonne komme, berichten Constanze Preiß und Dagmar Ender.
Um den Menschen zu helfen, die vor einem Nachlass stehen, hätten sie ein breites Netzwerk bis zum Entrümpler aufgebaut. Um Schätze für Auktionen zu entdecken, sei der lokale Markt wichtig, sagen die beiden. Der Verkauf aber laufe weltweit. So sei beispielsweise eine Sammlung historischer Filtertüten in Asien gelandet und die von bedruckten Jutesäcken aus dem 19. Jahrhundert in Kanada.