Das Interesse an der neuen Hochschulambulanz für Psychologie ist groß. Rund 50 Personen finden sich am Donnerstagnachmittag, 24. Oktober, in der Opelstraße 2 ein, um sich ein Bild von der neuen Einrichtung des Fachbereichs Psychologie zu machen.

Rund 20 Therapieräume, sowie zusätzliche Gruppen- und Seminarräume gibt es in dem neuen Psychotherapiezentrum. „Der Bedarf für Psychotherapie ist da“, erklärt der Leiter der Ambulanz, Michael Odenwald. Dennoch steht bei dem neuen Zentrum vor allem die Ausbildung der Master-Studierenden im Vordergrund.

Durch eine Änderung des Gesetzes müssen die angehenden Psychologen der Universität Konstanz nicht mehr als Psychologen in Ausbildung (PiA) ihre Praxisstunden nach dem Studium als eine Art Praktikum leisten, sondern können dies im Masterstudium bereits tun. So können sie mit dem Ende des Studiums auch direkt die Zulassung erhalten.

Der Leiter der Psychotherapieambulanz Michael Odenwald (links) und die Leiterin der Kinder- und Jugendpsychologie, Andrea Hartmann ...
Der Leiter der Psychotherapieambulanz Michael Odenwald (links) und die Leiterin der Kinder- und Jugendpsychologie, Andrea Hartmann Firnkorn, heißen die Gäste willkommen. | Bild: Moritz Stein
Die Gäste lauschen dem Vortrag zur Entstehung der Hochschulambulanz.
Die Gäste lauschen dem Vortrag zur Entstehung der Hochschulambulanz. | Bild: Moritz Stein

Keine Versorgungspraxis

Michael Odenwald macht jedoch klar: „Wir werden hier niemandem die Patienten wegnehmen.“ Denn offiziell ist das Zentrum kein Teil der Versorgung, es besteht nämlich keine kassenärztliche Niederlassung. Dennoch soll das Therapiezentrum ganz Patienten behandeln.

„Wir werden versuchen, an der Versorgung teilzunehmen“, sagt Andrea Hartmann Firnkorn, die die Kinder- und Jugendpsychologie leitet. „Aber wir werden die Versorgungsprobleme in der Region nicht lösen können“, erklärt die Psychologin.

So ist ein Therapiezimmer der Kinder- und Jugendpsychologie eingerichtet.
So ist ein Therapiezimmer der Kinder- und Jugendpsychologie eingerichtet. | Bild: Moritz Stein

Da die Hochschulambulanz ohne Kassensitz agiert, sind die Patienten entweder Teil der Forschung oder Lehre. Das bedeutet, dass sie entweder zusätzlich zu ihrer Behandlung an Studien teilnehmen, beispielsweise durch Fragebögen, oder dass ein Masterstudent bei den ersten zwölf Sitzungen dabei ist.

„Anfangs hatten wir Befürchtungen, dass die Patienten keine zweite Person dabei haben wollen“, berichtet Daniela Mier, Leiterin der Erwachsenenpsychologie. „Doch es kommt sehr gut an“, so Mier weiter. Durch eine weitere Person gingen weniger Aspekte verloren, da mehr Leute zuhören und auf das Gesagte achten, meint die Professorin.

Ein Therapieraum der Erwachsenenpsychologie.
Ein Therapieraum der Erwachsenenpsychologie. | Bild: Moritz Stein

Behandlung als normale Kassenleistungen

Die Patienten werden vor Beginn ihrer Therapie genau darüber aufgeklärt, ob sie im Forschungs- oder Lehrbereich seien und was das bedeute, versichert Mier, die unter anderem am California Institute of Technologies tätig war. Immer wieder sollen die Patienten im Laufe ihrer Behandlung Rückmeldung geben können, wie es ihnen mit der Therapie in der Hochschulambulanz geht.

Die Menschen, die im Therapiezentrum behandelt werden, sind echte Menschen mit echten Problemen. In besonders schweren Fällen werden die Patienten auch außerhalb von Forschung und Lehre behandelt. Auch wenn es keine normale Psychotherapiepraxis und nicht Teil der Versorgung ist, können die Patienten die Behandlung als normale Kassenleistungen abrechnen.

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Die Kontaktaufnahme erfolgt wie bei jeder anderen über eine Anfrage der Patienten auf einen Platz per E-Mail oder telefonisch. „Auch hier müssen wir sie dann erst mal auf unsere Warteliste setzen“, erklärt Mier. Da sei das Zentrum nicht anders als niedergelassene Psychologen. Die Nachfrage ist einfach zu groß.

Eine besondere Aufgabe

Die Studierenden sollen durch die Arbeit in der Hochschulambulanz die Möglichkeit haben, direkt mit den Patienten zu arbeiten, die Fälle mitzubekommen und auch selbst über Supervision einen Umgang erlernen, mit dem, was sie von den Patienten zu hören bekommen und was sie selbst belastet. Neben der Jugend- und der Erwachsenenpsychologie soll dort bald auch eine Abteilung für ältere Menschen gegründet werden.

Besonders stolz sind die Leiter des neuen Zentrums, dass es auch die Möglichkeit für ein MRT gibt. Die Universität Konstanz erhält Messzeiten in den Kliniken Schmieder in Allensbach. Daniela Mier glaubt, dass dieses neue Psychologiezentrum ein Gewinn für alle Seiten wird.

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Für die Patienten gibt es ein neues Angebot, die Forschung erhält neue Erkenntnisse und die Studierenden sammeln Erfahrungen, damit sie in Zukunft selbst Patienten versorgen können und dem Mangel an Psychotherapeuten entgegenwirken.