Vor allem die zweite Jahreshälfte des scheidenden Jahres hatte es in sich. Doch einer der rätselhaftesten Kriminalfälle ereignete sich bereits im Frühjahr. Unbekannte Täter brachen in der Nacht auf Mittwoch, 24. April, in einen Tabakladen ein und erbeuteten Zigarettenstangen im Wert von über 100.000 Euro und mehrere hundert Euro Bargeld.
Der Tabakladen befindet sich im Eingangsbereich des Einkaufszentrums Kaufland in der Carl-Benz-Straße im Industriegebiet. Die Täter verschafften sich laut Polizei über das Dach Zutritt zu den Innenräumen. Abgehauen sind sie vermutlich mit einem weißen Lieferwagen, doch viel mehr ist von den Tätern auch acht Monate später nicht bekannt.
„Die polizeilichen Ermittlungen sind abgeschlossen und bleiben ergebnislos“, sagt Andreas Mathy, Erster Staatsanwalt in Konstanz, auf SÜDKURIER-Nachfrage. Die Akten gehen nun an die Staatsanwaltschaft. „Wir prüfen, ob wir noch neue Ansätze finden, aber in der Regel wird das Verfahren in solchen Fällen eingestellt. Es sei denn, später tauchen neue Erkenntnisse auf“, so Mathy.

So bleiben die Umstände der spektakulären Aktion vielleicht für immer das Geheimnis der Täter. Zumindest brachte die Auswertung der Überwachungskameras keine brauchbaren Hinweise. Und laut Andreas Mathy bestand auch kein Zusammenhang des Kippen-Coups mit einem größeren Polizeieinsatz im betroffenen Kaufland einen halben Tag zuvor.
Dabei waren mehrere Diebe auf frischer Tat ertappt worden, vier wurden vorläufig festgenommen, dann aber wieder freigelassen. Wo die riesige Ladung Zigarettenstangen gelandet ist, wird wohl nie zu erfahren sein. Vermutlich sind die Kippen inzwischen ohnehin verdampft.

Vergewaltigung kommt vor Gericht
Licht ins Dunkel kommt dagegen bald bei einer Tat, die vor allem unter Frauen in Konstanz für große Verunsicherung sorgte. Ein damals 20-Jähriger soll in der Nacht zum 4. Juni eine Frau an der Hafenstraße im Stadtgarten vergewaltigt haben.
Nachdem die Polizei zunächst einen 34-Jährigen festgenommen hatte, musste sie ihn kurz danach wieder laufen lassen. Die Vorwürfe gegen ihn erhärteten sich nicht. Knapp drei Wochen später wurde der mutmaßliche Täter festgenommen. Er war mithilfe eines DNA-Abgleichs identifiziert worden. Seit Juli sitzt er in Untersuchungshaft. Ab dem 10. Januar 2025 muss der Mann sich vor Gericht verantworten.
Neues zu den Schüssen an der Eni-Tankstelle
Im Sommer ging es dann richtig rund. Zuerst fielen am frühen Morgen des 7. Juli Schüsse auf eine Personengruppe an der Eni-Tankstelle. Zwei Männer fuhren mit einem Roller an der Gruppe vorbei und feuerten mit einem Revolver mehrfach auf sie. Die mutmaßlichen Täter, zwei Italiener im Alter von damals 20 und 35 Jahren, verletzten dabei einen 37-Jährigen schwer.
Auch zu dieser Tat haben Polizei und Staatsanwaltschaft inzwischen neue Erkenntnisse, wie der SÜDKURIER berichtete. Der Fall wird im Januar und Februar 2025 an gleich fünf Tagen vor dem Konstanzer Landgericht verhandelt. Geladen sind unter anderem 17 Zeugen. Die Anklage lautet auf versuchten Mord.
Größter Polizeieinsatz in Konstanz und Kreuzlingen
Weiter ging es mit einem Vorfall in der Nacht auf den 13. September, der auch die Bevölkerung in Atem hielt: In Konstanz und Kreuzlingen lief der größte Polizeieinsatz seit langer Zeit. Gefahndet wurde nach einem 18-Jährigen, von dem man ausging, dass er bewaffnet durch Konstanz zieht.
Er hatte wohl zunächst einen Angestellten in Münsterlingen im Thurgau bedroht und ihm eine Waffe vorgehalten und dann Ähnliches in einem Hotel am Konstanzer Seerhein abgezogen, nachdem ihm dort eine zweite Übernachtung verwehrt worden war. Da der Deutsche mit Schweizer Wohnsitz polizeibekannt war, kreiste auch stundenlang ein Hubschrauber über Konstanz.

Nach langer Suche wurde der 18-Jährige am folgenden Morgen in der Nähe des Konstanzer Krankenhauses festgenommen und in eine psychiatrische Spezialklinik gebracht. Am Nachmittag folgte die Nachricht der Polizei, dass der Mann eine Pfefferspray-Pistole zur Tierabwehr bei sich trug, die aber einer herkömmlichen Schusswaffe ähnlich sehe.
Wodurch der Mann der Polizei bekannt war, wo er sich inzwischen befindet und welche neuen Erkenntnisse es zu jener Nacht gibt, können Polizei und Staatsanwaltschaft zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt geben. „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen“, sagt Staatsanwalt Andreas Mathy.
Steckte hinter den Schüssen in Egg tatsächlich Erpressung?
Dasselbe gilt für die rätselhaften Schüsse in der Mainaustraße in Egg, die am 22. September vor einem Mehrfamilienhaus fielen. Als Grund wurde eine Erpressung zwischen zwei deutschen Familien angenommen. Staatsanwalt Andreas Mathy sagte damals, eine aus dem mitteldeutschen Raum stammende Familie habe mit der Schreckschusswaffe die in Egg wohnhafte Familie eines Jugendlichen bedroht. Auslöser war wohl die ehemalige Beziehung zwischen 16-Jährigen beider Familien.
Bis heute bleiben auch hier viele Fragen offen: War es tatsächlich Erpressung? Wieso wurde von der Konstanzer Familie Geld gefordert und ging es dabei um Ehrverletzung? Auch dazu möchte Andreas Mathy aktuell nichts sagen, weil die Ermittlungen noch andauern.
Klar ist nur: Die vier Männer im Alter zwischen 24 und 38 Jahren flüchteten nach den Schreckschüssen in einem Mercedes, wurden aber von Beamten der Verkehrspolizei Ludwigsburg auf der A81 aufgespürt. In ihrem Auto fanden die Polizisten mehrere Baseballschläger, Pfeffersprays und eine griffbereit liegende Axtsäge.
Drohung hielt Wessenbergschule in Atem
Angst verursachte auch eine Amokdrohung an der kaufmännischen Wessenbergschule am 14. November. Ein 16-jähriger Schüler hatte am Vortrag wohl gewalttätige Aussagen gegenüber einem Klassenkameraden fallen lassen. Als die Schulleitung davon erfuhr, informierte sie die Polizei, die das Gebäude abriegelte.

Doch bald folgte die Entwarnung: Es stellte sich heraus, dass der 16-Jährige nicht zur Schule gekommen war. Beamte der Kantonspolizei Thurgau trafen ihn zu Hause an. Für die Schulgemeinschaft bestand also keine Gefahr.
Welche gewalttätigen Aussagen der 16-Jährige am Vortag geäußert hatte, was nach dem Vorfall mit ihm passierte und welche Konsequenzen sein Handeln nach sich ziehen, gibt der Erste Staatsanwalt auch in diesem Fall noch nicht preis. Auch hier laufen die Ermittlungen.