„Bisher ein friedlicher Einsatz. Wir sind mit dem Verlauf des Seenachtfestes sehr zufrieden“, sagt Nicole Minge, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, Sonntagnacht gegen 0.45 Uhr beim Telefonat mit dem SÜDKURIER. Zu diesem Zeitpunkt ist die Veranstaltung noch in vollem Gang: Im Stadtgarten und auf Klein Venedig feiern die Festgäste weiter. An dem Zwischenfazit ändert sich später jedoch nichts mehr.
37.000 Besucher auf dem Konstanzer Festgelände
Gemessen an der Zahl der Besucher auf dem Festgelände sowie in der Konstanzer Innenstadt seien relativ wenige Vorfälle zu verzeichnen gewesen, schreibt die Polizei in der Nacht in einer Pressemitteilung. Etwa 37.000 Besucher schätzen die Verantwortlichen der KLE Seenachtfest GmbH auf dem Konstanzer Festgelände, während Markus Baiker, Präsident des gleichzeitig stattfindenden Kreuzlinger Fantastical, von 22.000 Besuchern auf dem benachbarten Schweizer Gelände ausgeht.

Die Polizei bestätigt: Ein friedliches Familienfest
„Es war ein recht ruhiges und entspanntes Fest“, sagt auch Alex Schroff, Einsatzleiter des Deutschen Roten Kreuz (DRK), für den Rettungs- und Sanitätsdienst, der vom DRK und dem Malteser Hilfsdienst sichergestellt wurde. Es seien nur wenige Transporte ins Klinikum notwendig gewesen. „Das meiste haben wir auf dem Gelände versorgt.“ Zumeist musste der Rettungsdienst wegen Alkohol, Schnittwunden oder Kopfplatzwunden tätig werden, so Schroff.
„Es kam bis auf einige wenige veranstaltungstypische Zwischenfälle zu keinen weiteren Anlässen, die polizeiliches Einschreiten nötig gemacht hatten“, heißt es in der Medienmitteilung, die wie folgt endet: „Abschließend war das Seenachtfest 2024 aus Sicht der Polizei ein friedliches und gelungenes Familienfest.“
Die Menschen sind in Feierlaune
„Die Feierlaune ist zurückgekommen“, stellt Jürgen Wünsche von der veranstaltenden KLE Seenachtfest GmbH im SÜDKURIER-Gespräch fest. Sein Veranstaltungskollege Tommy Spörrer und Pressesprecherin Elke Cosmo sind an diesem Sonntagmorgen – wie Wünsche auch – zwar etwas müde, aber sehr zufrieden und auch erleichtert, dass nichts Gravierendes passiert ist.
Bemerkenswert ist: Trotz der hochsommerlichen Temperaturen über 30 Grad kamen die Besucher schon früh aufs Festgelände; schattige Plätze wurden allerdings bevorzugt. So füllten sich der Stadtgarten und die Seestraße schon gegen 16 Uhr.

Die Seestraße war traditionell Spiel- und Vergnügungsmeile für Familien. Gerade der Mitmachzirkus kam bei allen Altersklassen, die sich als Artisten in unterschiedlichen Kunststücken übten, gut an, ebenso die Show von Opus Furore.
Es braucht nicht immer das Spektakuläre, das noch nie Dagewesene, um Menschen zu beeindrucken. Straßenkünstler faszinierten auf der Seestraße die Mädchen und Jungen mit Riesenseifenblasen. Einige Kinder bestaunten die schillernden Objekte lediglich, andere versuchten, die luftigen Kugeln zu fangen.
Spektakulärer Höhepunkt auf dem See waren die Wasserski-Shows des Deutsch-Schweizerischen Motorboot-Clubs. Ob Fahnen-Parade oder Artistik, clowneske Einlage oder Wasserdusche: Die Zuschauer lieben diese Darbietungen.

Neu war: Vor der Lago-Brücke spielte ein Band Live-Musik; die Besucher konnten sich zudem auf Palettenmöbeln ausruhen. „Es ist eine kleine Oase geworden“, meint Elke Cosmo und fügt an: „Da werden wir das nächste Mal noch mehr machen, denn somit hat der Bereich Aufenthaltsqualität.“
Darauf fiebern die Zuschauer hin
Das Feuerwerk war der Höhepunkt der Gesamtveranstaltung. Nach der Show der Kreuzlinger zündete Pyrotechniker Joachim Berner sein musiksynchrones Himmelsspektakel. Er erzählte eine Geschichte und beeindruckte durch die filigrane Inszenierung. Und wahrlich: Zum Hit „Purple Rain“ von Prince erweckte er den Eindruck, als würden purpurne Sterne vom Himmel regnen.

Ende gut, fast alles gut
Nach dem Feuerwerk setzte bereits der Rückreiseverkehr ein. Die Menschen drängte es vor allem zu Bus und Bahn. Doch auf dem Festgelände war noch lange nicht Schluss. Im Stadtgarten und auf Klein Venedig ging dann die Party erst richtig ab. „Bis 2 Uhr standen die Leute bei den Gastronomieständen an“, berichtet Jürgen Wünsche und Tommy Spörrer fügt an: „Manche Stände waren zu dem Zeitpunkt bereits ausverkauft.“

Beide loben das gute Miteinander auf dem Festgelände – das Miteinander jener, die arbeiteten, aber auch der stimmungsvoll feiernden Besucher. Eigentlich sind die Veranstalter glücklich, es gibt aber einen Wermutstropfen: „Trittbrettfahrer“, stellt Tommy Spörrer trocken fest. Über einen Trittbrettfahrer ärgern sich beide besonders: Das ehemalige Telekom-Hochhaus im Stadtteil Petershausen war nicht nur grell beleuchtet, auch Laserstrahlen erhellten von ihm aus den Nachthimmel.

Ärger über einen Trittbrettfahrer
„Die Laser waren bewusst auf den Konstanzer Trichter ausgerichtet, nur um die superteuren Penthouse-Wohnungen zu verkaufen“, ärgert sich Spörrer. Er ist sauer. „Ein Laser ist eine Ablenkung. Man weiß nicht, wie sich dann die Besucherströme verhalten. So etwas hat Auswirkungen auf ein Sicherheitskonzept“, so Spörrer. Man hätte diese Aktion mitbedenken können, aber „erst am Freitag – am Tag vor dem Seenachtfest – hat mich eine Frau von der Immobilienfirma angerufen.“ Tommy Spörrer schüttelt den Kopf und ist sich einig mit Jürgen Wünsche: So etwas wollen sie nicht noch einmal erleben.