Sehen und gesehen werden: Das ist wichtig beim Kinderfest Konstanz-Kreuzlingen am Samstag, 9. September, und diesem Job kommen Tausende junger Menschen mit ihren etwas älteren Begleitungen gerne nach. Marktstände diverser Art an beiden Seiten der Wege durch den Konstanzer Stadtgarten bieten etliche Aufgaben an: Kinderschminken, Basteln, Rugby, Eishockey, Angeln – die jungen Gäste sind gefordert, eine Auswahl zu treffen.
Zwischendurch werden sie von seltsamen Gestalten oder Dinosauriern aufgehalten. Wohin zuerst? Wo lohnt das Warten? Auf dem Weg wandert ein blaues Irgendwas durch die Gassen und erzählt den Kindern, dass es eigentlich gruselig ist. Diese schenken dem wenig Glauben und auch wenig Beachtung. Es trollt sich ein wenig beleidigt ins Theater, „da wohne ich“.

Mina Henn, fünf Jahre, juckt das alles nicht, sie trommelt sich die anstehenden Entscheidungen schön, während Mama den Platz neben ihr zum kurzen Ausruhen nutzt. „Das Fest ist sehr schön gemacht für Kinder“, sagt Lisa Henn, die aus dem Westerwald stammt. Die Familie macht Urlaub am Bodensee und hat zufällig vom Kinderfest erfahren.

Dass das Kinderfest eine Menge Spaß und Abwechslung bietet, hat auch die achtjährige Katie aus Konstanz entdeckt, die große Seifenblasen bildet und der diese erstaunlich gut gelingen. „Wir haben schon Waffeln gekauft und am Glücksrad gedreht“, erzählt sie und freut sich. Worüber am meisten? „Dass wir meine Freundin getroffen haben.“
Junge Mädchen werden zu Hofdamen
Während andere Sport und Spiele austesten, übt sich die fünfjährige Lina in Geduld und Etikette. Kammerzofe Michaela Kaufmann ist viele Minuten lang beschäftigt, ihr Kleid inklusive Krinoline alias Reifrock zu richten und um ihren Körper zu drapieren. „Es ist der Stil des zweiten Kaiserreichs, jede Frau trug damals die Hofmode in diesem Stil“, erläutert Susanne Draschar, die mit der Kollegin vom Napoleonmuseum Arenenberg hergekommen ist, um die jungen Mädchen in Hofdamen zu verwandeln.

Die Kleider seien damals bereits maschinell hergestellt worden, deshalb konnte auch die breite Masse sich eine solche Pracht leisten. Lina scheint zu ahnen, dass sie als Hofdame ganz besonders hübsch aussieht, lächelt und knickst. Ihre Mama Julia Berini wundert das nur wenig: Ist sie doch selbst Musical-Darstellerin und unterrichtet Tanz. Der große Auftritt liegt offenbar in der Familie.
Nachwuchsreporter am SÜDKURIER-Stand
Natürlich soll es auch Reporter geben, die über die vielfältigen Ereignisse an diesem Tag recherchieren. Zunächst aber wird ihre Eignung überprüft, und zwar am SÜDKURIER-Stand. Dort werden fünf Fragen an Nachwuchsreporter ausgeteilt. Gelingt es ihnen, diese zu beantworten, erhalten sie einen Reporterausweis mit ihrem Foto und haben die Chance auf einen Gewinn. Das möchte auch Leon, acht Jahre, mit seiner vierjährigen Schwester Lena ausprobieren – die erste Frage konnte er sofort beantworten.

Fleiß und Geduld bringen alle mit, die an den Bastelständen kreativ werden. „Das hier ist eine aufwendige Angelegenheit, aber das Resultat sollte ein gutes Geschenk sein“, findet Anita Lauper aus Egnach, die mit ihrer Tochter Darja aus einem Buch einen Igel herstellt, in den man anschließend verschiedene Notizzettel oder Lesezeichen stecken kann. Beiden gefällt es gut beim Fest, weil es so vielseitig sei.

Vielseitig hin oder her, irgendwann ist ausgefeiert. An den Aktionsständen sind noch ein paar Kinder, die die müden Gesichter zu schläfrigen Löwen schminken lassen. Ganz kleine Kinder und ein paar deutlich ältere lassen Sand durch die Hände rieseln, weil das so angenehm ist.
An den Speiseständen ist bei erschöpften Müttern der Espresso beliebt. Ein paar unermüdliche Sportkinder belagern noch die Hüpfburg. Dann leert sich der Garten langsam, aus dem lärmenden Spielfeld wird wieder ein stiller Park.