Die Bilanz, die die beiden professionellen Klimaschützer der Stadt, Philipp Baumgartner und Lorenz Heublein aus dem Amt für Klimaschutz, den Stadträten im Haupt- und Finanzausschuss vorstellten, fiel durchweg besorgniserregend aus.

Das Kernthema des Berichts: Wie gut schafft es Konstanz, die Emissionen der Treibhausgase zu verringern? Und welche weiteren Schritte könnten dazu beitragen, dass dieser Prozess an Fahrt aufnimmt? Fünf Erkenntnisse, die aus dem Bericht resultieren.

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  • Der CO2-Ausstoß geht zurück, doch die Klimaschutzziele werden nicht erreicht. Die berechnete CO2-Bilanz der Stadt Konstanz zeigt einen eindeutig rückläufigen Trend der Treibhausgasemissionen von 2021 auf das Jahr 2022. Das sei nicht überraschend, da 2022 durch den Beginn des Ukraine-Kriegs die Energiepreise massiv anstiegen und die Einsparbemühungen daher hoch waren. Geht man jedoch von den Zielen aus, die Konstanz mit der Klimaschutzstrategie anstrebt, so verläuft der Absenkpfad laut Klimaschutzbericht nicht steil genug.
    Im Jahr 2021 lagen die CO2-Emissionen noch 15 Prozent über dem Soll-Wert, im Jahr 2022 aber schon 20 Prozent darüber, wie Lorenz Heublein in der Sitzung des Ausschusses darlegte. Die Lücke betrage für 2022 bereits 70.000 Tonnen CO2 jährlich. Es sieht also so aus, als würde Konstanz seine für das Jahr 2035 berechneten Klimaziele weit verfehlen.
  • Die Sanierung öffentlicher Gebäude ist sehr teuer und geht langsam voran. Das Hauptproblem, das Heublein und Baumgartner auf Anfrage des SÜDKURIER formulieren: „Die notwendigen Investitionen zum Einsparen von Wärmebedarf bei vielen Gebäuden sind hoch.“ Zu sanieren seien 57 Gebäude im städtischen Besitz, heißt es im Klimaschutzbericht, von diesen gebe es aber erst für zwölf Gebäude konkrete Pläne. Laut Bericht sind Generalsanierungen wegen der hohen Kosten im Moment nicht geplant. Geprüft werde aber der Einbau von Wärmepumpen in diese zwölf Gebäude.
    Der Einbau von Pelletheizungen hingegen könne nur als absolute Notlösung betrachtet werden. Die Einschätzung des Amts für Klimaschutz fällt düster aus: „Es ist absehbar, dass mit dem bisherigen Mittel- und Personaleinsatz eine weitgehende Klimaneutralität der städtischen Gebäude bis 2035 nicht zu schaffen sein wird“, schreibt das Amt für Klimaschutz auf Nachfrage. Mit einer konsequenten Priorisierung der Sanierungsvorhaben und der politischen Unterstützung könnte die Gebäudesanierung allerdings vorankommen.
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  • Der Ausbau der Photovoltaikanlagen entwickelt sich positiv. Im Jahr 2023 wurden PV-Anlagen mit einer Leistung von 5,5 MWp (Megawatt peak) in Betrieb genommen, das entspricht einer Verdreifachung der bis dahin bestehenden Leistung. Das Gesamtziel des Ausbaus bei der Klimaschutzstrategie liegt allerdings bei 10 MWp pro Jahr. Die größten in Betrieb genommenen Anlagen wurden 2023 auf dem Schwaketenbad und der Firma Agrana Fruit Germany angebracht. Auch für den starken Ausbau der PV-Anlagen sei die Energiekrise mit ihren gestiegenen Strompreisen verantwortlich.
    Trotz des relativen Erfolges im Jahr 2023 sind Heublein und Baumgartner skeptisch, was die weitere Entwicklung betrifft. Eine Annäherung an die jährlichen Ziele wäre nur dann realistisch, wenn viele private Gebäudebesitzer PV-Anlagen errichten ließen und gleichzeitig große Freiflächen für den Ausbau von PV-Anlagen genutzt würden, heißt es im Klimaschutzbericht. Das Gesamtziel der Ausbauleistung liegt bei 150 MWp, erreicht sind bis jetzt 25 MWp.
  • Beim Verkehr ändert sich zu wenig, der Handlungsspielraum der Stadt ist eingeschränkt. Soll der CO2-Ausstoß reduziert werden, muss sich beim städtischen Verkehr viel ändern. Genau hierauf aber habe die Kommune nur wenig Einfluss, erläutert Heublein, der Verkehr sei nur zu acht bis zehn Prozent durch die Stadt steuerbar, den Rest regeln Land und Bund. „Es handelt sich auch um ein sehr konfliktträchtiges Gebiet“, sagt Lorenz Heublein in der Sitzung. Zu notwendigen Maßnahmen zählen letztlich auch unpopuläre wie eine weitere Verteuerung des Parkens und die Reduktion von bequem direkt vor der Haustür gelegenen Straßenstellplätzen, schreibt Heublein auf Nachfrage.
    Die Umsetzung dieser Maßnahmen sei abhängig von den politischen Mehrheitsverhältnissen. Beim öffentlichen Verkehr habe es im Jahr 2023 eher Rückschritte gegeben, heißt es im Bericht: Wegen Personalmangels mussten Fahrten des Stadtbusses eingeschränkt werden. Durch zahlreiche Baustellen kam es zudem in der Innenstadt immer wieder zu Verspätungen, die den Stadtbusverkehr nicht attraktiver machen.
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Die Stadträte reagieren unterschiedlich auf den Klimaschutzbericht für das Jahr 2023. Dorothee Jacobs-Krahnen (FGL) moniert eine zu große Planlosigkeit der Stadt im Hinblick auf die Aufgaben, die ihr bevorstehen. Wenn das Hochbauamt bislang nur 12 von 57 Gebäuden intensiv auf ihren Sanierungsbedarf hin prüfe, dann müsse man die Aufgabe möglicherweise an ein externes Büro vergeben, um Tempo aufzunehmen. Außerdem mache der öffentliche Nahverkehr große Sorgen.

Heiner Fuchs (CDU) sieht Hoffnung beim Zuwachse bei den Photovoltaikanlagen. Susanne Heiß (FW) weist auf einen sehr ambitionierten Zeitplan hin und darauf, dass es bei der Klimaschutzstrategie ebenso wichtig sei, die Begrenzungen des Haushalts im Blick zu behalten. Jürgen Ruff (SPD) lobt: „Der Klimaschutzbericht ist sehr ehrlich. Wir sind weit hinter unserem Plan und Ziel.“ Gerade bei der Mobilität seien nun große Schritte nötig. Notwendig seien auch Ideen, wie man Privatbesitzer zum Ausbau von PV-Anlagen motivieren könne. „Mit der Freiwilligkeit klappt es nicht so.“

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