Dieter Einhart spricht wohl vielen Badegästen aus der Seele. Wer im Strandbad am Hörnle oder auch an anderen Stellen des Konstanzer Ufers kräftige Schwimmzüge unternehmen will, fühlt bald einmal ein Kitzeln oder Kratzen. Wo eigentlich klares Wasser zum Kraulen einladen sollte, hat sich Botanik versammelt.
Allgemein als Seegras bezeichnet, wuchern die Flachwasserzonen in Konstanz immer mehr zu – jedenfalls in der Wahrnehmung einiger Schwimmer wie Dieter Einhart. Er geht seit Jahrzehnten am Hörnle zum Baden, freut sich über ein naturnahes Ufer, hat mit dem Seegras aber dann doch ein Problem.
Jüngst bemühte er sich deshalb sogar in die Gemeinderatssitzung. Und er sprach sicher nicht nur für sich selbst, als er darum bat, die Mähschiffe dieses Jahr doch wieder häufiger einzusetzen. So, sagt Dieter Einhart, werde das Schwimmen gefördert.

Er glaubt, dass die höheren Wassertemperaturen dazu beitragen, dass heute mehr Seegras wächst als früher. Allerdings wird auch deutlich weniger gemäht, wie in der Sitzung Bürgermeister Andreas Osner bestätigte. Denn das Thema ist Rathaus schon seit Längerem Chefsache.
Dieter Einhart hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Stadt das Baden attraktiver macht. Und am guten Willen fehlt es auch nicht, wie Bürgermeister Osner betont. Eher ist die Sache mit Seegras ein Lehrstück dafür, wie schwierig pragmatisches Handeln für die Verwaltungen geworden ist.
So ist zum einen die Stadt gar nicht selbst zuständig, sondern das Landratsamt als Naturschutzbehörde. Ohne deren Genehmigung darf im geschützten Flachwasserbereich gar nichts passieren, zumal die volkstümlich als Seegras bezeichneten Pflanzen ebenfalls unter Schutz stehen.
Einige kleine Korridore gab das Landratsamt schließlich frei
Im Jahr 2023 hatte der Kompromiss so ausgesehen: Zu zwei der vier Flöße durfte die Bädergesellschaft einen schmalen Korridor freimähen lassen. Damals erklärte Behördensprecherin Marlene Pellhammer: „Das Landratsamt Konstanz hat einer einmaligen Mahd von zwei Schwimmschneisen zu den Badeflößen im Strandbad Horn und einer einmaligen Mahd einer Schwimmschneise zwischen Steg und Badefloß im Badebereich der Bodensee-Therme zugestimmt.“ Einer flächenhaften Mahd der gesamten Badebereiche sei indes nicht zugestimmt worden.
Für 2024, so erklärte die Bädergesellschaft schon im Juli 2023 und so bekräftigte es Bürgermeister Andreas Osner auch jetzt im Gemeinderat, lautet das Ziel, einen größeren Bereich mähen zu dürfen. Doch die Erlaubnis ist dabei nur das eine. Das nötige Gerät ist das andere.
Denn die Bodensee-Hafen-Gesellschaft – wie die Bädergesellschaft Konstanz ein Tochterunternehmen der Stadtwerke – kann ihr Mähschiff „Erna“ nicht mehr unbürokratisch mal schnell vors Hörnle schicken: Laut Osner hat es nach einer Havarie vor einigen Jahren nur noch eine Zulassung für den Einsatz innerhalb der Hafenbecken und nicht mehr im freien Gewässer.
Am guten Willen fehlt es nicht, sagt sogar der Seegras-Hasser
Dieter Einhart sagt, er sei dankbar für all die Versuche, das Seegras-Problem zu lösen. Im vergangenen Jahr hatte er nach einer Eingabe zu dem Thema dazu sogar ein ausführliches Schreiben von Oberbürgermeister Uli Burchardt persönlich bekommen. „Ich freue mich wirklich, dass sich alle erkennbar bemühen“, so der regelmäßige Hörnle-Besucher.
Aber dass es so kompliziert sein soll, nötigt ihm aber dann doch ein leichtes Kopfschütteln ab. Eigentlich, betont er bei einem Ortstermin am Hörnle, solle es doch das Ziel sein, das Schwimmen so angenehm wie möglich zu machen. Und Seegras, so sein Eindruck, „gibt es auch außerhalb der Badebereiche immer noch mehr als genug.“