Der Vorschlag der FDP-Fraktion sieht eine einfache Markthalle in Form einer von mehrerer Säulen getragenen Dachkonstruktion vor. Das Dach sollte entweder begrünt sein oder für die Gewinnung von Sonnenenergie genutzt werden.
„Aus unserer Sicht wäre es wünschenswert“, so heißt es in dem Antrag an die Stadtverwaltung, „wenn die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) dazu Ideen beisteuern würde.“ Man verspreche sich davon eine allgemeine Belebung des Platzes, mehr Schutz vor Sonne und Regen bei Veranstaltungen aller Art und eine Möglichkeit, lokale Produzenten von Lebensmitteln oder etwa Blumen zu unterstützen.
Andere Fraktionen finden Gefallen an der Idee
Der FDP war im Vorfeld ihrer Initiative offensichtlich bewusst, dass sie bei einer Fraktionsstärke von drei Mitgliedern nur bei der Unterstützung anderer Fraktionen eine Chance auf die Umsetzung ihres Vorschlags hat. Und er kam wohl gut an: die CDU, die Freien Wähler (FW), das Junge Forum Konstanz (JFK) und die SPD zeigen Interesse. Auch die im Treffpunkt als Werbegemeinschaft organisierten Händler und das Stadtmarketing versprechen sich von einer Markthalle nach südfranzösischem oder italienischem Muster einen Mehrwert für den Platz und die Innenstadt.
Der Anstoß dazu kam übrigens vom früheren FDP-Stadtrat Michael Fendrich, der sich vom Echo überrascht zeigte. Er habe lediglich die augenscheinlichen Vorteile einer solchen Halle benannt: Sie kann seiner Ansicht nach nicht die Welt kosten, stelle keine größeren technischen oder baulichen Herausforderungen dar und außerdem könne mit einer solchen Konstruktion das Problem umfangreicher Erdarbeiten umgangen werden.
Denn Michael Fendrich ist sich sicher, dass größere Grabungen auf dem Stephansplatz zwangsläufig zu archäologischen Funden führen würden. Das wiederum hätte zur Folge, dass sich die Neugestaltung des Platzes auf unbestimmbare Zeit hinauszögern könnte.
Zwischen Blödsinn und Quatsch
Bei den bisherigen Überlegungen und Vorplanungen tauchte die Idee einer Markthalle nur am Rande auf und sei laut FDP-Stadtrat Heinrich Everke von der Stadtverwaltung mehr oder weniger als „Blödsinn“ eingestuft worden. Der Liberale keilt entsprechend zurück: „Die Stadtverwaltung macht jetzt schon ewig an der Planung zur Neugestaltung rum“, sagt er, „Konkretes liegt bislang aber nicht vor.“ Und nur mit ein paar Bänken, Bäumen und Wasserspielen wird das Potenzial des Platzes nach seiner Einschätzung nicht genutzt.
So herrscht derzeit trotz einer seit mindestens fünf Jahren währenden Debatte nur Konsens über das Ziel einer autofreien Zone. Eben deswegen ist allerdings auch für die FDP mit keiner schnellen Umsetzung der Neugestaltung zu rechnen.
„Aus der Markthalle wird nichts, solange wir keine Quartiersgarage auf dem Döbele haben“, sagt Johann Hartwich. Der FDP-Stadtrat verweist darauf, dass allein in den vergangenen zwei Jahren der Anteil des automobilen Verkehrs in der Innenstadt um fünf Prozent gestiegen sei und „irgendwo müssen die Autos ja hin“.
„Sonst bricht im Verkehr das Chaos aus“
Dass beim Döbele nichts so richtig vorwärts geht, bringt Johann Hartwich in Rage. „Mir ist unbegreiflich, wie man dafür fünf Jahre planen kann, obwohl das Gelände der Stadt gehört.“ Ohne Döbele aber bleibt nach seiner Meinung auch auf dem Stephansplatz besser alles beim Alten.
„Sonst bricht im Verkehr das Chaos aus“, befürchtet er. Da zudem das Budget kaum noch etwas hergibt, geht er beim Projekt einer Markthalle von einer Umsetzungszeit von fünf bis zehn Jahren aus. Die Idee findet er dennoch um ein Vielfaches besser als irgendwelche Wasserspiele. „Das ist doch Quatsch“, sagt er.
Der Aufwand, der für eine autofreie Zone und ein paar Bänken, Bäume oder Springbrunnen betrieben wird, erscheint auch Uwe Rittmann hoch. Dabei stuft der Chef des am Platz betriebenen Reformhauses Fritschi die Bürgerbeteiligung als feine Sache ein, wenngleich der Wert der Umfrage dadurch eingeschränkt worden sei, dass die wesentlichen Ergebnisse im Prinzip schon im Vorfeld festgelegt gewesen seien.
„Es war klar, dass die Autos weg vom Platz kommen“, kritisiert der Geschäftsmann. In der Folge, so seine Befürchtung, würden Menschen mit Handicap oder auch Senioren nicht mehr oder nur mit Schwierigkeiten den Platz erreichen können.

Die Initiative der FDP ist deshalb im Sinn von Uwe Rittmann. „Bevor überhaupt etwas auf dem Stephansplatz passiert, muss ein funktionsfähiges Verkehrskonzept vorliegen“, fordert er. Unter dieser Voraussetzung kann er sich mit der Idee einer Markthalle anfreunden. Er hat dabei Geschäftsinteressen ebenso wie die gesamthafte Attraktivität der Innenstadt im Blick.
An Markttagen mit hoher Laufkundschaft steigt bei ihm der Umsatz, und sollte die Markthalle den Platz zusätzlich beleben, wäre ihm das nur recht. Was Uwe Rittmann ablehnt, sind Gestaltungen wie auf der Marktstätte oder dem Augustinerplatz.
Eine Halle, die an 300 Tagen im Jahr leer steht?
Für Achim Hönig kommt dagegen allein durch die Assoziationen mit einer Markthalle noch kein südländisches Lebensgefühl auf. Der Immobiliensachverständige, der sein Büro am Stephansplatz hat, kann sich eine solche Konstruktion zwar prinzipiell vorstellen, erinnert aber an das vergleichsweise komplizierte deutsche Baurecht.

Die Statik müsse stimmen, und grundsätzlich „sind in Deutschland selbst leichte Konstruktion niemals leicht“. Zu berücksichtigen seien ferner die Erfordernisse etwa der Feuerwehr im Ernstfall oder die Zufahrtsmöglichkeiten der am Platz angesiedelten Staatsanwaltschaft und Polizei. „Und eine Halle, die dann fünf Meter in der Breite und 80 Meter in der Länge aufweist, führt nicht automatisch zu einer Belebung“, gibt er zu bedenken.
Eine bedeutsame Rolle spielt für ihn ferner die Nutzung, denn „mit einer Halle, die an 300 Tagen im Jahr leer steht, ist keinem gedient“. Sein Vorschlag: Die Stadtverwaltung soll die Idee prüfen und dabei unter anderem überlegen, ob nicht der „temporäre Aufbau einer Halle sinnvoller sein könnte als eine feste Immobilie“.