Herr Langensteiner-Schönborn, Sie sind vom Gemeinderat im Amt als Baubürgermeister mit eindrücklichem Ergebnis bestätigt worden. In den ersten acht Jahren Ihrer Amtszeit sind Sie vor allem als Planer und Stadtentwickler in Erscheinung getreten. Kommt jetzt die Phase der Umsetzung?
Ja, einige sehr große Projekte wie Weiherhof, ehemaliges Siemensareal, Telekomareal, Brückenquartier, Döbele und TZK Blarerstraße sind weit entwickelt, so dass in den nächsten Jahren die Ernte eingefahren wird. Allerdings ist auch schon viel umgesetzt. Allein im bezahlbaren Wohnen haben wir bei der Wobak doppelt so viel gebaut und dieses Jahr 240 Wohnungen bezugsfertig hergestellt. Bei der Flüchtlingsunterbringung ist die Quote in Konstanz schon seit Mitte 2021 erfüllt. Auch im Bereich Infrastruktur haben wir einige große Projekte realisiert, beispielsweise der Rheinsteig für Fußgänger und Radfahrer umgebaut, die Radolfzeller-Straße saniert, die Z-Brücke als Verbindung erstellt, zuletzt der Sternenplatz barrierefrei, gemeinsam mit dem Bund erneuert. Und nicht zu vergessen die neue Gemeinschaftsschule mit der neuen Turnhalle, die Sanierung KiKuz und der Umbau des Bodenseeforums.
In der öffentlichen Wahrnehmung fühlt sich das anders an. Man hat den Eindruck, dass viel über Konzepte geredet wird, wie etwa beim Hafner, bei der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes mitsamt der neuen Verkehrsführung oder beim Bauprojekt Jungerhalde. Wann genau wird damit begonnen?
Das Interesse der Bürgerschaft ist es, in der Konzeptphase eingebunden zu werden und mitwirken zu können. Für den Hafner haben wir dies im Vorfeld von dem Wettbewerb gemacht, die Planung verfeinert, zahlreiche Grundstücke erworben und die rechtlichen Rahmenbedingungen für die städtebauliche Entwicklung geschaffen. Bei der Verkehrsführung Altstadt haben wir den Rheinsteig als ersten Abschnitt komplett umgebaut, die Planung des Bahnhofplatz als nächsten Baustein fertiggestellt, aktuell benötigen wir die Bestätigung der Förderung vom Land um ausschreiben zu dürfen. Bei der Jungerhalde ist dieses Jahr mit dem Wettbewerb begonnen worden...
…und dennoch entsteht regelmäßig der Eindruck, dass das konzeptionelle Vorgehen und die Diskussion darüber im Vordergrund stehen. Wann geht‘s denn los?
Ohne Konzept sollte man Stadtentwicklung nicht betreiben. Üblicherweise plant die Stadtentwicklung, die Gesellschaften und Unternehmen setzen das dann um. Wir entwickeln im Rahmen der 7900 Wohnungen die 3700 mit rechtlicher Bindung für bezahlbares Wohnen. Das geht nicht ohne gutes Konzept, wofür uns viele Städte beneiden. Ein Baubürgermeister, der ohne Plan arbeitet, kann nichts umsetzen.
Es sind auf jeden Fall viele Baupläne in Arbeit. Was davon ist denn wann in der Wirklichkeit zu sehen?
Richtig ist, es ist viel gebaut worden. Und um flexibel reagieren zu können, ist vorausschauend zugleich viel in Entwicklung...
…zum Beispiel so wie beim Vorhaben Jungerhalde?
Das ist ein in 2021 gestartetes Projekt für bezahlbaren Wohnraum, wo die Stadt alle Grundstücke hat, die Wobak realisiert und mindestens 50 Prozent geförderter Wohnraum entsteht.
Trotzdem kommen Sie jetzt nicht um ein paar konkrete Antworten herum. Deshalb: Wann geht es konkret los mit der Bebauung des Hafners? Schön wäre es, wenn Sie sich zu einer konkreten Zeitangabe entschließen könnten.
Der Zeitplan ist schon lange bekannt: Mit der Erschließung beginnen wir nach der Ausführungsplanung und mit der Ausschreibung Ende des Jahres 2025. Die ersten Häuser werden im Laufe des Jahres 2027 gebaut.

Warum dauert das so lange? Das Konzept liegt doch vor?
Es ist ein neuer Stadtteil mit über 3000 Wohnungen, mit zirka 15 Hektar Gewerbeflächen und dem Anspruch an eine klimaneutrale Energieversorgung sowie ökologischem Bauen. Die größte Entwicklung für bezahlbaren Wohnraum mit Kitas, Schulen, Spiel- und Freizeitflächen seit Jahrzehnten. Dazu braucht es einen Bebauungsplan, der wird 2022 begonnen, dann kommt die Ausführungsplanung der Erschließung, die Ausschreibung und dann geht‘s los.
Und da kommt nichts in die Quere? So wie etwa bei der Jungerhalde?
Der Hafner ist nahezu einstimmig gesetzt, der Zeitplan steht.
Ein zweites Projekt, bei dem selbst altgediente Stadträte von Zweifeln einer Umsetzung zu Lebenszeiten geplagt werden, ist der Platz vor dem Bahnhof mitsamt der damit verbundenen neuen Verkehrsregelung. Wann geht es los?
Das hängt von der Bewilligung der Fördergelder ab…
…von der man ausgehen kann. Wann genau geht‘s los und in welchem Bereich wird begonnen?
Ich gehe von der Zusage für die Zuschüsse vom Land Anfang des Jahres aus, so dass wir im Sommer loslegen können. Gestartet wird mit der Einrichtung eines Kreisverkehrs beim Einkaufszentrum Lago. Das Ganze wird eine Operation am offenen Herzen. Im Anschluss an den Bahnhofplatz kommt der Neubau der Ladenzeile mit Fahrradparkhaus.
Und das bedeutet was für den Zeitpunkt der Fertigstellung des Gesamtvorhabens?
Ich rechne mit der Fertigstellung des Kreisels und des Platzes im Laufe des Jahres 2024. Danach baut die DB die Ladenzeile neu.
Parallel lässt sich das nicht machen?
Nein, erst müssen wir die Tiefbauarbeiten erledigen. Der Hochbau ist der nächste Schritt.
Ein heißes Eisen ist die Jungerhalde. Wird das noch was in ihrer zweiten Amtsperiode?
Die klare Mehrheit im Gemeinderat steht. Wir müssen hier allein deshalb zeitig zu einer Regelung finden, weil die Feuerwehr mit ihrem Gebäudebedarf mit im Boot ist.
Eine konkrete Terminangabe wäre auch hier nicht schlecht…
Ich gehe von einem Zeitfenster für den Bebauungsplan von zwei Jahren aus. 2024 müsste also die Bebauung möglich sein. Es ist Überzeugungsarbeit nötig, aber planungsrechtlich gibt es aus meiner Sicht wenig Probleme. Das Grundstück gehört der Stadt und die Wobak befindet sich in den Startlöchern.
Herr Langensteiner-Schönborn, wir könnten jetzt die Terminplanung für den Beginn von Projekten noch munter fortsetzen. Vorschlag: Sie haben zwei Vorhaben frei, bei denen Sie selbst sagen, warum Sie Ihnen besonders wichtig sind und wann Sie mit der Umsetzung rechnen.
Das Brückenquartier muss kommen, weil es in Kombination zum Verkehrskonzept mit dem zentralen Omnibus-Bahnhof und einer Quartiersgarage mit 733 geplanten Parkplätzen steht. Außerdem brauchen wir das Gebiet für die Ansiedlung von Gewerbe.
…wann ist damit zu rechnen?
2024 sollte die Quartiersgarage in Betrieb gehen. Das ist wichtig, weil wir mit dem Quartier den Eingangsbereich der Stadt neugestalten und das Gebiet eine bedeutende Funktion für die Stadtentwicklung insgesamt hat.
Und welches Projekt steht bei der Priorisierung für Sie noch ganz oben?
Beim Döbele gehe ich von dem Beginn der Erschließung im Jahr 2024 aus.
Auch hier geht es um Wohnungen und eine Quartiersgarage. Wann ist das Projekt abgeschlossen?
Ich gehe von 2029 aus.
Das wäre dann sozusagen das I-Tüpfelchen Ihrer zweiten Amtszeit. Oder fassen Sie als dann 64-Jähriger noch eine dritte Amtszeit ins Auge?
Ich sage mal so: Mit dem genannten Vorhaben und dem weiteren I-Tüpfelchen ist sehr viel für die Stadtentwicklung von Konstanz erreicht und umgesetzt.
Herr Langensteiner-Schönborn, vielen Dank für das Gespräch.