Ihr Sohn war am Abend des Schmotzigen Dunschtig bei der Jugendparty auf dem Stephansplatz übel zugerichtet worden, nun melden sich die Eltern des Jungen beim SÜDKURIER, um darüber zu reden. Und sie legen auch Wert darauf, die Darstellung der Polizei zu präzisieren.

Der 18-Jährige war nach Auskunft seines Vaters an jenem Abend gegen 21.15 Uhr mit einem Kumpel auf dem Weg von der Toilette zurück zu ihrer Gruppe, als der 19-jährige Begleiter unvermittelt einen Schlag auf den Hinterkopf bekam. „Die haben nix gemacht“, sagt der Vater, dessen Name wir aus Schutz vor dem nicht gefassten Täter hier nicht nennen. Als sein Sohn sich zu dem Angreifer umgedreht habe, sei er dann ebenfalls zum Opfer geworden.

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Der Vater widerspricht damit der Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Konstanz, in der es hieß, sein Sohn habe den Täter zur Rede gestellt. „Der hat nur hingeschaut“, betont er. Polizeisprecher Dieter Popp versucht auf Nachfrage, die Darstellung in der Pressemitteilung einzuordnen. „Das kann auch ein Ausruf wie ‚He, was soll das!‘ gewesen sein.“ Im Bericht der Kollegen, die das aufgenommen haben, werde das dann allgemein mit „zur Rede gestellt“ formuliert.

Dieter Popp, Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, erklärt, wie es zu der Formulierung in der Polizeimeldung kam.
Dieter Popp, Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, erklärt, wie es zu der Formulierung in der Polizeimeldung kam. | Bild: SK-Archiv

Der 18-Jährige, der am Montag, 12. Februar, noch im Krankenhaus lag, erlitt bei dem Angriff aus dem Nichts einen Jochbein-, einen Nasen- und einen Kieferbruch. Auch die rechte Augenhöhle sei gebrochen und muss operiert werden, erzählt die Mutter des Jugendlichen, die nun wie der Vater um das Augenlicht des Jungen auf dieser Seite bangt.

Ins Krankenhaus gefahren hatten die Eltern ihn an jenem Abend selbst. Bei der Sanitätsstelle im Bürgersaal sei der Junge „weggeschickt“ worden, so der Vater. Man habe ihm gesagt, die Schwellung am rechten Auge sei normal, ergänzt die Mutter.

Was sagt das Deutsche Rote Kreuz dazu?

„Als wir uns das dann zu Hause genauer angeschaut haben – da war nichts normal“, erzählt sie. In die Notaufnahme hätte man den Jungen aber ohnehin geschafft. „Bei den schweren Schlägen, die er einstecken musste, möchte man ja auch sichergehen, dass er keine Hirnblutung hat.“

Jan Welsch, Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Konstanz, war am Schmotzigen selbst im Bürgersaal im Einsatz. „Deshalb weiß ich auch, dass da alles ordnungsgemäß abgelaufen ist.“ Einzelheiten zu dem 18-Jährigen könne er zwar nicht nennen. Grund: die ärztliche Schweigepflicht.

Jan Welsch, Vorsitzender des DRK-Ortsvereins, und war selbst vor Ort. Er versichert, „dass da alles ordnungsgemäß abgelaufen ...
Jan Welsch, Vorsitzender des DRK-Ortsvereins, und war selbst vor Ort. Er versichert, „dass da alles ordnungsgemäß abgelaufen ist.“ | Bild: Oliver Hanser | SK-Archiv

Dass sich Verletzte per Taxi oder von Verwandten und Bekannten ins Krankenhaus bringen lassen, selbstständig dorthin fahren oder erst am Tag darauf den Haus- oder Facharzt aufsuchen, sei an Fasnacht und bei anderen Großveranstaltungen aber nichts Ungewöhnliches. Man habe gar nicht die Kapazitäten, alle mit dem Rettungswagen zu transportieren.

Die Bereitschaft des Ortsvereins Konstanz hatte zum Butzenlauf am Mittwoch, am Schmotzigen Dunschtig sowie zum Fasnachtsumzug am Sonntag den Sanitätsdienst übernommen. Dabei leisteten die 29 ehrenamtlich eingesetzten Kräfte von den Sanitätshelfern bis zu den Notärzten rund 450 Helferstunden. „Unsere Kräfte wurden zu mehr als 50 Einsätzen gerufen. Die meisten Einsätze konnten ausschließlich mit Fuß-Trupps bedient werden“, so Welsch. Einsatzfahrzeuge kamen nur in den wenigsten Fällen direkt zum Ort des Geschehens.

Rettungswagen stehen am Schmotzigen Dunschtig in der Konstanzer Innenstadt.
Rettungswagen stehen am Schmotzigen Dunschtig in der Konstanzer Innenstadt. | Bild: Sebastian Ridder

Welsch: „Da ist niemand weggeschickt worden“

Insgesamt habe man knapp 90 Patienten versorgt. Allein rund 80 waren es am Schmotzigen zwischen 9 Uhr morgens und 2 Uhr nachts in der eigens eingerichteten Hilfsstelle im Bürgersaal. „Da ist niemand weggeschickt worden“, betont Welsch. Sämtliche Hilfsleistungen seien unter ärztlicher Aufsicht erfolgt, zwei Notärzte waren dafür abwechselnd im Einsatz. Zudem wurde jeder Fall dokumentiert.

Die Einsatzzahlen an Fasnacht 2024 bewegen sich nach Einschätzung des DRK-Ortsvereinschefs im Rahmen des Üblichen. „Leider mussten wir dieses Jahr aber wieder einmal feststellen, dass unsere Einsatzkräfte oft Schwierigkeiten haben, sich ihren Weg durch die Menschenmassen zu bahnen“, sagt Welsch. Es scheine leider keine Selbstverständlichkeit zu sein, in solchen Fällen Platz zu machen.

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Die Eltern des Opfers hoffen nun, dass ihr Sohn wieder ganz gesund und der Täter geschnappt wird. Der 19-jährige Freund, der sich wegen Schmerzen am Kopf später auch noch in der Notaufnahme vorstellte, habe jedenfalls eine gute Personenbeschreibung geben können. Bei der Pressestelle der Polizei kam die laut Sprecher Dieter Popp allerdings nicht an – und landete damit auch nicht in der Pressemitteilung. Momentan bleibt sie noch ein Geheimnis der ermittelnden Beamten.