Gut abgeschirmt vom Grün der Bäume und unbeachtet vom Trubel rund um den Gottmannplatz liegt ein kleines Juwel: die ehemalige Fabrikantenvilla Rheinburg. Das zartrosa Gebäude zwischen dem bunten Kinderhaus am Rhein und der Fahrradbrücke steht seit einigen Monaten leer. Lange wurde unter Bürgern gerätselt, wer hier wohl einziehen möge.

Jetzt löst Oberbürgermeister Uli Burchardt die Fragezeichen in Luft auf. „Wir hatten zwei Ideen für das Schmuckstück. Zum einen möchten wir einen Bürgermeister auf die rechte Rheinseite bekommen, denn dort sind schon verschiedene Ämter angesiedelt. Zum anderen möchten wir das Versprechen einlösen, Räume für Vereine zu schaffen, mit unbürokratischer Nutzung und ohne weiteres Personal.“
Und so sind seit März 2024 Bauarbeiter in der Villa, die Böden, Wände und Türen ertüchtigen sowie die Elektroinstallation und Datenverarbeitungsleitungen auf den neuen Stand bringen. Von der Substanz her sei das denkmalgeschützte Gemäuer in gutem Zustand, sagt Hochbauamtsleiter Thomas Stegmann. Doch das Innenleben braucht eine Auffrischung.

Auf allen Ebenen wird gebohrt, geschraubt und gestrichen, in vielen Räumen stehen alte Möbel, die teilweise weiterverwendet und durch neue ergänzt werden sollen. „Im Erdgeschoss zieht das Amt für Klimaschutz ein“, erläutert Thomas Stegmann. Ein weiteres Zimmer soll als Lounge der Begegnung dienen. Auf drei weitere Räume im Erdgeschoss ist die Verwaltung besonders stolz.
„Hier entsteht eine neue Anlaufstelle für die Bürger“, sagt Uli Burchardt. „Das sind schöne, helle Räume mit Terrasse und Garten, der Bedarf ist groß. Wir reagieren damit auf die Tatsache, dass immer mehr Hinterzimmer in Gasthäusern verschwinden und viele Vereine keine Möglichkeit mehr haben, sich zu treffen.“

80 Stühle werden den Bürgern zur Verfügung stehen, für Versammlungen oder Vorträge. Feierlichkeiten sind hier allerdings nicht vorgesehen. „Die Bürger dürfen auch nicht erwarten, dass hier Getränke oder Häppchen bereitstehen“, stellt Burchardt klar. „Wir werden einen Wassersprudler, Gläser und Spülmaschine anbieten, aber die Nutzung beruht stark auf Selbstorganisation.“
Während die Vereine sich dort nachmittags und abends treffen können, stehen die drei schmucken Zimmer mit Stuck und Parkett bis mittags der Verwaltung zur Verfügung, etwa für Seminare oder Personalentwicklung.

Im ersten Stock zieht Bürgermeister Andreas Osner ein
Das erste Obergeschoss mit großer Terrasse und Teeküche ist ganz der Verwaltung vorbehalten. Hier bekommt Sozialbürgermeister Osner mit seinen Mitarbeitern Büroräume und macht dadurch Platz im alten Rathaus frei. „Das ist sinnvoll, weil ihm zugeordnete Ämter ohnehin rechtsrheinisch liegen, darunter das Sozial- und Jugendamt sowie das Amt für Bildung und Sport“, sagt Uli Burchardt.

Im ersten Stock findet auch die Stabsstelle Konstanz International um dessen Leiter David Tchakoura ihre neue Heimat, die bislang im Verwaltungsgebäude an der Laube sitzt. Noch eine Holztreppe höher befindet sich ein großer, heller Raum mit Fachwerkbalken. „Dort richten wir einen Büroraum für die Verwaltung ein und probieren neue Arbeitsformen aus“, erläutert Hochbauamtsleiter Thomas Stegmann.
Neben einer Teeküche an der Seite wird in der Raummitte eine Sitzecke eingerichtet. Entlang der Wände entstehen Stillarbeitsplätze sowie mobile Arbeitsplätze, die für Besprechungen in Teams genutzt werden können, etwa für ämterübergreifende Projekte. „Da der Raum nicht barrierefrei zugänglich ist, können wir ihn nicht der Öffentlichkeit anbieten“, sagt der Oberbürgermeister.

Das große Ämter-Umziehen startet Ende Juli
Viel Zeit bleibt den Handwerkern nicht mehr, um alles herzurichten: Die Ämter sollen schon Ende Juli umziehen. Das wiederum zieht viele weitere Zimmerwechsel nach sich, denn dadurch werden im Sommer 16 Räume im alten Rathaus und zwölf im Verwaltungsgebäude an der Laube frei.
In das ehemalige Büro von Bürgermeister Andreas Osner zieht künftig Verwaltungsdezernent Thomas Traber, auch das bislang verstreute Hauptamt rückt näher zusammen. Uli Burchardt freut sich über die neuen Nutzer der alten Villa: „Hier wird mit wenig Aufwand eine tolle Lösung geschaffen“, sagt er. „Die Verwaltung und die Vereine werden das Haus beleben.“