Anfang Oktober fanden zahlreiche Haushalte in Singen, Radolfzell und Konstanz Flugblätter der Initiative „Querdenken 773 – Hegau“ in ihren Briefkästen. Und darauf abgedruckt vermeintliche Fakten zum Mund-Nasen-Schutz und dessen gesundheitsgefährdender Wirkung. Der SÜDKURIER unterzog die Flugblätter damals einem Faktencheck und konnte die meisten Behauptungen mithilfe von Experten als falsch entlarven.

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Ähnliche Aktionen fanden auch am Hochrhein und im Bodenseekreis statt. Jetzt ist ein neues Papier im Umlauf – eine Art Werbeflyer, auf dem verschiedene Gruppen aus dem Umfeld der Querdenken-Bewegung aufgeführt sind. Diesmal firmiert als Absender aber keine regionale Querdenken-Gruppe. Im Impressum ist ein Dr. Bodo Schiffmann aufgeführt. Und auf dem neuen Flugblatt finden sich auch keine vermeintlichen Fakten zu Corona. Auf der Vorderseite wird „Gegen Hetze und Diskriminierung“ angeschrieben sowie „Für Wahrheit und Miteinander“ plädiert.

Auf der Rückseite wird dann primär Werbung für gewisse Organisationen und Publikationen gemacht. Wer sind diese Gruppen mit Namen wie „Ärzte für Aufklärung“ oder „Mutigmacher“? Und wer ist Bodo Schiffmann, der im Impressum des Flyers genannt wird? Ein Überblick.

Die Rückseite des Flugblattes.
Die Rückseite des Flugblattes. | Bild: Isabelle Arndt

Wer ist Bodo Schiffmann?

Der Sinsheimer Hals-Nasen-Ohren-Arzt Bodo Schiffmann ist kein Unbekannter. Er gehörte zu den Gründern der selbst ernannten Partei „Widerstand 2020“, die sich primär gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie richtete. Kurze Zeit nach ihrer Gründung löste sich die Bewegung wieder auf. Schiffmann trat daraufhin der Bewegung „Wir2020-Partei“ bei, die dieselben Ziele verfolgte. Inzwischen hat er die „Partei“ verlassen.

Bodo Schiffmann während einer Demonstration gegen die Anti-Corona-Maßnahmen in Stuttgart im Mai 2020.
Bodo Schiffmann während einer Demonstration gegen die Anti-Corona-Maßnahmen in Stuttgart im Mai 2020. | Bild: Thomas Kienzle

Schiffmann ist regelmäßig als Redner bei Querdenken-Demonstrationen präsent. Der HNO-Arzt, der auf die Behandlung von Schwindelpatienten spezialisiert ist, verbreitet in seinen Reden und Videos unter anderem die These, dass Covid-19 nicht gefährlicher sei als eine Grippe-Erkrankung und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes Menschenleben gefährde.

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Ende Oktober wurde bekannt, dass die Heidelberger Staatsanwaltschaft gegen Schiffmann ermittelt. Die Polizei durchsuchte die Praxis des HNO-Arztes. Wie Ermittler gegenüber dem Nachrichtenmagazin Spiegel sagten, steht Schiffmann im Verdacht, in mindestens drei Fällen falsche Gesundheitszeugnisse an Patienten ausgestellt zu haben, um diese von der Maskenpflicht zu befreien.

Bis Mitte Juli verbreitete Schiffmann seine Videos auf dem YouTube-Kanal seiner Praxis „Schwindelambulanz Sinsheim„ mit mehr als 160.000 Abonnenten. Danach eröffnete er einen neuen Kanal namens „Alles Ausser Mainstream“, der derzeit rund 100.000 Abonnenten zählt. Alle Inhalte dieses Kanals hat Schiffmann inzwischen gelöscht und verweist auf seinen Kanal gleichen Namens auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Hier folgen Schiffmann rund 76.000 Leute. Ende Oktober waren es laut Spiegel noch gut 98.000.

Wer steckt hinter den Gruppen auf dem Flugblatt?

Was alle Gruppen auf den Flugblättern eint, ist – neben ihrer Affinität für den Kurznachrichtendienst Telegram – ihre Ablehnung der Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Bis hin zur Verharmlosung der Covid-19-Erkrankung. Auch das angebliche Vorhaben einer Zwangsimpfung wird von einzelnen immer wieder aufgegriffen. Zudem scheinen die Gruppen untereinander gut vernetzt zu sein. Oft verweisen sie auf ihren Internetseiten aufeinander.

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