Die Preise für Energie steigen, das Tanken ist so teuer wie nie. Auch in Konstanz hat der Krieg in der Ukraine drastische Auswirkungen, so kostet der Liter Diesel in der Stadt am See mittlerweile deutlich über zwei Euro. Eine geeignete Alternative für das Auto, nicht nur für Pendler, wären Bus und Bahn. Der Bund möchte für Entlastung sorgen und hat mit einem geplanten 9-Euro-Ticket einen Vorstoß gewagt. Ausführendes Unternehmen wären hier die Stadtwerke Konstanz. Doch wie ist dabei der aktuelle Stand?
Noch ist das Vorgehen unklar
„Die Stadtwerke Konstanz werden den Anforderungen von Bund und Ländern nachkommen und den neuen Tarif umsetzen, sobald die genauen Modalitäten bekannt sind“, gibt Christopher Pape, Pressesprecher des städtischen Unternehmens, auf SÜDKURIER-Nachfrage an. „Wir gehen davon aus, dass eine Regelung geschaffen wird, die uns in die Lage versetzt, die zentralen und noch offenen Fragen der konkreten Ausgestaltung des Tarifs innerhalb eines realistischen Zeitrahmens zu klären.“
Die genaue Umsetzung des Tickets sei zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht klar, es könnten dazu keine Angaben gemacht werden. Das Unternehmen möchte aktiv über die konkreten Pläne für das 9-Euro-Ticket informieren, sobald die Ausgestaltung geklärt sei. Bisher sei dies jedoch nicht der Fall. Gegenüber dem SÜDKURIER betonte das Unternehmen bereits im Vorfeld, dass die Maßnahme des Bundes neben Einnahmeverlusten auch zu erheblichen Zusatzkosten führen werde, da „ad hoc viele administrative, IT-basierte und vertriebliche Zusatzaufgaben bewältigt werden müssen“.
Trotzdem sehe das Unternehmen das günstigere Ticket für die Menschen in Deutschland als Chance, auch Kunden für den öffentlichen Nahverkehr zu gewinnen, die diesen bislang noch nicht genutzt hätten. Grundsätzliche Überlegungen, auch ohne die Einführung eines 9-Euro-Tickets, die auf wackligen Beinen steht, die Preise aufgrund des Krieges in der Ukraine zu senken, gebe es jedoch laut Christopher Pape aktuell nicht. Ob sich die Preise in Zukunft eher nach oben oder unten entwickeln, sei nicht prognostizierbar und „auch abhängig vom weiteren Verlauf der geopolitischen Situation“.
Kein günstigerer Preis aus Eigeninitiative
Doch wäre ein vermindertes Preisangebot ohne die Einführung eines 9-Euro-Tickets zur jetzigen Zeit nicht möglicherweise sogar gewinnbringend, wenn man eben jene Kunden erreichen könnte, die sonst keinen Gebrauch vom ÖPNV machen? „Hinsichtlich der Anzahl der Fahrgäste, die auf Bus umsteigen können, ist das Marktpotential in Konstanz größtenteils ausgeschöpft“, gibt Christopher Pape an. „Dies haben Untersuchungen zum Thema Modal Split uns bestätigt.“ Der Modal Split oder Marktanteil bezeichnet den Anteil eines Verkehrsträgers am gesamten Verkehrsmarkt.
Für Kunden der Stadtwerke Konstanz, die auf das Angebot der Fähre zwischen Konstanz und Meersburg zurückgreifen, würde sich bei der Einführung des 9-Euro-Tickets ohnehin nichts ändern. Die Fähre gilt nicht als ÖPNV, würde damit ohnehin nicht vom vergünstigten Ticket abgedeckt werden. Eine Preisminderung von Seiten des Unternehmens ist jedoch auch hier nicht geplant.