Steigt die Zahl der Fahrradunfälle in Konstanz?
Aus den Zahlen der polizeilichen Statistik zu Fahrradunfällen lässt sich zumindest für das Stadtgebiet von Konstanz kein klarer Trend ablesen: So stieg die Zahl der erfassten Fahrradunfälle auf der Gemarkung Konstanz (inner- und außerorts) zwar von 229 im Jahr 2016 auf den Höchstwert von 280 im Jahr 2018. Doch bereits 2019 ging sie wieder zurück auf 217 und stieg im Jahr darauf auch nur leicht auf 223 erfasste Unfälle.
Im Gegensatz dazu stehen die Zahlen für den gesamten Landkreis Konstanz. Hier wurden mit 570 Radunfällen im vergangenen Jahr insgesamt 48 mehr als noch 2019 erfasst. Im ersten Halbjahr 2021 seien der Polizei auf dem Gebiet der Stadt Konstanz bisher 86 Unfälle bekannt, erklärt Uwe Vincon, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, auf SÜDKURIER-Anfrage.
Warum gibt es bei der Anzahl erfasster Unfälle so starke Schwankungen?
Erklärungen hierfür seien rein spekulativ, betont Vincon. „Die Unfalldatenbank liefert auf solche Frage keine Antworten.“ Im Zuge der Corona-Pandemie seien vergangenes Jahr zwar sicherlich viele Menschen vom Öffentlichen Nahverkehr aufs Fahrrad umgestiegen, so der Polizeisprecher weiter. Das erkläre aber nicht die Unfallspitze aus dem Jahr 2018.

Der im Vergleich zum gesamten Landkreis geringe Anstieg der Unfallzahlen in der Konzilstadt von 2019 auf 2020 könne möglicherweise mit den fehlenden Studenten erklärt werden, mutmaßt Vincon. Denn im vergangenen Jahr mussten aufgrund von Corona auch die meisten Studenten ins Homeoffice wechseln.
Nicht bestätigen kann der Polizeisprecher, dass sich die Urlaubszeit auf die Zahl der Fahrradunfälle auswirkt – etwa aufgrund ortsunkundiger Touristen, die mit dem Rad unterwegs sind. „In den warmen Monaten sind sicher mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs, und folglich steigt auch die Anzahl der Unfälle. Die Eigenschaft ‚Tourist‘ wird bei den Unfallermittlungen aber nicht erhoben“, betont Vincon.
Was sind die häufigsten Ursachen für Fahrradunfälle?
Bei den von 2016 bis 2020 erfassten Unfällen, die durch Radfahrer selbst verursacht wurden, sei der am häufigsten genannte Grund „nicht angepasste Geschwindigkeit“ gewesen, erklärt Vincon. Nämlich bei 282 von insgesamt 878 Fällen.
„Häufiger als Alleinbeteiligter, der aufgrund glatter, nasser oder verschmutzter Fahrbahn im Kurven- oder Kreuzungsbereich stürzt“, so der Polizeisprecher weiter. Meist würden bei Fahrradunfällen mehrere Ursachen erfasst. Und für viele Unfälle sei in den Polizeirapporten auch kein Grund vermerkt, da sich beispielsweise der Radfahrer von der Unfallstelle unerlaubt entfernt habe.
Bei 111 Unfällen, die auf die Kappe von Radfahrern gehen, seien ungenügender Sicherheitsabstand und bei 74 Alkohol als zumindest mit ursächlich erfasst worden. „Andere Ursachen wurden nur in vergleichsweise unbedeutender Anzahl vermerkt“, erläutert Vincon. Bei den 534 seit 2016 erfassten Zusammenstößen zwischen Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern sei bei 317 ein Autofahrer der Unfallverursacher gewesen, bei 150 andere Radfahrer.
36-mal stießen Radfahrer seit 2016 mit Fußgängern und 26-mal mit Lastwagen zusammen. „Die häufigste Ursache mit 191 Einträgen sind Vorfahrtsverletzungen, gefolgt von Fehlern beim Abbiegen mit 138 Schadensereignissen und 54-mal Fehlern beim Überholen“, erklärt der Polizeisprecher.
Auch hier gelte, wie bei allen erfassten Unfällen: „Die Anzahl aller Ursachen ist größer als die Zahl der Unfälle, da zu Ursachen aus dem Bereich der Verkehrstüchtigkeit immer eine weitere Ursache genannt werden muss und weitere Unfallbeteiligte ebenfalls Ursachen setzen können.“