Momentan gilt an manchen Orten in Konstanz eine Leinenpflicht. Nun soll sie auf alle Wohngebiete und Uferwege in Konstanz ausgeweitet werden. Darüber entscheidet der Gemeinderat am Donnerstag, 17. März. Außerdem wolle man besprechen, ob bestimmte Orte ausgewählt werden an denen Hunde frei laufen dürfen.
Viele Hundebesitzer wehren sich mit einer Petition dagegen. Auf der Homepage www.change.org heißt es dazu: „Wir fordern eine Bürgerbeteiligung, denn auch wir Hundehalter leben in Konstanz und wollen den See mit unserem Vierbeiner genießen.“ Bis zum späten Mittwochnachmittag (Stand: 17.30 Uhr) haben schon fast 1800 Leute unterschrieben.
In den Unterlagen des Gemeinderats steht, dass die Verwaltung keine Bürgerbefragung erlaubt. Denn im Jahr 2005 sei es bei kontroversen Themen sehr schwierig gewesen, zu einer Einigung zu kommen. Zudem seien die Stadt Konstanz und die Ortspolizeibehörde verpflichtet, sinnvolle Regeln zu beschließen, da es um die körperliche Unversehrtheit von Personen gehe.
Der SÜDKURIER hat Hundebesitzer in Konstanz zum umstrittenen Leinenzwang befragt.
Inge und Heinz-Peter Frech mit Hündin Anna

Inge Frech (65) und Heinz-Peter Frech (63) kümmern sich unter der Woche um den Hund Anna, der ihrem Sohn gehört. Der Australian Shepherd sei elf Jahre alt und sehr gut erzogen. „Wir haben am Morgen davon gelesen“, antwortet Heinz-Peter Frech auf die Frage, ob sie schon von der möglichen Leinenpflicht gehört haben. „Ich halte das für eine unwirksame Lösung, man sieht niemanden kontrollieren“, erklärt er.
Warum Heinz-Peter Frech gegen eine Leinenpflicht ist, begründet er folgendermaßen: „Es kommt auf das Herrchen an: Ob mit oder ohne Leine – ein Hund kann beißen.“ Auch Inge Frech ist gegen die Leinenpflicht. „Es tut uns weh Anna anzuleinen, sie ist sehr gut erzogen und hört immer wenn wir sie rufen. Trotzdem nehmen wir sie an die Leine, wenn wir in Richtung Stadt laufen.“

„Wir sind Hörnle-Gänger“, fügt Inge Frech hinzu. „Dort gehen wir aber nicht mit dem Hund hin, denn die sind da verboten. Trotzdem sehen wir häufig Leute mit Hunden am Hörnle, vor allem im Winter.“
Besnik Shalla mit Hündin Mia
Mia ist acht Jahre alt und eine Mischung aus Terrier und Chihuahua, sie gehört Besnik Shalla (41). Während der SÜDKURIER mit ihm spricht, hält er Mia die ganze Zeit auf dem Arm. Er ist für eine Leinenpflicht, denn „so kann ich meinen Hund besser schützen“, meint er. Das Herrchen fügt hinzu: „Mia ist auf mich fixiert, aber andere Hunde gehen häufig auf sie los. Wenn sie den Hund mag, ist das ok, aber bei großen Hunden ist es blöd, weil sie sehr klein ist.“

Eine weitere Begründung für eine Leinenpflicht sei der Verkehr. „Wenn ein Hund auf die Straße rennt, dann haben wir den Salat“, sagt er. „Die Leinenpflicht ist nicht nur für große Hunde sondern auch für kleine gut, weil man sie so besser schützen kann. Manche Besitzer sind unvorsichtig und das ist gefährlich.“
Jens Stolzenberg mit Hündin Tina

Die schwarze Labrador-Hündin Tina bekommt während des Gesprächs von seinem Herrchen Jens Stolzenberg (82) Leckerlis. Seine Meinung zur Leinenpflicht ist eindeutig: „Es gibt genug Verbote. Hunden sollte man ihren Freiraum lassen“, sagt er. „Ich verstehe eine Leinenpflicht an der Seestraße und in der Innenstadt, aber die Flächen, die momentan frei für Hunde sind, sollen frei bleiben.“ Es geht ihm vor allem um den Uferweg zum Hörnle. „Tina ist ein Labrador und die schwimmen gerne, wie soll ich sie an der Leine schwimmen lassen?“ fragt er.

„Natürlich gibt es Hunde, die gehören an die Leine“, erklärt er im weiteren Gespräch. „Das sind die Hunde, die nicht erzogen sind und deshalb nicht hören.“ Auch er muss Tina in bestimmten Situationen an die Leine nehmen. „Tina isst gerne. Wenn ein Kind mit Essen in der Nähe ist, kann es passieren, dass sie versucht dem Kind das Essen zu klauen.“ Deshalb nimmt er seinen Hund immer an die Leine, wenn Kinder in der Nähe sind. „Es gibt solche und solche Herrchen, man sollte seinen Hund in bestimmten Situationen kennen und dementsprechend reagieren.“
Marion Kauffeldt und Hündin Nayeli

„Ich fände es schade, wenn eine generelle Leinenpflicht eingeführt wird“, sagt Marion Kauffeldt, als der SÜDKURIER sie auf die kommende Sitzung im Gemeinderat anspricht. Neben ihr wartet brav ihre Hündin Nayeli, ein Australian Shepherd und 12 Jahre alt. „Es kommt auf den Hundehalter an, nicht darauf ob ein Hund an der Leine ist“, sagt sie. „Das ist genauso wie beim Thema Haufen wegmachen, ich habe immer viele Tüten dabei, wenn ich mit Nayeli spazieren gehe.“
Ihr ist es wichtig, dass Grünflächen für Hunde frei bleiben: „Es gibt Grünflächen in Konstanz – wie den Hoerlepark oder den Lorettowald. Es wäre schön, wenn man Hunde dort freilaufen lassen könnte. Mein Hund jagt, aber hier gibt es kein Wild – deshalb ist das kein Problem.“ Im Sommer würde sie mit einer Leinenpflicht vor dem selben Problem wie Hundehalter Jens Stolzenberg mit seiner Tina stehen: „Nayeli planscht gerne, aber schwimmen kann sie mit Leine nicht.“
Außerdem hatte sie schon häufiger Probleme mit Leuten, die am Uferweg hinter der Seestraße baden gehen. „Die Badegäste beschweren sich. Es gibt viele Orte in Konstanz, die extra zum Baden gedacht sind, wenn man aber an einem anderen Ort ins Wasser geht, müssen Hundehalter und Badegäste sich gegenseitig respektieren“, erklärt sie. „Der Hundehalter muss auf seinen Hund achten, mein Hund kommt wieder wenn ich ihn rufe. Das ist wichtig, wenn man seinen Hund frei laufen lässt.“