Die Nachricht, dass nach der Linde nun vielleicht auch das schräg gegenüberliegende Gasthaus Löwen geschlossen wird, sorgte in Wollmatingen für Wirbel. Im Facebook-Kanal Konstanzer Seegeflüster des SÜDKURIER kommentiert eine Nutzerin: „Sicherlich werden wieder horrend teure Apartments oder Büroräume da hingestellt. Der Wollmatinger Ortskern verschwindet. Wirklich schade!“
Ein anderer Nutzer pflichtet bei: „Die Investoren reiben sich angesichts neuen Betongoldes schon die Finger.“ Doch es kommt vermutlich anders. Die Stadt Konstanz geht davon aus, dass das Gasthaus Löwen und die Nachbargebäude trotz der Zwangsversteigerung im November bestehen bleiben.

Hintergrund ist, dass das Ensemble Litzelstetter Straße 2/4 erhaltenswert sei, erläutert das Konstanzer Bauamt auf SÜDKURIER-Nachfrage. Das Gasthaus Löwen sei ebenfalls erhaltenswert. Darüber hinaus müsste bei diesem Gebäude geprüft werden, ob sogar eine Denkmaleigenschaft vorliegt.
Dürfen die Häuser dann gar nicht abgerissen werden? Der städtische Denkmalpfleger Frank Mienhardt präzisiert: „Erhaltenswert ist ohne entsprechende Satzung keine rechtlich bindende Kategorie. Für uns bedeutet erhaltenswert die ausdrückliche Empfehlung zum Gebäudeerhalt oder alternativ hohe gestalterische Anforderungen an einen Neubau, der sich in das historisch geprägte Umfeld einfügen muss.“
Löwen könnte wieder verpachtet werden
Laut Stadt liegen keine aktuellen Pläne möglicher Investoren vor. „Eine Neuverpachtung des Gasthauses Löwen ist in jedem Fall möglich und vor allem wünschenswert, da es sich um eine ortsbildprägendes Gebäude mit identifikationsstiftender Nutzung und wertvollem Freiraum handelt“, schreibt das Bauamt.
Dies passt auch zum wesentlichen Ziel des derzeit erstellten Bebauungsplans „Ortsmitte Wollmatingen“. Er soll dazu führen, das Ortsbild zu stärken und „eine verträgliche, städtebauliche Weiterentwicklung unter Erhalt der historischen Gebäudestellung und der Gebäudehöhen zu gewährleisten“, so die Stadt.
Dennoch könnten sich bei der Zwangsversteigerung einige Interessenten einfinden. Schließlich kommt ein Filetstück unter den Hammer: Selten wird ein so großes Areal angeboten, noch dazu in einer Ortsmitte. Aufgerufen wird das Ensemble mit Gasthaus, Nachbargebäuden und Freifläche mit Biergarten für rund drei Millionen Euro. Und da geht der Wettstreit erst los.
Ob die Stadt selbst beim Termin im Konzil mitbietet, lässt ein Pressesprecher im Unklaren: „Wie in allen Versteigerungsverfahren in Konstanz üblich, so prüft die Stadt Konstanz auch in diesem Fall eine etwaige Beteiligung im Rahmen der Möglichkeiten und Perspektiven.“ Die Besonderheit bei dieser Zwangsversteigerung besteht darin, dass die Bieter entweder einzelne Gebäude oder auch das Gesamtobjekt ersteigern können.
Gutachter sieht großen Sanierungsbedarf
Welchen Wert die Häuser haben, ermittelte unterdessen ein Gutachter. Laut den Angaben des Portals versteigerungspool.de hatte er nur teilweise Zugang zu den Innenräumen. Auch in das Ober- und Dachgeschoss des Gasthauses Löwen wurde er nicht hineingelassen. Seine Berechnungen basieren deshalb auf der Besichtigung von außen, Bauplänen und Vergleichswerten.
Die zweigeschossige Doppelhaushälfte an der Litzelstetter Straße 2 und auch das Gebäude an der Litzelstetter Straße 4 wurden wohl als Wohn- und Ökonomiegebäude errichtet. „Nach dem äußeren Eindruck besteht an der Gebäudehülle einiger Instandhaltungsrückstand“, vermerkt der Gutachter.
Dennoch bildete der Experte sich ein Urteil: „Die Ausstattung kann als einfach eingestuft werden. Es erfolgten Reparaturen und Renovierungen in geringem Umfang. Nach dem Eindruck der besichtigten Bereiche der baulichen Anlagen ist der überwiegende Teil des Innenausbaus überaltert.“
Pächterin würde sehr gerne bleiben
Wie es mit dem Gelände weitergeht, steht nicht fest. Sollte der Löwen wirklich bestehen bleiben, könnte der neue Besitzer das Gebäude sanieren und zum Beispiel Wohnungen und Gewerbeflächen schaffen. Oder aber das Gasthaus wird neu verpachtet. „Ich würde den Löwen sehr gern weiter bewirtschaften“, sagt die aktuelle Pächterin Nicole Buchholz.

Schließlich arbeitet sie dort schon seit 27 Jahren; seit 2010 ist sie die Pächterin. Dann schiebt sie hinterher: „Es kommt natürlich darauf an, welche Pacht der neue Eigentümer verlangt. Aber ich könnte mir gut vorstellen, den Löwen bis zur Rente zu führen.“