Zweiter Prozess gegen die Männer, die den Wollmatinger Marco Boxler nahe der Diskothek Grey zusammengetreten und -geschlagen haben: Am 12. März 2024 ist die Berufsverhandlung gegen sie am Landgericht Konstanz angesetzt. Das sagte Andreas Mathy, Sprecher der Staatsanwaltschaft Konstanz, dem SÜDKURIER. Da nur die Angeklagten Berufung gegen das Urteil des Amtsgerichtes eingelegt haben, nicht aber die Staatsanwaltschaft, drohen ihnen wegen des Verschlechterungsverbotes keine höheren Strafen als beim ersten Prozess.

In dem Fall geht es um den Gewaltausbruch dreier junger Männer aus Hilzingen, die in den frühen Morgenstunden des 23. Oktobers 2022 im Konstanzer Industriegebiet nach einem Discobesuch auf einen gemeinsamen Bekannten eindroschen und -traten.
Als der zufällig vorbeikommende Marco Boxler sie bat, damit aufzuhören, fielen sie über ihn her und richteten ihn dabei so übel zu, dass Teile seines Schädels im Gesichtsbereich mit Platten an der richtigen Stelle fixiert werden mussten.

Bei den Männern handelt es sich um zwei Brüder im Alter von 19 und 25 Jahren und ihren 28 Jahre alten Cousin. Alle drei gestanden trotz anfänglicher Ausflüchte die ihnen vorgeworfenen Taten. Außerdem zahlten sie Schmerzensgeld an Boxler und das erste Opfer.
Die zwei Älteren wurden vom Amtsgericht zu drei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt – dieses Strafmaß kann nicht zur Bewährung ausgesetzt werden und ist ihnen zu hoch. Der 19-Jährige erhielt zwei Jahre Jugendstrafe auf Bewährung, drei Wochen Jugendarrest und 150 Stunden gemeinnützige Arbeit. Er akzeptierte das Urteil.
Der Richterspruch gegen die anderen beiden gilt dagegen vorerst nicht. Weil das Amtsgericht keine Gefahr sah, dass sie flüchten könnten, sind sie nach wie vor auf freiem Fuß, wie Sylvester Kraemer, einer der Verteidiger, bestätigte.
Und wie geht es Marco Boxler heute? Der 35-jährige Softwareentwickler hat sich seinen Traum, trotz vorausgegangener Bandscheiben-Operation und der schweren Verletzungen durch die Schläge und Tritte der Hilzinger wieder als aktiver Ringer für den Kraftsportverein Wollmatingen auf die Matte zurückzukehren, nicht in der erhofften Form verwirklichen können – auch wenn er mittlerweile tatsächlich wieder für sein Team in der Verbandsliga Südbaden antritt.
Das macht er allerdings nur, damit seine Gewichtsklasse besetzt ist und es keine Verbandsstrafe gibt. Die Pro-forma-Kämpfe dauern meist nur ein paar Sekunden. „Eigentlich“, sagt Boxler, „bin ich in Rente.“