Die Gesundheitsversorgung im Landkreis Konstanz erlebt unruhige Zeiten. Während der Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) 2022 sein zehnjähriges Bestehen feiert, stehen dessen Strukturen auf dem Prüfstand. Diese Chronologie zeigt, was sich in den vergangenen Monaten getan hat, was entschieden wurde – und was nicht.
- Dezember 2021: Der Kreistag stellt 10 Millionen Euro für den Masterplan Bau am Gesundheitsverbund in den Haushalt ein. Ziel ist es, in die Substanz der Klinikbauten zu investieren und Synergieeffekte zwischen Abteilungen zu erreichen.
- März 2022: Das Strukturgutachten zur Zukunft des Gesundheitsverbunds wird veröffentlicht. Das Gutachten der Firma Lohfert und Lohfert rät dazu, das Radolfzeller Krankenhaus zu schließen. Es empfiehlt außerdem einen Neubau mit effizienterer Struktur für den Standort Singen und schlankere Strukturen für den Standort in Konstanz. Klar ist: Die Umsetzung der Forderungen des Gutachtens wird den Kreis und die Kommunen etwa 270 Millionen Euro kosten.
- Mai 2022: Die Kreisverwaltung legt einen Grundsatzbeschluss zur Zukunft des GLKN vor. Die Mitglieder des VFA sollten somit über die Schließung der Krankenhäuser Singen und Radolfzell abstimmen sowie über einen Neubau in Singen. Die Kreisverwaltung bevorzugt dabei die Lösung mit zwei Klinikstandorten wie im Gutachten vorgeschlagen. Doch die Fraktionsvorsitzenden bitten darum, die Entscheidung zu vertagen, da zu viele Fragen ungeklärt sind.
- Juni 2022: Die Krankenhaus-Debatte wird zum Krankenhaus-Streit. Die Singener Stadtverwaltung hat einen Standortvorschlag für einen Klinikneubau auf Singener Gemarkung gemacht. Radolfzell hält dagegen: Die Radolfzeller Stadtverwaltung kontert mit eigenen Grundstücksvorschlägen für mögliche Standorte. Das Argument: Radolfzell sei für viele Bürger im Kreis besser zu erreichen. Beide Oberbürgermeister betonen jedoch, dass es nicht zum handfesten Zoff zwischen den Städten kommen werde.
- Juni 2022: Die Kreisverwaltung Konstanz stellt in einer Pressemitteilung klar, dass der Gesundheitsverbund Konstanz ab 31. Juli 2022 das Stühlinger Krankenhaus nicht weiterbetreibt. Die stationäre Versorgung dort werde beendet – auch, weil weder der Kreis Waldshut noch die Klinikum Hochrhein GmbH das marode Haus übernehmen wollen.
- 12. Juli 2023: Der Verwaltungs- und Finanzausschuss empfiehlt im Grundsatzbeschluss die Zwei-Häuser-Lösung. Damit solle auch die Suche nach einem geeigneten Grundstück für einen Neubau beginnen.
- 18. Juli 2022: Der Kreistag schließt sich der Empfehlung des VfA an und stimmt ebenfalls dafür, das Radolfzeller Krankenhaus zu schließen und ein Grundstück für einen Neubau des Singener Standorts zu finden. Ein medizinisches Gutachten soll bis Ende des Jahres erstellt werden. Einige Räte fordern, die Option einer Sanierung des aktuellen Standorts in Singen zu prüfen, auch, weil die Kosten für einen Neubau in der aktuellen Lage als sehr hoch eingeschätzt werden. Dies sagt der Landrat zu – es soll also auch ein Sanierungsgutachten geben.
- August 2022: Inzwischen liegen zwei Grundstücksvorschläge für einen Klinikneubau vor. Einer stammt aus Singen und befindet sich an der Hohenkrähen- und Bruderhofstraße am nördlichen Stadtrand. Der Vorschlag aus Radolfzell bezeichnet ein ehemaliges Kiesabbaugebiet der Firma Meichle und Mohr an der Grenze zur Singener Gemarkung, wo sich B34 und B33 kreuzen. Die Grundstücke gehören jeweils der Stadt Singen beziehungsweise der Stadt Radolfzell, mögliche Erweiterungsflächen privaten Eigentümern.
- November 2022: Der GLKN gibt bekannt, dass der Kreißsaal in Konstanz in nächster Zeit jeweils drei Wochen geöffnet sein wird, bevor er eine Woche geplant schließt. Grund für die Pausen im Betrieb ist ein eklatanter Personalmangel bei den Hebammen. Schwangere aus Konstanz müssen sich so zum Teil auf ihre Niederkunft in Singen oder in einer anderen Klinik außerhalb des Landkreises einrichten.
- 19. Dezember 2022: Die Kliniken des Gesundheitsverbunds gehen in den Notbetrieb. Das bedeutet, dass sämtliche planbare Operationen verschoben werden und nur noch Akutfälle in den Kliniken in Konstanz und Radolfzell behandelt werden. Das Radolfzeller Krankenhaus bekommt einen kompletten Aufnahmestopp von Patienten verhängt. Grund für den Notbetrieb ist eine Kombination aus Personalmangel, erkrankten Pflegekräften und Ärzten und einer Erkrankungswelle bei den Patienten. Es trifft nicht allein den Gesundheitsverbund Kreis Konstanz – den meisten Kliniken in ganz Deutschland geht es ähnlich.