Der Widerstand gegen die auf dem Schienerberg geplanten Windkraftanlagen nimmt weiter an Fahrt auf. Neben der bereits bestehenden Bürgerinitiative „Landschaftsschutz Schienerberg“ hat sich mit den „Freunden der Höri“ eine weitere Initiative formiert.

Diese hat jüngst zu einer Informationsveranstaltung im Pfarramt im Mooser Ortsteil Weiler eingeladen. „Meine Motivation ist es, die schlimmen Eingriffe in unsere Natur zu verhindern“, begrüßte Wolfgang Engelmann dabei die rund 120 Besucher. Gemeinsam mit Johannes Wilhelm und Johannes Ebbers ist Engelmann Sprecher der Initiative, die eng mit der bestehenden Initiative „Landschaftsschutz Schienerberg“ zusammenarbeiten möchte.

Sorgen um den Klimaschutz

Mit dem Landschaftsarchitekten Ulrich Bielefeld hatte sich die Initiative für die Infoveranstaltung einen Experten mit jahrzehntelanger Erfahrung im Landschaftsschutz an die Seite geholt. Dieser kritisierte die Windkraftanlagen: „Die Windkraft wird als Säule der Energiewende angepriesen, doch ich bin davon überzeugt, dass viele Menschen diese Energiewende ablehnen würden, wenn sie wüssten, wie kontraproduktiv diese Politik für den Naturschutz ist“, so Bielefeld.

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Der Schienerberg weise höchst sensible Schutzgebiete mit windkraftsensiblen Arten auf. Bereits 1954 wurde der Schienerberg als Landesschutzgebiet (LSG) ausgewiesen.

Landschaftsbild und Denkmalschutz

Je größer und ungestörter Wälder sind, desto wertvoller seien sie für die Biodiversität, für die Grundwasserspeicherung, CO2-Speicherung und Klimaanpassung. Auch hier sieht Bielefeld einen klaren Widerspruch, denn für jedes Windrad müsste bis zu ein Hektar Fläche gerodet werden, je nach Gelände kämen für die Zuwegung noch ein bis zwei Hektar Rodungsfläche hinzu. Bestehende Ökosysteme würden zerstört werden, so der Landschaftsarchitekt.

Diese fotorealistische Visualisierung soll die Auswirkungen zeigen, welche die geplanten Windkraftanlagen auf der schweizerischen und ...
Diese fotorealistische Visualisierung soll die Auswirkungen zeigen, welche die geplanten Windkraftanlagen auf der schweizerischen und deutschen Seite des Schienerbergs laut Ulrich Bielefeld hätten. | Bild: Ulrich Bielefeld

Den zweiten großen Konfliktherd sieht der Experte beim Thema Landschaftsbild. Seine fotorealistischen Visualisierungen der geplanten bis zu 250 Meter hohen Windrafträder aus verschiedenen Blickwinkeln wie zum Beispiel dem Radolfzeller Bodenseeufer, sorgten beim Publikum sichtlich für Entsetzen.

Auch in Bezug auf den Denkmalschutz des Weltkulturerbes Reichenau sieht Bielefeld einen wichtigen Konfliktherd. Das für den Denkmalschutz zuständige Ministerium habe eine Liste mit 97 Kulturdenkmalen vorgelegt, in deren Umkreis möglichst keine Windräder stehen sollen, darunter auch die Reichenau. Demnach stünden die auf dem Schienerberg geplanten Windkrafträder im klaren Widerspruch zum Denkmalschutz.

Ähnliche Bedenken gab es bereits 2019 bei den von Schweizer Seite ins Spiel gebrachten Windkraftstandort Salen-Reutenen auf dem Thurgauer Höhenrücken oberhalb von Steckborn und Salenstein. „Insbesondere besteht die Besorgnis, dass die Insel Reichenau hierdurch ihren Status als Unesco-Weltkulturerbe verlieren könnte“, hieß es damals in einer Stellungnahme des Landratsamtes Konstanz.

Lieber Sonnenenergie nutzen

Letztendlich gäbe es auch im Bereich der Abwägung sehr großes Konfliktpotential, so Bielefeld. Eine Wirtschaftlichkeit der Anlage sei aufgrund des zu geringen Windpotentials nicht gegeben. Die Erfahrung habe gezeigt, dass die Wind-Prognosen oft viel zu hoch ausgefallen seien. Eine Analyse des UPI Umwelt- und Prognose-Instituts (Das UPI-Institut ist laut Homepage ein gemeinnütziges Forschungsinstitut mit Sitz in Heidelberg. Über wissenschaftliche Standards ist auf der Homepage nichts zu erfahren und darf an dieser Stelle als Lobbyarbeit verstanden werden. Anmerk. der Redaktion.) habe ergeben, dass beispielsweise die Prognose für die drei Windkraftwerke in Schorndorf 71 Prozent zu hoch war, für die 19 Windkraftwerke auf der Ostalb 56 Prozent.

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Die Erfahrung habe gezeigt, dass wenn erst einige Windräder stehen, weitere hinzukämen, denn die Landschaft gelte dann als vorbelastet. Damit es auf dem Schienerberg gar nicht erst zu einer solchen Vorbelastung komme, plädierte Bielefeld dafür, die Sonnenergie für die Gewinnung von regenerativer Energie zu nutzen.

Tatsächlich könnte das passieren – in Schienen ist ein Solarpark geplant, ein Bebauungsplanentwurf wurde dem Gemeinderat bereits vorgelegt. Die Verantwortlichen hatten Anfang Mai gemeinsam mit der ABO Wind, die den Windpark auf dem Schienerberg plant, zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Dabei hatte die ABO Wind versichert, die Planung solle nach und nach an Natur- und Schallschutzvorgaben angepasst werden. Möglich sei zum Beispiel, eine der vier Anlagen zu verschieben oder wegzulassen.

Weitere Veranstaltungen geplant

Auf die Infoveranstaltung der Windkraft-Gegner sollen noch weitere folgen, so Wolfgang Engelmann, an denen dann hoffentlich auch Vertreter des Gemeinderats anwesend seien. Aufgrund einer Terminüberschneidung mit der Gemeinderatssitzung sei dies bei der ersten Veranstaltung nicht möglich gewesen.