In vier Tagen entscheidet sich, wer Mühlingens nächster Bürgermeister wird und auf Amtsinhaber Manfred Jüppner folgen wird. Mit Peter Kible, Thorsten Scigliano und Markus Fecker stehen am Sonntag, 20. September, drei Bewerber zur Wahl. Bei der SÜDKURIER-Podiumsdiskussion in der Schloßbühlhalle haben sie sich den Fragen von SÜDKURIER-Redaktionsleiter Stephan Freißmann und aus dem Publikum gestellt.
Persönliche Beweggründe zum Aufwärmen
Sowohl Peter Kible als auch Thorsten Scigliano und Markus Fecker wollen die Gemeinde als echte Teamplayer voranbringen. „Mühlingen liegt mir am Herzen und ist für mich Heimat geworden“, sagt Kible. Auch Thorsten Scigliano bezeichnet den Posten als Mühlingens Bürgermeister als Berufung: „Die Bürger haben mir signalisiert, dass sie offen für einen Bürgermeister von außen sind.“ Markus Fecker will als Vereinsmensch, der die Bedürfnisse der Mühlinger kennt, die Ärmel hochkrempeln – aber dabei immer authentisch bleiben.
Bürgermeister oder nichts, Peter Kible?
Für den Fall einer Niederlage kündigte Peter Kible an, seine Ämter im Ortschafts- und Gemeinderat niederzulegen. Moderator Stephan Freißmann wollte Gründe hierfür wissen: Die Wahl als Bürgermeister sei für Kible eine Grundvoraussetzung für ein weiteres ehrenamtliches Engagement in der Kommunalpolitik. „Wenn das nicht geschätzt wird, ist es an der Zeit sich zurückzuziehen“, so Kible.
Seine Parteimitgliedschaft in der CDU sieht Kible weder als Nach- noch als Vorteil. Er achte die christlichen Werte, werde sich aber keiner guten Idee aus anderen demokratischen Parteien verwehren.
Wohin zieht es Sie, Thorsten Scigliano?
Auch auf dem SÜDKURIER-Podium bekräftigte Thorsten Scigliano, vorerst in Aach wohnhaft zu bleiben – auch im Falle einer Wahl. Aber er versprach: „Ich werde in vier Jahren in Mühlingen leben.“
Im Familienrat sei der Beschluss gefallen, dass sein Sohn erst die Grundschule in seinem derzeitigen Heimatort besuchen solle: „Wenn er die Grundschule beendet hat, verspreche ich, dass wir kommen.“
Warum ausgerechnet Mühlingen, Markus Fecker?
Bewerber Markus Fecker erklärte, dass er aus einem Dorf stamme und mit und für die Menschen in Mühlingen arbeiten wolle. Er habe sich bewusst für eine Kandidatur in Mühlingen entschieden, da er in der Gemeinde viele Leute kenne.
In Konstanz könne er sich ein politisches Engagement nicht vorstellen: „Stadträte sind meist Parteipolitiker.“
Hier wollen die Bewerber anpacken
Thorsten Scigliano hat die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum im Blick. Um die medizinische Versorgung sicherzustellen, könne er sich vorstellen, dass die Gemeinde ein kostenlosen Gebäude für Ärzte zur Verfügung stelle. Scigliano kritisierte indes, dass es in der Gemeinde an öffentlichen Plätzen für Jugendliche fehle. Er wolle in Zukunft mehr Räume für Jugendliche schaffen – auch innerhalb der Gemeinde. „Aktuell gibt es einen Bauwagen, in dem sich die Jugendlichen treffen können, aber der ist viel zu weit außerhalb“, so Scigliano.

Für Peter Kible ist der Ausbau der Glasfaserversorgung der Gemeinde ein Riesenschritt in Richtung digitaler Zukunft – auch mit Blick auf Homeoffice und Schulbildung. Mühlingen sei in diesem Bereich schon sehr gut aufgestellt, aber er wolle die Digitalisierung an den Schulen weiter vorantreiben. Stolz zeigte sich Kible mit Blick auf das Erfolgsmodell Weiherbachschule in privater Trägerschaft. „ Hier sieht man, dass sich das Engagement der Lehrer und Eltern gelohnt hat“, so Kible, dessen Frau in der Schulleitung tätig ist.

Markus Fecker könnte sich hinsichtlich einer besseren Lebensmittelversorgung einen zentralen Hofladen, bestückt mit Lebensmittel von regionalen Herstellen, vorstellen. Er bezeichnete den Ortsteil Schwackenreute als eventuellen Standort. Nicht vorstellen könne er sich indes, dass die Gemeinde den Hofladen selbst betreiben könne. Zudem wolle er versuchen, Arbeitsplätze für junge Familien nach Mühlingen zu bekommen. Die Gemeinde solle so wachsen – stetig, nicht auf einen Schlag. „Das Dorf soll aber am Leben erhalten werden“, so Fecker.
Uneinigkeit bei Ablachtalbahn
Uneinigkeit herrschte beim Thema Ablachtalbahn. Während sich Kible und Fecker für einen regulären Personenverkehr auf der Ablachtalbahn-Strecke einsetzen wollen, will Scigliano im regionalen Nahverkehr stärker auf den Ausbau des Busverkehrs setzen.

Was Besucher bewegt
Bürgermeister Manfred Jüppner bescheinigte den Kandidaten großen Mut, bei der Persönlichkeitswahl anzutreten. Das Publikum zeigte sich recht unentschieden und so wollten die Fragesteller meist Antworten von allen Kandidaten.

Alfred Renner aus Gallmannsweil wollte wissen, wie die Bademöglichkeit an den Schwakenreuter Seen verbessert werden kann. Kible, Scigliano und Fecker waren sich einig, dass der Naturschutz dort wenig Spielraum lasse.

Manfred Schilling aus Mainwangen hegte die Sorge, dass die Bewerber für die Umsetzung ihrer Ideen eventuell mit einer Gebührenerhöhung planen. Dabei sprachen sich die Bewerber dafür aus, was nichts realisiert werden könne, dass nicht finanzierbar sei.
Amtsinhaber Manfred Jüppner wünscht sich eine hohe Wahlbeteiligung
Am Sonntag, 20, September, haben die Mühlinger die Wahl, wer neuer Chef im Rathaus werden wird.
- Peter Kible: Der 57-Jährige sitzt seit elf Jahren für die CDU im Mühlinger Gemeinderat und seit 16 Jahren im Ortschaftsrat. Außerdem ist der studierte Wirtschaftsingenieur seit sechs Jahren erster Bürgermeisterstellvertreter in der Gemeinde. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und arbeitet als technischer Leiter in einem Industrieunternehmen.
- Thorsten Scigliano: Er lebt mit seiner Familie seit 2008 in Aach und ist gelernter Werkzeugmechaniker. Der 48-Jährige ist kaufmännischer Leiter in einem Handwerksbetrieb. Thorsten Scigliano ist verheiratet und hat einen sechsjährigen Sohn. Er tritt als parteiloser Bewerber an.
- Markus Fecker: Der 39-Jährige ist selbstständig. Er arbeitet im Bereich Marketing und Messeorganisation für juristische Fachverlage. Fecker ist ledig und lebt in Konstanz. Aktuell spielt er beim FC Zoznegg. Auch er tritt bei der Wahl am Sonntag als parteiloser Kandidat an.
- Das sagt der Amtsinhaber: „Die Gemeinde kann sich freuen, dass eine Auswahl besteht. Jetzt kann der Wähler entscheiden, welchen der drei Bewerber er für am Geeignetsten hält“, betonte Bürgermeister Manfred Jüppner. Er hoffe, dass es am Sonntag eine hohe Wahlbeteiligung geben werde. „Es ist eine richtungsweisende Entscheidung und eine hohe Beteiligung wird dem neuen Bürgermeister Auftrieb und Schwung geben“, so Jüppner weiter. Er bezeichnete die drei Bewerber als völlig unterschiedliche Typen. Zur Podiumsdiskussion des SÜDKURIER sagte der scheidenden Amtsinhaber im Mühlinger Rathaus: „Der Wähler kann sich hier wenige Tage vor der Wahl ein klares und umfangreiches Bild machen.“
- Der Wahltag: Der Termin für den ersten Wahlgang ist Sonntag, 20. September. Um dabei Bürgermeister zu werden, muss einer der Kandidaten mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen bekommen. Sollte dies nicht gelingen, findet ein zweiter Wahlgang am Sonntag, 4. Oktober, statt. Dabei genügt die einfache Mehrheit: Es gewinnt, wer die meisten gültigen Stimmen hat.
- Zum Nachschauen: Wer die Podiumsdiskussion daheim noch einmal anschauen will, hat auf der Internetseite des SÜDKURIER die Möglichkeit dazu. Ein Video vom Podium ist abrufbar unter http://www.sk.de/10613745