Wegen Corona verschieben sich viele Dinge nach hinten. So musste auch die öffentliche Verabschiedung des ehemaligen Mühlinger Bürgermeisters Manfred Jüppner um ein Jahr verschoben werden. Die Gästeliste für die Feier in der Schloßbühlhalle musste klein gehalten werden. Deshalb war es der Gemeinde nur möglich, neben dem aktuellen Bürgermeister noch wenige seiner Wegbegleiter zur Abschiedsfeier einzuladen.

37 Jahre und vier Monate währte Jüppners Zeit im Amt. Eine lange Zeit, welche, wie es Johannes Moser als Vertreter des Gemeindetages umschrieb, auf sportlicher Ebene einem Grand Slam-Sieg (Tennis) gleichen würde.

Sportlich, sei er immer gewesen. Darauf wies auch ein Bild Jüppners im Radtrikot im Programmheftchen hin. Auch Bürgermeisterstellvertreter Peter Kible erinnerte an seine wenigen Vertretungstage in den vergangenen Jahren, die letztlich fast ausschließlich auf das Konto eines Radunfalls gegangen seien. Er moderierte nicht nur durch den Abend, sondern überreichte Jüppner auch die Urkunde für die Ernennung zum Ehrenbürger.

Vom Jüngsten zum Ältesten

Auch Hauptamtsleiter Edwin Sinn bezog sich kurz auf diese erstaunlich kurzen und wenigen Krankheitsepisoden. Humorvoll und mit viel Charme umriss er Jüppners Dienstzeit in Mühlingen vom Tag seiner ersten Wahl in das Amt des Bürgermeisters bis hin zum Ende seiner Amtszeit im Jahr 2020.

Er erinnerte daran, dass sich die Gemeinde 1974 aus den zuvor selbstständigen Ortsteilen Zoznegg, Gallmannsweil, Mainwangen, Schwackenreute und Hecheln gebildet hatte. Zu Beginn seiner Dienstzeit sei Jüppner im Mühlinger Rathaus quasi der Vorgesetzte seiner Vorgänger aus Zoznegg und Mühlingen geworden.

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Gleichzeitig sei er der Jüngste im Bunde gewesen, so Sinn. Nach und nach seien seine Kollegen aus ihren Ämtern ausgeschieden, nur er sei geblieben, bis er letztlich der älteste im Amt war.

Ein Ende kaum vorstellbar

„Wir fragten uns schon, was macht der Mann, wenn er nicht mehr ins Rathaus darf?“, blickte Sinn auf die Zeit zurück, als feststand, dass Jüppner seine Amtszeit beenden wolle. „Sie waren mit Leib und Seele Bürgermeister“, sagte Sinn abschließend.

Der Abend wurde durch musikalische Beiträge einer aus Mitgliedern der Musikvereine Mühlingen und Zoznegg gebildete Besetzung schwungvoll umrahmt. Und auch die Redner hielten sich durchweg an den Wunsch Jüppners, nicht all zu viele Worte zu verlieren.

Wegbegleiter verabschieden sich

Dennoch hatten hinsichtlich einer 37 Jahre währenden Amtszeit viele Wegbegleiter etwas zu sagen. Der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung, welcher aus persönlicher Verbundenheit unter den Gästen saß, verzichtete aus der aktuellen bundespolitischen Wahlkampfsituation heraus auf eine Rede.

Darauf verzichten wollten aber die beiden Landtagsabgeordneten Dorothea Wehinger und Hans-Peter Storz nicht. Sie lobten Jüppners Arbeit und blickten freudig auf die gemeinsamen Begegnungen zurück.

Der frühere Konstanzer Landrat Frank Hämmerle (links) und sein Nachfolger im Amt, Zeno Danner waren nach Mühlingen gekommen, um sich von ...
Der frühere Konstanzer Landrat Frank Hämmerle (links) und sein Nachfolger im Amt, Zeno Danner waren nach Mühlingen gekommen, um sich von Jüppner zu verabschieden. | Bild: Doris Eichkorn

Für die Feuerwehr sprach Markus Riffler als Gesamtkommandant. Auch den Dank der Mühlinger Vereine überbrachte er stellvertretend für die verhinderte Josefine Traber. Sie ist Zunftmeisterin der Sunnelöscherzunft sowie Vorsitzende des Trägervereins der Weiherbachschule.

Uwe Theis dankte Jüppner in Vertretung der Zoznegger Vereinswelt und Petra Kible sprach für die private Gemeinschaftsschule ihren Dank für die Unterstützung Jüppners aus. Theis verwies darauf, dass Jüppner bereits schon mehrfach die Schirmherrschaft für Narrentreffen übernommen hatte und stellte scherzhaft die Anfrage für das Jahr 2024 in den Raum.

Fast noch einmal angetreten

Jüppner wagte selbst einen Rückblick auf die letzte Phase seines Wirkens. Mit seinen Kräften am Ende ist er nicht. Denn zu einer möglichen erneuten Kandidatur sagte er: „Wäre ich unter die neue Altersregelung gefallen, hätte ich es, wenngleich mich viele für verrückt gehalten hätten, noch einmal gewagt.“

Doch seine Amtszeit ist beendet. Er ließ durchblicken, dass die Pandemie für seine Entscheidung, sich aus der vordersten politischen Reihe zurückzuziehen, beigetragen habe.

Statt Geschenken lieber Spenden

Geschenke wollte Jüppner zum Abschied nicht. Bereits im Vorfeld hatte er darum gebeten, stattdessen Spenden für den Krankenhaus-Förderverein Stockach sowie für das Haus Samaria in Irndorf zu sammeln.

Die Vereine in Mühlingen kamen diesem Wunsch gerne nach. Nur von den Gemeinderäten und seinen ehemaligen Mitarbeitern gab es zusätzlich einen Zeppelinflug, den er nutzen solle, um die Heimat von oben zu bestaunen.