Die Kreisarchäologen des Landratsamtes Konstanz haben im Mai auf einem Grundstück an der Straße Zum Schienerberg, auf dem vier Mehrfamilienhäuser gebaut werden, mittelalterliche Siedlungsreste entdeckt. Dies schreibt das Landratsamt in einer Pressemitteilung.

Auf einem plateauartigen Geländevorsprung nahe des tief eingeschnittenen Tobelbachs hätten sich nach der Entfernung der Humusschicht dunkle Verfärbungen gezeigt, die darauf hinwiesen, dass hier Menschen Eingriffe in den Boden vorgenommen hätten, heißt es in der Mitteilung.

Blick über die Ausgrabungsfläche in Öhningen-Wangen mit freigelegten mittelalterlichen Befunden.
Blick über die Ausgrabungsfläche in Öhningen-Wangen mit freigelegten mittelalterlichen Befunden. | Bild: Andrej Girod

Bei fünfwöchigen Ausgrabungsarbeiten wurden die etwa 260 Einzelfundstellen durch die Fachfirma Archaeotask freigelegt und dokumentiert. Fachlich und wissenschaftlich wurden die Arbeiten von Kreisarchäologe Jürgen Hald und Bertram Jenisch vom Landesamt für Denkmalpflege begleitet. Parallel dazu wurden unter der Leitung von Andrej Girod archäologische Untersuchungen durchgeführt.

Mindestens vier Häuser

Aus den entdeckten Fundamentgruben für Holzpfosten können die Grundrisse von mindestens vier Pfostenhäusern mit lehmbeworfenen Flechtwerkwänden rekonstruiert werden.

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Dazu kommen zwei Abfallgruben, zwei teilweise mit Steinmauern ausgekleidete Erdkeller sowie sechs Grubenhäuser – Handwerkerhütten, die man in den Boden eintiefte und in denen beispielsweise Webstühle standen oder Alltagsgegenstände aus Tierknochen hergestellt wurden. Keramikscherben zeigten, dass der Platz bereits im Hochmittelalter während des 12. und 13. Jahrhunderts n. Chr. mit zwei bis drei Gehöften besiedelt war.

Marius Gaidys (von vorne), Sophia Blenk und Linda Indlekofer beim Freilegen eines mittelalterlichen Erdkellers mit Steinwänden.
Marius Gaidys (von vorne), Sophia Blenk und Linda Indlekofer beim Freilegen eines mittelalterlichen Erdkellers mit Steinwänden. | Bild: Andrej Girod

„Die neuen Funde sind wichtige Mosaiksteine zur Ortsgeschichte von Wangen, das in schriftlichen Quellen erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt wird. Möglicherweise haben wir mit den entdeckten Gehöften Teile des bereits um 1280 genannten Oberdorfs und damit eine der Keimzellen des heutigen Ortes erfasst, der zu dieser Zeit zum Kloster Reichenau gehörte und von Reichenauer Ministerialen verwaltet wurde“, so das vorläufige Resümee von Kreisarchäologe Jürgen Hald.