Die Kreisarchäologen des Landratsamtes Konstanz haben im Mai auf einem Grundstück an der Straße Zum Schienerberg, auf dem vier Mehrfamilienhäuser gebaut werden, mittelalterliche Siedlungsreste entdeckt. Dies schreibt das Landratsamt in einer Pressemitteilung.
Auf einem plateauartigen Geländevorsprung nahe des tief eingeschnittenen Tobelbachs hätten sich nach der Entfernung der Humusschicht dunkle Verfärbungen gezeigt, die darauf hinwiesen, dass hier Menschen Eingriffe in den Boden vorgenommen hätten, heißt es in der Mitteilung.

Bei fünfwöchigen Ausgrabungsarbeiten wurden die etwa 260 Einzelfundstellen durch die Fachfirma Archaeotask freigelegt und dokumentiert. Fachlich und wissenschaftlich wurden die Arbeiten von Kreisarchäologe Jürgen Hald und Bertram Jenisch vom Landesamt für Denkmalpflege begleitet. Parallel dazu wurden unter der Leitung von Andrej Girod archäologische Untersuchungen durchgeführt.
Mindestens vier Häuser
Aus den entdeckten Fundamentgruben für Holzpfosten können die Grundrisse von mindestens vier Pfostenhäusern mit lehmbeworfenen Flechtwerkwänden rekonstruiert werden.
Dazu kommen zwei Abfallgruben, zwei teilweise mit Steinmauern ausgekleidete Erdkeller sowie sechs Grubenhäuser – Handwerkerhütten, die man in den Boden eintiefte und in denen beispielsweise Webstühle standen oder Alltagsgegenstände aus Tierknochen hergestellt wurden. Keramikscherben zeigten, dass der Platz bereits im Hochmittelalter während des 12. und 13. Jahrhunderts n. Chr. mit zwei bis drei Gehöften besiedelt war.

„Die neuen Funde sind wichtige Mosaiksteine zur Ortsgeschichte von Wangen, das in schriftlichen Quellen erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt wird. Möglicherweise haben wir mit den entdeckten Gehöften Teile des bereits um 1280 genannten Oberdorfs und damit eine der Keimzellen des heutigen Ortes erfasst, der zu dieser Zeit zum Kloster Reichenau gehörte und von Reichenauer Ministerialen verwaltet wurde“, so das vorläufige Resümee von Kreisarchäologe Jürgen Hald.