Es war ein Vorfall, der Mitte Juni für Aufsehen und Empörung gesorgt hat: Weil viele Besucher die Zufahrt zum Öhninger Strandbad zugeparkt hatten, kam ein Krankenwagen nicht durch, um einen verletzten Mann zu betreuen. Zudem behinderten dutzende Menschen den Notarzt bei seiner Anfahrt an die Unfallstelle. Nur mühsam manövrierte sich der Arzt mit seinem kleineren Fahrzeug an den wild parkenden Autos und deren Rückspiegel vorbei. Nach etwa einer Dreiviertelstunde musste der verletzte Mann mit einem DLRG-Rettungsboot schließlich vom Strandbad zum Krankenwagen am Öhninger Hafen gebracht werden. Nun wurde das Thema auch im Gemeinderat diskutiert.

Parksituation ist jedes Jahr ein Thema

Ein Bürger sprach von einem Glücksfall: „Hätte es sich um einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder einen Hitzschlag gehandelt, so könnte die Gemeinde einen Toten beklagen.“ Der Vorsitzende des ansässigen DLRG-Ortsverbands, Armin Soltis, bestätigte im Gespräch mit dem SÜDKURIER diese Vermutung. In der Ratssitzung arbeitete Bürgermeister Andreas Schmid den Notfalleinsatz auf.

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Jedes Jahr diskutiere die Gemeinde die Parksituation am Strandbad und dass irgendwann der Rettungswagen nicht mehr durchkommen werde, erläuterte Andreas Schmid das über Jahrzehnte bestehende Problem. „Am Sonntag war es dann soweit“, so der Bürgermeister zu den Gemeinderäten. Zwar sei der Notarzt durchgekommen, jedoch nicht der Rettungswagen.

Ab Juli kommt eine Einbahnstraße

Als Maßnahme kündigte er für das Strandbad-Gebiet ab Freitag, 1. Juli die Errichtung einer Einbahnstraße an. Zeitgleich könnten weitere 50 bis 60 Parkplätze in einem Naturschutzgebiet den Badegästen zur Verfügung gestellt werden. Doch die Maßnahmen gehören im Sommer zum Standardrepertoire der Gemeinde, um der Parksituation am Strandbad Herr zu werden. Mit ihnen können bis zu 400 Parkplätze angeboten werden. Auch Radfahrer werden durch die Einbahnstraßen geschützt.

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Bürgermeister Schmid macht keinen Hehl aus der prekären Parksituation: Das Ordnungsamt, das Bauamt und er selbst müssten weitere Vorschläge erarbeiten. „Diese müssen idiotensicher sein“, so Andreas Schmid angesichts der Bequemlichkeit vieler Falschparker, die den Fußweg vom Lidl-Parkplatz scheuten und damit den Ernstfall einer Blockade für die Retter provozierten.

Äußerste Maßnahme: Keine Zufahrt für Autos

Zur Deeskalation könnten Pfosten an den Rändern der vier Meter breiten Zufahrtstraße gesteckt werden, die das wilde Parken verhindern. Angelegte Buchten könnten dem Gegenverkehr das Ausweichen ermöglichen.

Zur Diskussion stehe auch eine einzelne Zufahrt zum Strandbad in Höhe des Lebensmittel-Discounters. Ein alter Bebauungsplan ermögliche dort eine acht bis neun Meter breite Zufahrt zum Strandbad mit Begegnungsverkehr, so Schmid: Eine Schranke könnte dann die Zufahrt zum Strandbad begrenzen, wenn die Parkplätze belegt seien. Als äußerste Maßnahme könnte die Zufahrt nur für Radfahrer gelten und für den Autoverkehr gesperrt werden.

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Bürgermeister Andreas Schmid zeigte sich jedoch von den Maßnahmen gleich mehrfach desillusioniert: Ein einziger Falschparker könnte Konzepte wieder außer Kraft setzen. Und beim Abschleppen von Fahrzeugen könnte die Gemeinde auf den Kosten sitzen bleiben, wenn der Halter einen Prozess gegen die Gemeinde anstrengt. Als Kernproblem identifizierte Markus Eiglsperger (FBL), dass Falschparken in der Gemeinde nicht geahndet werde.

Es braucht konsequente Kontrollen

Doch auch Strafzettel würden in solch einer Situation nichts nützen, räumte er ein. Markus Eiglsperger befürchtet, dass bauliche Maßnahmen wie die neu errichteten Parkuhren in Wangen keinen Nutzen brächten, wenn man die Straßen nicht kontrolliert. Werde das Falschparken konsequent mit einem Strafzettel geahndet, dann würde sich das herumsprechen. Dies müsse zeitnah geschehen, so Eiglsperger.

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Der Ortsvorsteher von Wangen, Bruno Bohner, gestand, dass Öhningen das System der Strafzettel nicht im Griff habe. Räte sollten nach seiner Meinung couragierter dem Rathaus Parkverstöße melden, anstatt nur darüber zu debattieren. Die Falschparker müssten merken, dass sie kontrolliert werden, erläutert Bohner: So könnte Akzeptanz erreicht werden.

Menschen sollen Falschparker melden

Vera Leibing vom Hauptamt der Verwaltung ermunterte den Rat: Sie benötige für einen Strafzettel nur die Daten des Kennzeichens und vom Ort sowie eine Angabe zur Zeit und der Art der Ordnungswidrigkeit. Im Endeffekt würde ihr ein Foto vom Kennzeichen des Fahrzeugs reichen, ermunterte auch Andreas Schmid den Gemeinderat. Er selbst habe Formulare und einen Drucker und notiere die Ordnungswidrigkeiten, so der Bürgermeister.