Landwirtschaft und Landschaftspflege wirken auf den ersten Blick wie Kontrahenten. Die einen wollen von der Natur einen Ertrag, eine Ware, um davon leben zu können. Die anderen wollen die Natur erhalten und pflegen. Nicht immer geht das Hand in Hand. Doch Hansjörg Fischer hat einen Weg gefunden, beides zu vereinen.

Rinderzucht und Landschaftspflege

Auf seinem Hof zwischen Öhningen und Wangen am Kattenhorner Bühl züchtet er Hinterwälder-Rinder und vermarktet diese als Urvieh Ferdinand – so der Markenname der Tiere – über das Internet. Gleichzeitig pflegt er die Kulturlandschaft des Landkreis Konstanz mit modernen und zum Teil selbst erfundenen Geräten. So, dass diese Flächen weiterhin für viele Tier- Insekten- und Pflanzenarten bewohnbar und lebenswert sind. Denn viele Arten hätten sich erst hier niedergelassen, weil Menschen seit vielen Jahrhunderten das Land bewirtschaftet haben.

Eines der Hinterwälder-Rinder von Hansjörg Fischer im Roundhouse Stall zwischen Öhningen und Wangen.
Eines der Hinterwälder-Rinder von Hansjörg Fischer im Roundhouse Stall zwischen Öhningen und Wangen. | Bild: Schneider, Anna-Maria

„Ich habe eine starke Bindung zu meinen Vieh und bin technikaffin“, so stellte sich Hansjörg Fischer der Besuchergruppe in seiner Scheune vor. Eingeladen hatte an diesem Nachmittag die Landtagsabgeordnete Nese Erikli (Grüne), die mit ihrem Parteikollegen Andre Baumann, Staatssekretär beim Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, unterwegs war. Auch dabei waren Thilo Herbster, Geschäftsführer der Landschaftserhaltungsverbände Landkreis Konstanz, und der erste Landesbeamte Philipp Gärtner als Vertreter von Landrat Zeno Danner.

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Fördergelder für die Landschaftspflege

Finanzieren kann sich Fischer aber nicht nur über den Verkauf des Bio-Fleisches seiner Rinder. Er erhält für die Pflegearbeiten staatliche Gelder nach den Landschaftspflegerichtlinie des Landes Baden-Württemberg. „Das ist schon viel Arbeit und ich mache das allein, es ist schwer von dem Geld zwei Leute zu ernähren“, sagt Fischer. Doch hat er sich dieser Aufgabe mit Leib und Seele verschrieben. Denn er geht regelmäßig unter die Erfinder, um seine Arbeit leichter und effizienter zu machen.

Diesen besonderen Schwad-Mäher hat Hansjörg Fischer selbst entwickelt und getestet. Das Gerät mäht und schiebt das Gras gleich zur ...
Diesen besonderen Schwad-Mäher hat Hansjörg Fischer selbst entwickelt und getestet. Das Gerät mäht und schiebt das Gras gleich zur Seite. So lässt es sich leichter einsammeln. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Seine aktuell vielversprechendste Entwicklung ist eine Art Schwadmäher, der nicht nur in einem Arbeitsgang mäht und das gemähte Gras zur Seite schafft. Er hat auch eine Laufrolle am Kettenlaufwerk, die aus Holz besteht. So kann er zum Beispiel Quellmoore oder Wiesen, die von Bibern geflutet wurden, mähen, gleichzeitig aber das Gelände schonen und das gemähte Material sauber halten. So kann es als Einlegestreu zu den Rindern gelegt werden.

Mit Holzlatten hat der Landbautechniker Hansjörg Fischer einen besonderen Schwad-Mäher entwickelt, mit dem man auch im feuchten Gebiet ...
Mit Holzlatten hat der Landbautechniker Hansjörg Fischer einen besonderen Schwad-Mäher entwickelt, mit dem man auch im feuchten Gebiet das hohe Gras schonend mähen kann. So lasse sich schwer zugängliches Gebiet effizient pflegen, so Fischer. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Hansjörg Fischer kümmert sich um rund 250 Hektar im Landkreis Konstanz. Anspruchsvolles Gebiet, wie er sagt. Und seine Schwadmäher-Eigenkreation soll mindestens 100 Hektar davon mähen können.

Tiere helfen bei der Landschaftspflege

Doch auch sein Urvieh hilft bei der Landschaftspflege. Sie grasen auf Bestellung des Landes auf manchen Flächen und sorgen so für eine natürliche und schonende Landschaftspflege. Gleichzeitig werden sie satt. Auch der Stall von Hansjörg Fischer ist eine Besonderheit. Es ist ein so genannter Roundhouse-Stall, also ein rundes Haus.

Eröffnen symbolisch den Roundhouse-Stall von Hansjörg Fischer in Öhningen ein: (vorne von links) Thilo Herbster, Geschäftsführer der ...
Eröffnen symbolisch den Roundhouse-Stall von Hansjörg Fischer in Öhningen ein: (vorne von links) Thilo Herbster, Geschäftsführer der Landschaftserhaltungsverbände Landkreis Konstanz, Staatssekretär Andre Baumann (Grüne), Landwirt Hansjörg Fischer, Landtagsabgeordnete Nese Erikli (Grüne) und der erste Landesbeamte Philipp Gärtner. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Für Fischer stellen Form und Funktion des Stalls wieder eine Arbeitserleichterung da. Der Stall ist in sechs Segmente teilbar, der Landwirt kann auf diese Teile von außen oder aus der Mitte heraus zugreifen. So lasse es sich auch alleine sicher und gefahrlos am behornten Vieh arbeiten, wenn man zum Beispiel Blut abnehmen müsse, erklärt er.

Klimawandel und Tourismus erzeugen Druck

Die Landtagsabgeordnete Nese Erikli stellte den Grund all dieser Arbeit von Hansjörg Fischer heraus: Es gehe um den Schutz der Biodiversität, die Basis unseres Lebens und ein Schwerpunktthema der Landesregierung. Der Klimawandel und Tourismus am Bodensee würden die Natur unter Druck setzen, und die konventionelle Landwirtschaft mit den großen Maschinen und den Düngern und Pestiziden ebenfalls.

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Landschaftspflege würde vielen Arten erst ermöglichen, weiterhin hier in der Region heimisch zu sein. „Ohne Pflege wird das alles wieder Wald“, ergänzt Staatssekretär Andre Baumann.