Mit elf Jahren erfährt Harry Potter, dass er auf die Zauberschule Hogwarts darf. Der Rest ist Geschichte, egal ob im Buch oder Film. In einem ähnlichen Alter wurde Zauberei für Emil Simon aus Konstanz ein immer wichtigerer Teil seines Lebens – und das im realen Leben. Denn schon mit 13 Jahren war er deutscher Jugendmeister in der Kategorie Kartenkunst. Damit wurde er im vergangenen Jahr automatisch Mitglied im Zauberzirkel Konstanz mit Sitz in Nenzingen. Ein Sonderfall, denn eigentlich nimmt der Zauberzirkel, der Teil des Magischen Zirkels von Deutschland ist, nur Erwachsene auf. Der SÜDKURIER traf den Teenager aus Konstanz beim monatlichen Zirkeltreff im Schönenberger Hof in Nenzingen.

Bei diesem Termin kommen die Mitglieder zusammen, um über alle Themen der Zauberkunst zu fachsimpeln, von Fachleuten zu lernen, um zu üben und sich durch die Vorführung von Zauberkunststücken unterhalten zu lassen. Emil Simon wird von seiner Mutter zum Treff gebracht. Er ist nicht jedes Mal dabei, aber wenn, dann fühle er sich unter den deutlich älteren Kollegen wohl.

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Einfache Tricks können besser sein als komplizierte

Was lernt er von den erfahrenen Zauberkünstlern? Emil Simons Antwort kommt spontan: „Dass manchmal einfache Sachen besser sind als super komplizierte.“ Wenn er neue Dinge lerne und beherrsche, wolle er am liebsten immer sehr viele Kartentechniken und Methoden in seine Show einbauen. „Ich habe mehr Übungs- als Auftrittserfahrung. Da ist es gut, zu lernen, dass es bei einem Auftritt vor Laienpublikum nicht besonders kompliziert sein muss. Es geht vielmehr darum, wie man rüberkommt.“

In Kartentechnik sei er gut, da könne er den anderen vielleicht noch was zeigen. Aber er probiere, neben dem Schwerpunkt Kartenkunst noch mehr zu lernen, beispielsweise die Close-up-Zauberei, auch Tischzauberei genannt.

Teils denkt er sich eigene Tricks aus, teils bezieht er sie aus einer Online-Bibliothek für Zauberer, die Downloads mit Erklärungen bietet. Er hat viel Kontakt zu anderen jungen Zauberkünstlern. Anfangs entstanden die Verbindungen in den sozialen Medien, inzwischen trifft er eher Leute bei Jugendkongressen, Seminaren oder Jugendworkshops. „Da kommen viele in meinem Alter hin, die sonst nicht in der Region vertreten sind. Mit einigen bin ich sehr eng in Kontakt, mit anderen über WhatsApp-Gruppen“, erzählt Emil Simon.

Emil Simon zeigt einen seiner Kartentricks Video: Claudia Ladwig

So kommt das Hobby in seinem Umfeld an

Im privaten Rahmen werde er eher selten gebeten, etwas vorzuführen. Er zeige vor allem seinen Eltern, wenn er etwas Neues gelernt habe, manchmal auch seinen Freunden. „Meine Eltern wissen teilweise, wie der Trick funktioniert, weil ich ihnen erkläre, was ich vorbereite.“ Doch generell sage er nichts darüber – es sei denn, es handele sich um Menschen, die auch zaubern oder es lernen möchten.

Seine Freunde fänden sein Hobby meistens cool oder beurteilten es neutral. Emil Simon sagt: „Ich werde auf jeden Fall nicht gemobbt. Mein Hobby ist ja erstmal ungewöhnlich, aber mein Umfeld weiß, dass ich bei Wettkämpfen ganz gut bin.“

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Für sein Training bestellt er die Kartensets gleich in zehn- bis 20-facher Ausführung. Die Karten halten dann eine Weile, bis sie irgendwann nicht mehr gut in der Hand liegen und ausgetauscht werden müssen. Sie sind etwas stabiler als normale Spielkarten und haben eine leinenartige Struktur, erklärt er. Aktuell überstiegen seine Ausgaben noch deutlich seine Einnahmen, gibt er lachend zu.

Karten helfen beim Stressabbau

Was fasziniert ihn selbst an seinem Hobby? Manchmal sei es ein bisschen wie mit dem vor einiger Zeit so beliebten Fidget-Spinner, der als Fingerübung beim Stressabbau helfen und die Konzentration fördern sollte. „Wenn ich nichts zu tun habe und Musik höre, nehme ich mehr oder weniger unbewusst meine Karten in die Hand und übe damit verschiedene Techniken.“

Außerdem finde er toll, dass es bei der Vorbereitung und Entstehung eines Auftritts um mehrere Punkte geht: die Technik, das Schreiben von Skripten, die Kreativität und Originalität. Man müsse die Sachen schon sehr konzentriert lernen und so lange wiederholen, bis alles klappt.

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Spezielles Hobby bringt zusammen

Er übe, wenn er Lust dazu habe – außer vor Meisterschaften. „Dann muss ich die Nummer natürlich öfter durchspielen. Wenn ich mir vornehme, etwas zu lernen, verbringe ich teils mehrere Stunden pro Tag damit.“ Ihm gefalle auch das Präsentieren vor Publikum, denn er habe kein Problem damit, im Mittelpunkt zu stehen. Davon profitiert er auch im Schulalltag: Präsentationen vor der Klasse seien für ihn nie unangenehm gewesen.

Am meisten gefällt ihm aber, in ganz Deutschland Freunde mit dem gleichen Hobby zu haben. „Das ist etwas spezieller und bringt einen sehr zusammen.“