Steffen Kaiser aus Ludwigshafen und David Langendörfer aus Steißlingen wissen, wie man ein Publikum im wahrsten Sinne des Wortes verzaubert, denn die beiden belegten jüngst den zweiten Platz bei den Vorentscheidungen zur Deutschen Meisterschaft der Zauberkunst im Nordrhein-Westfälischen Kevelaer. Bisher hatte es immer zwei solche Kongresse gegeben, einen für den Süden, einen für den Norden Deutschlands. Diesmal fanden die Vorentscheidungen in einem einzigen Kongress statt, an dem 64 Zauberkünstlerinnen und Zauberkünstler aus ganz Deutschland in verschiedenen Sparten teilnahmen – so viele wie noch nie.
Schon das zweite Ticket für die Meisterschaft
Steffen Kaiser und David Langendörfer traten dabei unter dem Künstlernamen Janus in der Sparte Manipulation an und belegten den zweiten Platz. Damit qualifizierte sich das magische Duo für die Deutschen Meisterschaften im Oktober 2024 in Lübeck. Dem SÜDKURIER geben sie Einblicke in die Wettbewerbe und verraten, wie sie sich auf die nächste Herausforderung vorbereiten.
Der 33-jährige Steffen Kaiser hat sich bereits zum vierten Mal für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert. Zweimal allein, nun zum zweiten Mal im Duo mit dem 26-jährigen David Langendörfer. Dieser hatte schon bei den Deutschen Jugendmeisterschaften Preise gewonnen.
Kennengelernt im magischen Zirkel
Langendörfer erzählt: „Wir haben uns 2011 über den Konstanzer Zirkel kennengelernt, uns zusammengesetzt, erste Ideen entwickelt und sind dann gemeinsam das erste Mal 2019 zum Vorentscheid gefahren.“ Damals belegten sie sogar den ersten Platz, doch zum Zeitpunkt der Deutschen Meisterschaften war Steffen Kaiser an Corona erkrankt und sie konnten nicht antreten. Umso mehr hoffen sie, dass die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft 2024 klappt.
Steffen Kaiser erzählt von den Vorentscheidungen. „In der Jury sitzt immer Eberhard Riese, der Präsident des Magischen Zirkels von Deutschland. Dazu kommen bisherige Deutsche Meister, auch schon mal Weltmeister – einfach Leute, die sich in verschieden Bereichen der Zauberkunst verdient gemacht haben. Man kennt sie in der Zauberszene und auch darüber hinaus.“
In der Jury sitzen die Großen der Branche
Zauberkünstler bis zum Alter von 18 Jahren würden bei den Jugendmeisterschaften antreten. Danach gebe es keine Einteilung in Altersgruppen. „Diesmal hatten wir komplett andere Konkurrenten als bisher. Sie kommen aus ganz Deutschland, aber viele stammen aus dem Stuttgarter Raum“, sagt Kaiser.
Auch zu ihrem Auftritt gibt er Auskunft. „Wir zeigen immer unterschiedliche Nummern, die aber Elemente aus bisherigen Nummern beinhalten. Es dauert, verschiedene Griffe und Kunststücke zu entwickeln und zu üben, um Routinen entstehen zu lassen. Das gelingt nicht in ein paar Monaten, das reift über Jahre. Und daraus entwickeln wir dann immer neue Kunststücke.“
Jeder Handgriff muss sitzen
In der aktuellen Manipulationsnummer haben sie viele Kunststücke selbst entwickelt. Steffen Kaiser verrät lachend: „David ist ein bisschen unser Master Mind. Er hat als Student mehr Freizeit als ich und entwickelt immer wieder neue Kunststücke. Dann sitzen wir zusammen – persönlich oder auch virtuell – und überlegen, wie die Nummer am Ende aussehen soll, wie sie entstehen kann. Für einzelne Griffe denkt sich David dann die technischen Möglichkeiten aus.“
Auch die Musik zum Auftritt wählen sie gemeinsam aus. „Wir bauen verschiedene Stücke zu einer Choreografie zusammen, zu der wir dann unsere Manipulation zeigen“, so Kaiser.
Da David Langendörfer in Berlin studiert, sehen sich die beiden Männer nicht ständig. Er komme aber alle paar Monate übers Wochenende nach Steißlingen zu seinen Eltern, sagt Kaiser über seinen Kollegen. „Dann treffen wir uns, üben, denken nach, feilen an unserer Nummer. Schließlich muss beim Auftritt die Choreografie hundertprozentig stimmen. Für die Deutsche Meisterschaft werden wir vermutlich einige neue Elemente einbauen, die Grundstruktur bleibt aber bestehen.“
Eigentlich sind sie Einzelkämpfer
Schließlich sei nur ein Jahr Zeit, so Kaiser, der noch betont, dass jeder auch für sich trainiere. Beide Künstler treten abgesehen von den Meisterschaften alleine auf. „Man übt mit Karten, Bällen und allem, was man in die Hand kriegt. Ich mache das, seit ich 13 bin. Irgendwann hat man eine Grundfingerfertigkeit, dann lernt man neue Sachen deutlich schneller.“
Unfälle seien zum Glück bei Auftritten noch nie passiert. „Wenn überhaupt, kommt das bei Proben vor, wenn man was Neues probiert. Man ist aber immer gut vorbereitet und schaut, dass das Risiko minimiert wird und alles Nötige wie Wasser oder Löschdecke parat ist.“
Die Ideen für neue Tricks gehen nie aus
Apropos Neues: Gibt es überhaupt noch neue Tricks? Steffen Kaisers Antwort kommt spontan: „Das hört nie auf. Selbst, wenn man denkt, man hat alles gesehen, kommen neue Sachen wie die digitale Zauberkunst mit iPads oder iPhones, also komplett neue Gegenstände als früher. Und man kann auch mit Alltagsgegenständen zaubern. Es gibt eine riesengroße Bandbreite, man braucht nur Ideen und den Umsetzungswillen.“ Er werde weitermachen, so lange er so viel Spaß an der Zauberkunst habe wie bisher.
Die nächste Generation steht schon in den Startlöchern: „Die Zauberkunst wird immer jünger. Viele Zauberkünstler machen als Unter-Zehn-Jährige ihre ersten Schritte und die sind teilweise richtig gut. Bleibt zu hoffen, dass wir auch zukünftig neues Blut bekommen – je mehr, desto besser“, sagt Kaiser.