Das Risiko war hoch: In welchem Zustand werden die Waren für den Brettlemarkt sein, die die Verkäufer nach der langen Pandemie-Pause mitbringen? Und wie schätzen die skibegeisterten Kunden die kommende Wintersaison ein? Werden Kunden überhaupt in das Radolfzeller Milchwerk kommen oder wird der Aufwand der 60 freiwilligen Helfer vom Skiclub umsonst gewesen sein?
Die Veranstalter und Helfer gingen das Risiko ein und wurden belohnt: Rund 500 Kunden standen diszipliniert in einer langen Warteschlange vor dem Milchwerk, ehe sich, nach den Hygiene-Richtlinien, nur eine Pforte für den Brettlemarkt öffnete.

Zuvor waren mehr als 3000 Wintersportartikel von dutzenden Verkaufsberatern auf ihren Zustand geprüft, mit reißfesten Preisschildern etikettiert und hunderte Kleidungsstücke auf Bügel gehängt und einsortiert worden. „Wir sind so glücklich, dass wir wieder starten durften und dass es heute so gut gelaufen ist“, resümierte Birgit Dold mitten im Trubel des vollen Milchwerks. Nach 15 Jahren legte sie die Organisation des beliebten Brettlemarkts in die Hände der Skilehrerin Vera Baierl.

Seit den 80er Jahren veranstaltet der Skiclub Radolfzell seinen Brettlemarkt, eine Art Flohmarkt für Wintersportartikel. Zuerst war dieser auf dem Zeller Christkindlmarkt angesiedelt, dann verlegte der Skiclub ihn in das Milchwerk. Die Organisation und der Ablauf des sehr beliebten Brettlemarkts muten einem präzis funktionierenden Uhrwerk an, bei dem die Zahnräder reibungslos ineinander greifen.

Nahezu 40 Jahre Erfahrung in der Planung und in der Umsetzung solch einer großen Kommissionsveranstaltung sowie eine genaue Dokumentation machen es auch den nachfolgenden Organisatoren und Helfern möglich, dass der Brettlemarkt, selbst nach einer langen Sommerpause, wie am Schnürchen funktioniert. Dabei speist sich der Brettlemarkt wie eine Art Perpetuum Mobile generationsübergreifend mit Waren, Kundschaft und Helfern aus sich selbst heraus.

Der Brettlemarkt wird sehr gerne von skibegeisterten Familien angenommen. Er bietet für schnell aus den Skiern und der Sportkleidung herausgewachsenen Kindern preisgünstig Gebrauchtartikel privater Anbieter, aber auch neuwertige und im Preis reduzierte Waren aus dem Großhandel an, die vom Skiclub für eine geringe Gebühr in Kommission übernommen werden.
Dadurch wechseln über die Jahre hinweg Kleidungsstücke bis zu drei Mal ihre Besitzer. Der Club legt beim Brettlemarkt Wert sowohl auf die Qualität als auch auf den Preis der in Kommission genommenen Waren.

Die Warenannahme öffnete am Markttag bereits um 9.30 Uhr. In einem Vorgespräch klären zuerst die erfahrenen Berater des Skiclubs die Verkäufer darüber auf, welche Preisvorstellungen angemessen sind (manchmal muten die Vorstellungen der Verkäufer auch mal utopisch an) und klären die Warenqualität und den tatsächlichen Wert – was letztlich auch zu einem Verkaufserfolg für den Anbieter führe, erläutert Birgit Dold.
Die Berater sind dann auch auf dem laufenden Flohmarkt aktiv und helfen den Kunden bei der Wahl und dem Kauf der angebotenen Wintersportartikel. Für die Kommission berechnet der Skiclub dann jeweils eine kleine Gebühr von einem Euro sowie 15 Prozent vom Preis der verkauften Ware.