Michael Jahnke

 "Das wir nicht in der Kernstadt feiern, sondern hier in Güttingen, hängt mit den Kosten zusammen", schilderte Uwe Guduscheit vom Vorstand des Fanfarenzuges. "Wir sind mit unseren Gästen, allesamt befreundete Fanfarenzüge, eher eine große Familie. Wir haben in diesem familiären Rahmen unsere Kinder aufwachsen sehen und ihre musikalische Entwicklung verfolgen können", führte Guduscheit aus. Platz benötigte man trotzdem.

Da war die Buchenseehalle der richtige Veranstaltungsort. Sechs Fanfarenzüge und eine Guggenmusik-Kapelle, insgesamt mehr als 140 Musiker wollten bei der Geburtstagsfeier auftreten und brauchten Verpflegung. "Das war für uns schon eine richtige Aufgabe", sagte Guduscheit, bevor es gleich zu Anfang zu einem seltenen, beinahe einmaligem Auftritt kam. Zum Spiel des Fanfarenzuges der Froschenzunft gesellten sich der FZ Markelfingen und der FZ Burg Hohenfriedingen. Drei Fanfarenzüge auf einer Bühne seien deshalb selten anzutreffen, weil bei dieser Art der Naturtrompete die einzelnen Töne ausschließlich mit den Lippen produziert werden, schilderte Dieter Rebert, musikalischer Leiter des Fanfarenzuges der Narizella Ratoldi. "Daher ist nur eine sogenannte Naturtonreihe spielbar und ein gemeinsames Spielen nur bedingt möglich", erklärte Rebert die besondere Herausforderung an die Musiker.

Herausforderungen habe man sich bei den Fanfarenzügen schon immer gestellt, schilderte der Initiator und Mitbegründer dieser Gruppe, Lothar Rapp. "Wir waren nicht die ersten mit einem Fanfarenzug", erinnerte Rapp. Es gab damals schon den Fanfarenzug der Froschen-Zunft, bei dem Rapp auf Detlef Hovingh traf. Beide waren der Überzeugung, ein etwas anderes Repertoir auf die Beine stellen zu können. "Wir orientierten uns musikalisch am berittenen Fanfarenzug der Garde Républicaine de Paris und am Fanfarenzug Graf Zeppelin aus Friedrichshafen." So gründete Rapp 1976 in der Narrizella die Abteilung Fanfarenzug. Er entwarf die Uniform, die die Mitglieder des Fanfarenzuges heute noch tragen.

Hohes Niveau und neue Wege, so könnte man den Jubiläumsabend zusammenfassen. Da traf dann der Orient auf Fanfarenmusik. Die Bauchtanzgruppe Sirenas der Tanzschule Pepper Mint aus Wahlwies zeigte, wie man selbst zu Naturtönen kulturelle Besonderheiten mischen kann. "Kultur trifft sich halt überall", sagte Martin Schäuble, Präsident der Narrenzunft Narizella Ratoldi: "Wie abwechslungsreich Fanfarenmusik sein kann, hat uns auch der FZ Markdorf gezeigt. Es war ein spannender Abend für alle."

 

Aus der Chronik

Der Fanfarenzug der Narizella Ratoldi suchte mit einer Anzeige im SÜDKURIER im Mai 1976 Mitglieder. Erfahrung mit Blasinstrumenten war erwünscht, aber keine Bedingung. 1977 erfolgte der erste öffentliche Auftritt des Fanfarenzuges bei der Einweihung des Kappedeschle-Brunnes. Von da an entwickelte sich der Fanfarenzug ständig weiter, neue Instrumente wurden angeschafft und eine Jugendabteilung eingerichtet. Seit der Teilnahme am jährlichen Wertungsspiel des Landesverbandes der Spielmanns- und Fanfarenzüge in Hemmingen 1982 hat der Fanfarenzug der Narrizella immer wieder erste und vordere Plätze auf Landesebene erspielt. Höhepunkt war der zweite Platz beim Deutschen Laienorchester-Wettbewerb 1988 in Berlin.