Schwer taten sich die Radolfzellerinnen und Radolfzeller mit der neuen Gastronomie an der Mole. Und die Umstellung von einem Ganzjahresbetrieb zu einem Saisonbetrieb könnte erneut für Enttäuschung sorgen. Bis zum 2. April bleibt es in dem großen Gebäude direkt am Radolfzeller Hafen still. „Wir haben uns entschieden, in der Zeit von Januar bis einschließlich März eine Winterpause einzulegen“, schreibt Mole-Geschäftsführer Daniel Stützt auf Nachfrage dieser Zeitung. Die Zeit wolle man nutzen, um den Mitarbeitenden eine wohlverdiente Pause zu gewähren.

Auch wirtschaftliche Gründe haben für die Umstellung auf Saisonbetrieb gesorgt. „Leider ist die Winterzeit in Radolfzell erfahrungsgemäß eine sehr ruhige Phase – das haben wir in den vergangenen beiden Wintern festgestellt„, so Stützt. Erst Ostern 2023 hat das Restaurant Mole seine Türen geöffnet. Im Winter 2023/2024 hatte es noch durchgängig geöffnet, diese Wintersaison lief nur bis Weihnachten 2024.

Winterpause nicht unüblich am Seeufer

Man sei am Seeufer allerdings keine Ausnahme, so Stütz. „Viele unserer Kolleginnen und Kollegen sowie Mitbewerber, insbesondere direkt am See, handhaben es ähnlich“, schreibt er. Andere Gastronomiebetriebe am Radolfzeller Seeufer gehen mit dem Winter unterschiedlich um. So hat beispielsweise das Lokal Steg 11 im Yachtclub bis zum 15. März geschlossen. Das La Oliva im Vereinsheim des Eisenbahnersportvereins (ESV) im Herzen hat wie gewohnt durchgängig geöffnet.

Als die Pläne für die neue Gestaltung der Mole konkret wurden, hatte man andere Hoffnungen für den Betrieb. Die Radolfzeller Bürgerinnen und Bürger, die 2012 an den Workshops zur Neugestaltung der Uferpromenade teilgenommen hatten, formulierten klar den Wunsch nach einem ganzjährigen Angebot.

Der Biergarten des Restaurant Mole am Radolfzeller Hafen. Hier ist alles ordentlich aufgeräumt und verstaut. Weiter geht es hier erst im ...
Der Biergarten des Restaurant Mole am Radolfzeller Hafen. Hier ist alles ordentlich aufgeräumt und verstaut. Weiter geht es hier erst im April. | Bild: Jarausch, Gerald

So stand im Mai 2012 im SÜDKURIER: „Die unterschiedlichen Konzepte variierten insbesondere bei der Gestaltung des Molenbereiches. So sah einer der Vorschläge hier einen größeren Platz vor, während andere vor allem den westlichen und östlichen Teil des Gesamtareals stärken wollten. In allen Arbeiten sind die Wünsche nach mehr und vor allem ganzjähriger Gastronomie eingearbeitet worden.“

Der Gastraum des Restaurant Mole in Radolfzell: Hier ist alles im Winterschlaf. Weiter geht es erst am 2. April.
Der Gastraum des Restaurant Mole in Radolfzell: Hier ist alles im Winterschlaf. Weiter geht es erst am 2. April. | Bild: Jarausch, Gerald

Direkte Konkurrenz darf es nicht geben

Trotz des klaren Wunsches der Bevölkerung gibt es keine Vereinbarung im damals abgeschlossenen städtebaulichen Vertrag zwischen BHG und Stadt Radolfzell, dass ein Ganzjahresbetrieb aufrechterhalten werden müsse, wie die städtische Sprecherin Natalie Reiser mitteilt. Was im Bebauungsplan festgehalten wurde, ist wie viel gastronomisches Angebot es an dieser Stelle geben dürfe: nur das Mole-Restaurant. Die Eröffnung eines weiteren Lokals in direkter Nachbarschaft ist somit ausgeschlossen.

Deswegen kam für den jüngst beerdigten Plan einer Eisdiele am See nur der Standort am Spielplatz infrage, der wegen seiner verstecken Lage jedoch vom Betreiber des Eiswagens in der vergangenen Sommersaison stets kritisiert wurde.

Auch der Investor hatte einen ganzjährigen Betrieb im Sinn

Bei der Vorstellung der beiden Entwürfe für die Gastronomie im Jahr 2018 hat Norbert Reuter als Geschäftsführer der Bodensee-Hafengesellschaft (BHG) die Erwartung an die Wirtschaftlichkeit der Einrichtung bekräftigt. „Radolfzell entwickelt sich und wird attraktiver und wir wollen an dieser Entwicklung teilhaben“, wird er in der SÜDKURIER-Ausgabe im Februar 2018 zitiert.

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Das schöne Grundstück am See nützte wenig, wenn Kosten und Ertrag nicht im Einklang stünden. Deshalb bräuchte es ein hochwertiges Gebäude an der Mole, in dem eine Gastronomie auch das ganze Jahr betrieben werden könne, so Reuter weiter. Die BHG ist Besitzerin des Grundstücks im vorderen Teil der Mole und hat für den Neubau mit 85 Plätzen im Inneren, weiteren 50 Plätzen auf der Terrasse und einem Biergarten mit 250 Sitzplätzen fast 3 Millionen Euro investiert.

„Die Saison 2024 war in vielerlei Hinsicht herausfordernd.“Geschäftsführer Daniel Stütz
„Die Saison 2024 war in vielerlei Hinsicht herausfordernd.“Geschäftsführer Daniel Stütz | Bild: Jarausch, Gerald

Die Stadtverwaltung hätte auch lieber einen Betrieb gehabt, der auch im Winter geöffnet hat: „Ein ganzjähriger Betrieb wäre aus Sicht der Verwaltung wünschenswert, jedoch liegt die Verantwortung für die Organisation der Gastronomie – insbesondere die Beurteilung aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten – bei dem Betreiber“, heißt es aus der städtischen Pressestelle.

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Und leicht hatte es der Gastronom Daniel Stütz nicht. „Die Saison 2024 war in vielerlei Hinsicht herausfordernd“, sagt er. Aufgrund des extremen Hochwassers konnte man den Biergarten fast sechs Wochen lang nicht betrieben. Trotzdem bewertet er die Saison und die gesamte Entwicklung der Mole als positiv.