Das Milchwerk hat als Ausweichsquartier für Firmen in der Corona-Zeit eine Marktlücke entdeckt. Wie der Leiter des Kultur- und Tagungszentrums, Erik Hörenberg, in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses erklärte, habe man in der Pandemie extra benötigte Räumlichkeiten für Betriebe vermieten können, die selbst nicht über solche verfügen. Es ist einer der Gründe, warum das Jahr 2020 sich trotz coronabedingt abgesagter Veranstaltung und daraus resultierenden fehlenden Einnahmen bisher für das Milchwerk als nicht ganz so schlimm entpuppt, wie zunächst befürchtet.
2019 war Rekordjahr
Das Jahr 2020 startete für das Milchwerk noch sehr gut: Im Jahr 2019 erzielte man mit laut Mitteilungsvorlage 329 Veranstaltungstagen, 1795 Raumbelegungen und 98.000 Besuchern sowie einem vorläufigen Ertragsergebnis von 483.298 Euro „neue Höchstwerte“. Die positive Entwicklung setzte sich auch im neuen Jahr vorerst fort: Bis Mitte März 2020 lag man laut Erik Hörenberg nach vorläufigen Prognosen mit den Erträgen aus Vermietungen, die die größte Ertragsgruppe darstellen, „weitgehend im Plan“, genau genommen sogar drei Prozent darüber.
Dann aber kam die Corona-Pandemie, die Mieteinnahmen brachen ein – um ganze 87 Prozent gegenüber des im vergangenen Jahr angesetzten Ziels für diese Zeit. Der Grund: „Wir hatten eineinhalb Monate in Baden-Württemberg ein weitestgehendes Veranstaltungsverbot“, erklärte Hörenberg. Die Zeit habe man aber genutzt, um die Bedingungen im Milchwerk an die Pandemie anzupassen und etwa ein Hygienekonzept mit corona-konformen Bestuhlungsplänen zu erarbeiten.
Ab Mai wieder erste Veranstaltungen
Ein Schritt, der sich lohnte, denn Ende Mai konnten die ersten kleineren Veranstaltungen unter den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen wieder durchgeführt werden, im Laufe des Jahres stieg die Anzahl von Veranstaltungen weiter an – auch durch Vermietungen von Räumen an Firmen. In seinen Prognosen gab Hörenberg daher für die Zeit von Juni bis Ende August nur noch ein Ertragsminus von 52 Prozent im Vergleich zu den Planungen an, in der Zeit von September bis Ende Dezember geht er sogar nur noch von einem Minus von 19 Prozent aus. „Wir haben keinen kompletten Einbruch erlebt“, sagte Hörenberg.
Dem Kulturausschuss stellte er für das gesamte Jahr 2020 Stand September prognostizierte Erträge aus Vermietungen in Höhe von 225.000 Euro vor – 335.000 Euro seien im vergangenen Jahr als Ziel angesetzt worden. Die Prognose sei aber „sehr optimistisch“, gab er zu. Von der Stadtverwaltung hieß es: „Stand heute ist eine Beurteilung sehr schwierig, da wir nicht wissen, welche weiteren Beschränkungen noch kommen könnten und wie Veranstalter mit der Situation allgemein umgehen.“
Nicht ganz so schwach wie gedacht
Dennoch: „Wir haben das einigermaßen wirtschaftlich auffangen können“, war sich Erik Hörenberg sicher. Die prognostizierte Anzahl von 322 Veranstaltungen im Jahr 2020 fallen laut Mitteilungsvorlage ebenso wie die voraussichtlich 1238 Raumbelegungen und 291 Veranstaltungstage „nicht so schwach aus, wie es im April noch zu erwarten war.“ Und die Veranstaltungszahl werde sich laut Hörenberg auch „sicher noch spürbar erhöhen.“ Die 35.000 Milchwerk-Besucher, mit denen in diesem Jahr gerechnet wird, fallen aber weit hinter die Zahlen der Vorjahre zurück – Grund seien die geltenden Abstandsregeln und die begrenzten Besucherzahlen.
Das Milchwerk scheint also noch einmal mit einem blauen Auge durch die Corona-Krise zu kommen – Stand jetzt. Denn sowohl Erik Hörenberg als auch Bürgermeisterin Monika Laule betonten, dass abzuwarten sei, was die Zukunft bringt. Ein zweiter Lockdown könnte die Prognosen für das Kultur- und Tagungszentrum schnell ganz anders aussehen lassen.