Am 13. Februar 2018 ist die Markolfhalle ausgebrannt. Und nach wie vor steht sie unverändert und unbenutzbar da. Seit nun mehr drei Jahren fehlt den Markelfingern ein Ort, an dem sie größere Veranstaltungen im Dorf abhalten können.
In den Jahren zuvor war in der Halle am östlichen Ortsausgang Markelfingens viel geboten: Die Schule, Sport- und Musikvereine nutzten sie. Theaterabende fanden hier statt. Zur Fasnacht war die Halle fest in der Hand der Narren. Die katholische Kirchengemeinde hielt Kleider- und Spielzeugmärkte ab. CDU-Mitglieder kennen sie als Schauplatz von Kreisparteitagen. Einige Aktivitäten wie der Schulsport und manche Vereinssportkurse konnten in Möggingen und Liggeringen weitergeführt werden.

Doch viele andere Veranstaltungen mussten in den vergangenen drei Jahren ersatzlos ausfallen. Wir haben bei sechs Markelfingern nachgefragt, wie sich die Situation auf das Gemeinschaftsgefühl im Ort auswirkt, was ihnen besonders fehlt und welche Zwischenlösungen gefunden wurden.
In einem Punkt sind sich alle Befragten einig: Am meisten bedauern sie, dass Kinder keinen Platz in Markelfingen haben, an dem sie gemeinsam das ganze Jahr über, unabhängig von der Witterung, Sport treiben können. „Für Kinder ist es sehr wichtig, Sport in der Gruppe zu machen, damit sie ihre psychomotorischen Fähigkeiten gut ausbilden können“, erklärt Andreas Kolle, der in Markelfingen wohnt und als Gymnasiallehrer arbeitet.

Beim Sport gehe es nicht nur um die Bewegung, sondern auch darum, Toleranz und Rücksicht zu üben. Kinder lernten mit Erfolgen und Niederlagen umzugehen. Durch die Pandemie und die Kontaktbeschränkungen werde der Verlust nun noch spürbarer.
Alexander Cordas, Vater von zwei Söhnen, denkt ebenfalls in erster Linie an die Kinder. „Unser jüngerer Sohn, der jetzt neun Jahre alt ist, wird in seiner gesamten Grundschulzeit nicht ein einziges Mal in Markelfingen Sportunterricht haben, sei es in der Schule oder im Verein.“

Für den Schulsport in der Grundschule sei eine Lösung gefunden worden, berichtet Johanna Seib, Leiterin der Grundschule: Freitags bringt ein Reisebus die Kinder zum Sportunterricht in Liggeringen und Möggingen. „Das ist besser als gar kein Sportunterricht“, so Seib. Doch natürlich gehe Zeit verloren. Auch die Veranstaltung von Einschulungs- und Abschlussfeiern sei schwierig.
„Wir haben einfach keinen Versammlungsort für Schüler und Eltern.“ Unter Corona-Bedingungen sei sogar die Organisation von Elternabenden eine Herausforderung. „Glücklicherweise durften wir ins Musikhaus ausweichen.“ Sie hoffe auf einen baldigen Neubau der Halle.
Auch Melanie Hafner vom Verkehrsverein Markelfingen kommen zuerst ihre Kinder in den Sinn. Einige Jugendgruppen des Sportvereins konnten das von der Stadt zur Verfügung gestellte Markolf-Mobil, einen Kleinbus mit neun Plätzen, nutzen, um in Güttingen oder Liggeringen zu trainieren, berichtet Michael Jentsch, Vorsitzender des Sportvereins.

Doch nicht für alle Kinder sei im Fahrzeug Platz gewesen, so Hafner. Einige Mütter hätten ihre Söhne in Fahrgemeinschaften nach Liggeringen gefahren, was für eine Spielzeit von eineinhalb Stunden vier Autofahrten bedeutete. Natürlich sei auch für andere gemeinschaftliche Aktivitäten im Ort nach Ersatzlösungen gesucht worden.
Das Weihnachtskonzert fand im Milchwerk statt, auch ein Kleidermarkt in Kooperation mit dem Familienverband Radolfzell. Andere Aktivitäten wie Seniorennachmittage seien ohne Halle allerdings nicht gut möglich. „Und wenn man etwas draußen plant, muss es bei schlechtem Wetter sowieso ausfallen“, erzählt Hafner.

Auch den Narren fehlt die Halle. Bislang ließen etwa 300 Markelfinger den Hemdglonker nach dem Umzug durch die Straßen bei Musik und mit einem Getränk in der Hand in der Markolfhalle ausklingen.
Vor Corona wichen einige Narren in den rostigen Anker aus. Doch das sei nicht das Gleiche, erzählt Thomas Böttinger, Präsident der Seifensieder: „Dort haben nur etwa 50 Personen Platz.“ Außerdem gebe es keinen Kinderball und keinen bunten Abend mehr. Er findet: „Wir leben uns auseinander.“

Alle Befragten kritisieren: Es sei nicht nachzuvollziehen, dass die beschädigte Halle nach drei Jahren immer noch unberührt dasteht. „Auch wenn öffentliche Mühlen langsam mahlen, ist schwer nachzuvollziehen, dass sich die Planung so lange hinzieht“, sagt Ortschaftsrat Michael Jentsch. Er wirbt allerdings auch für Verständnis. Die Halle bilde mit dem Feuerwehr- und Musikhaus ein Ensemble. Anders als bei einem Neubau auf einem unbebauten Grundstück sei auf vieles Rücksicht zu nehmen. Erschwerend komme die Hanglage hinzu.
Mit der jetzigen Lösung könne man sich auf eine Halle freuen, die nicht nur für Markelfinger ein idealer Treffpunkt werde, sondern auch von Radolfzellern und anderen Ortsteilen genutzt werden könne. Als Vorsitzender des Sportvereins bedauert er, dass einige Gruppen für die ganz Kleinen und die Senioren nicht weitergeführt werden konnten, doch er will auch Mut machen: „Die Zeit ohne Halle ist ein Kraftakt. Aber vieles hat auch funktioniert, und es ist nicht alles auseinandergebrochen.“