Wer mit dem Zug nach Radolfzell reist, wird vom Bahnhofsplatz begrüßt. Und das ist aktuell nicht die beste Visitenkarte der Stadt. Nicht nur die Ruine des ehemaligen Hotel Viktoria verschandelt das Bild des Bahnhofsplatzes seit Jahren. Bis heute mit keiner Aussicht auf Besserung. Und auch die Gebäude am Bahnhofsplatz 1 stehen leer und warten auf ihre Wiederbelebung. Und auch dies könnte ebenfalls noch eine ganze Weile dauern.

Viel Fläche oder eine altstadttaugliche Gestaltung?

Denn die Pläne des Investors, möglichst viel Fläche auf dem Grundstück realisieren zu können, sind scheinbar nur schwer mit den Erwartungen des Gestaltungsbeirates vereinbar. Das Gremium soll dafür sorgen, dass neue Bauprojekte optisch und vom Stil her gut nach Radolfzell passen und sich in die bereits bestehende Bebauung einfügen.

Die Pläne des Investors waren bereits mehrere Male im Gestaltungsbeirat der Stadt Radolfzell besprochen worden. Und stießen eigentlich nie auf Zustimmung. Mal war die Fassade zu nichtssagend gestaltet, die geplante Dachterrasse passe auch nicht in das Stadtbild.

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Noch gibt es für das Areal keinen Bebauungsplan, doch hat der Gemeinderat der Verwaltung jüngst den Auftrag gegeben, einen solchen für den Bahnhofsplatz aufzustellen. Das würde für die Investoren auch einen genauen Planungsrahmen schaffen. Doch die Erstellung eines Bebauungsplanes könnte sich ebenfalls einige Jahre hinziehen.

Besucher, die vom Bahnhof kommen, sehen zuerst dieses etwas heruntergekommene Haus.
Besucher, die vom Bahnhof kommen, sehen zuerst dieses etwas heruntergekommene Haus. | Bild: Schneider, Anna-Maria

In der jüngsten Sitzung des Gestaltungsbeirates hatte der Investor die aktuellen Pläne für das Gebäude Bahnhofsplatz 1 vorgestellt. Er möchte das Gebäude gerne abbrechen und als Hotel neu aufbauen. Im Erdgeschoss sind Gewerbeflächen geplant, in den Stockwerken darüber dann das Hotel.

Das jetzige Gebäude hat drei Geschosse und ein steiles Satteldach. Eine für Radolfzell typische Gebäudegestaltung, wie die Architektin Julia Klumpp, Vorsitzende des Gestaltungsbeirates, erläuterte. Der Vorschlag des Investors sieht für den Neubau allerdings vier Geschosse und ein Mansarddach vor.

„Die Höhe der Stockwerke ist in dem Plan nicht korrekt eingezeichnet“, so Julia Klumpp. Diese seien viel zu niedrig geplant. Für die Gewerbeflächen im Erdgeschoss würden die Pläne eine Deckenhöhe von 2,70 Metern aufweisen. Dies sei für eine Laden- oder Restaurantnutzung viel zu wenig, erklärt die Architektin. Für gewöhnlich würden Decken abgehängt, Lampen angebracht und Fußböden erhöht, das sei mit dieser Deckenhöhe nicht realistisch. Auch die Deckenhöhe für die Hotelräume sei mit 2,50 Metern als viel zu gering angesetzt worden.

Das ehemalige Hotel Schiff strahlt längst keinen Glanz mehr aus. Keiner weiß, wie lange es noch dauert, bis ein Neubau möglich ist.
Das ehemalige Hotel Schiff strahlt längst keinen Glanz mehr aus. Keiner weiß, wie lange es noch dauert, bis ein Neubau möglich ist. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Würden die Pläne mit einer realistischen Deckenhöhe gezeichnet werden, so wäre das Gebäude 1,40 bis 1,80 Meter höher als jetzt vorgegeben. „Es ist nicht möglich, mit der erlaubten Höhe fünf nutzbare Ebenen rauszuholen“, sagte Architektin Julia Klumpp. Das Mansarddach sei zwar grundsätzlich zulässig, weil es in der Stadt so auch vorkomme. Aber an der Stelle wäre ein steiles Satteldach typischer und das Mansardendach passe nicht so recht.

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Der zweite Vorschlag des Investors ist nämlich ein Gebäude mit drei Stockwerken, einem steilen Satteldach mit zwei Gauben. „Das sieht dann ein wenig so aus wie ein Schwarzwaldhof, sehr ländlich“, beschreibt Klumpp den Entwurf. Auch dies sei für den Standort unpassend. Für den Gestaltungsbeirat sei klar: „Das neue Gebäude sollte in Höhe, Anzahl der Stockwerke und Dachform wie das jetzige Gebäude sein.“