Schnaps ist die Basis der Freundschaft zwischen dem Radolfzeller Oberbürgermeister Martin Staab und dem ehemaligen Landrat Frank Hämmerle. Nicht der Schnaps, den sie zusammen getrunken haben, sondern den, den sie zusammen gebrannt haben.
Dabei war das anfänglich eine Zweckgemeinschaft: Die Stadt Radolfzell besitzt ein Brennrecht, Staab hat einen Kurs zum Schnapsbrennen absolviert und weiß wie es geht. Hämmerle hat das Obst. Während des stundenlangen Brennprozesses, den beide Männer bereits mehrfach zusammen vollzogen haben, haben sie einander besser kennen gelernt und schätzen sich nun als Freunde und Vertraute.

Dabei begann ihr Verhältnis rein dienstlich. Frank Hämmerle erinnert sich: „Anfang der 90er-Jahre kam Martin zu uns ins Landratsamt als Referendar. Ich war damals Verwaltungsdirektor und auch für die Referendare zuständig.“ Nach Staabs Zeit im Landratsamt wechselte er ins Singener Rathaus als Hauptamtsleiter, später wurde er erster Bürgermeister in Waiblingen.
„Ich habe seine Karriere weiterhin interessiert verfolgt, schließlich hatte er fast alles bei uns gelernt“, sagt Hämmerle nicht ohne Stolz. Der Kontakt wurde enger, als Martin Staab 2013 als Oberbürgermeister von Radolfzell zurück in den Landkreis Konstanz kam. Im Kreistag habe man sich regelmäßig gesehen, im Aufsichtsrat des Gesundheitsverbundes enger zusammen gearbeitet, bei der ein oder anderen Fasnachtsveranstaltung auch mal privat geredet, beschreibt Hämmerle den Beginn der Freundschaft mit Martin Staab.
Und dann kam der Schnaps. Auf Hämmerles Grundstück in Allensbach wachsen einige prächtige Obstbäume. Die Stadt Radolfzell hat vor einigen Jahren wieder ihr altes Brennrecht aufgenommen und so kam das eine zum anderen. Das Produkt ihrer stundenlangen Arbeit wird unter den klangvollen Namen „Kappedeschle“, ein Apfelschnaps, oder „Radolfzeller Kirsch“ durch die Tourismus und Stadtmarketing GmbH vermarktet. Während das Obst eingemaischt wird und der Vorlauf durchläuft, verbringen die beiden Männer viel Zeit miteinander.
Wie würde also Frank Hämmerle seinen Freund Martin Staab beschreiben? „Er ist ehrlich, treu, zuverlässig und unbestechlich“, sagt Hämmerle. Auch neben dem Schnapsbrennen habe Staab immer gearbeitet, nebenher Mails und Anrufe beantwortet. „Er geht Themen immer sehr gründlich an, er ist immens fleißig“, lobt Hämmerle. Wenn er Vorschläge im Kreistag einbringe, so seien diese immer fundiert und gut recherchiert. Auch schätzt Hämmerle, dass Martin Staab in seinem Verhalten kalkulierbar sei. „Man weiß immer, woran man ist“, sagt er.

Allerdings kämen beruflich bei Staab einige Charaktereigenschaften ans Licht, die Hämmerle privat von ihm nicht kennt. „Er ist hartnäckig und beharrlich, bis zur Sturheit“, sagt der ehemalige Landrat. Für seine Sachen kämpfe er leidenschaftlich, sei aber dadurch manchmal eben auch undiplomatisch. Staab sei innovativ und habe Visionen, diese gingen allerdings bis zum Erschrecken der Beteiligten. „Er ist eben keine runde Null, sondern hat Ecken und Kanten“, fasst Hämmerle zusammen. Für ihn allerdings würden die positiven Seiten überwiegen.
Als Freund, nicht als ehemaliger Vorgesetzter und Landrat, habe Frank Hämmerle auch schon das vertrauensvolle Gespräch mit Staab gesucht. „Er ist durchaus auch kritikfähig, wenn diese begründet und ehrlich formuliert wird“, so Hämmerle.
Der langjährige Landrat habe die Bedeutung der Bürgereinbindung betont, dass man Menschen mehr beteiligen und mitnehmen müsse. Dass Staab nun in Sachen Feriendorf im Biotop Streuhau einen Bürgerentscheid vorgeschlagen habe, wertet Hämmerle als positive Weiterentwicklung. „Das zeigt, dass er reflektieren kann und einen gut gemeinten Ratschlag von einer Person, der er vertraut, auch annimmt.“