Am frühen Morgen gegen 8.45 Uhr ging der Alarm im Berufsschulzentrum Radolfzell los, vor dem Lehrer und Schüler am meisten Angst haben: Amok-Alarm. Bei diesem Wort haben viele die schrecklichen Bilder des jüngsten Ereignisses an einer Grundschule in Texas im Kopf. 21 Menschen kamen dabei ums Leben. In Radolfzell blieb es bei einem Fehlalarm. Niemand wurde verletzt. Laut Polizeipräsidium Konstanz konzentrieren sich gerade die Ermittlungen darauf herauszufinden, wie es zu diesem Fehlalarm kam.

Zahlreiche schwerbewaffnete Polizisten im Einsatz

Nach dem Alarm über einen mutmaßlichen Amoklauf rückte die Polizei in großer Mannschaftsstärke an. Sie durchsuchten das gesamte Gebäude und konnten nichts Verdächtiges finden, teilt die Polizei weiter mit. Der Bereich um das Schulzentrum wurde weitläufig abgesperrt, der Verkehr in der Haselbrunnstraße war an diesem Mittwochmorgen massiv beeinträchtig. Die Schüler und Lehrer durften nach dem Alarm ihre Klassenräume nicht verlassen, bis Entwarnung gegeben werden konnte.

Vor der Schule sammelten sich viele Schaulustige. Schüler, die erst später in den Unterricht wollten, warteten, bis sie in das Gebäude gehen konnten. „Alle haben besonnen und ruhig reagiert“, sagt Markus Zähringer, Schulleiter des BSZ. Er lobt die gute Kommunikation zwischen allein Beteiligten: den Schülern, Lehrern, der Polizei sowie dem Landratsamt als Schulträger. „Alle haben gut zusammengearbeitet“, sagt Zähringer.

Kräfte der Polizei vor dem Berufsschulzentrum in Radolfzell. Bild: Gerald Jarausch
Kräfte der Polizei vor dem Berufsschulzentrum in Radolfzell. Bild: Gerald Jarausch | Bild: Jarausch, Gerald

Landrat Zeno Danner meldete sich schon kurz nach dem Alarm telefonisch. Mit dem nun geprobten Krisenmanagement sei man insgesamt zufrieden, teilt Marlene Pellhammer, Sprecherin des Landratsamtes, auf Nachfrage mit. Doch wolle man auch versuchen, aus dieser Erfahrung zu lernen. „Im Sinne eines stetigen Verbesserungsprozesses wird der Einsatz bei einem zeitnahen Austausch zwischen der Schule und der Polizei reflektiert“, so die Pressesprecherin.

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OB Simon Gröger eilt sofort zum BSZ

„Als mich die Polizei benachrichtigte, bin ich sofort zum Berufsschulzentrum geeilt“, berichtet Oberbürgermeister Simon Gröger. Man sei natürlich angespannt und in großer Sorge um die Schülerinnen und Schüler und um die Lehrerschaft im Gebäude gewesen, beschreibt er seine Gefühlslage. Als die offizielle Bestätigung durch die Polizei kam, dass es sich um einen Fehlalarm handelt, sei Gröger sehr erleichtert gewesen.

Kräfte der Polizei vor dem Berufsschulzentrum in Radolfzell. Bild: Gerald Jarausch
Kräfte der Polizei vor dem Berufsschulzentrum in Radolfzell. Bild: Gerald Jarausch | Bild: Jarausch, Gerald

Danach seien die Einsatzkräfte von Klassenzimmer zu Klassenzimmer gegangen und hätten Entwarnung gegeben. Die Schülerinnen und Schüler hätten daraufhin die Klassenräume verlassen können. „Mich hat beeindruckt, wie schnell die Durchsuchungsmaßname abgeschlossen werden konnte und wie geordnet und strukturiert von Seiten der Einsatzkräfte und der Schulleitung alles ablief“, sagt der OB lobend.

Schüler sind betreut worden

Betreuer seien vor Ort gewesen, um sich nach der Evakuierung aus dem Gebäude um die Menschen zu kümmern, die die Situation als belastend empfunden haben. „Ich bin sehr erleichtert, dass sich keine Hinweise auf eine Gefahrensituation ergaben. Ein großes Dankeschön gilt allen Einsatzkräften, die daran mitgewirkt haben“, so Simon Gröger

OB Simon Gröger (2.v.r.) und Schulleiter Markus Zähringer (4.v.r.) im Gespräch mit Einsatzkräften der Polizei. Bild: Gerald Jarausch
OB Simon Gröger (2.v.r.) und Schulleiter Markus Zähringer (4.v.r.) im Gespräch mit Einsatzkräften der Polizei. Bild: Gerald Jarausch | Bild: Jarausch, Gerald

Bank weiß nichts von einem Banküberfall

Derweil kursierten in den sozialen Netzwerken wilde Gerüchte, was es mit dem großen Polizeieinsatz auf sich hat. So wurde behauptet, die Sparkasse in Radolfzell sei überfallen worden und der mutmaßliche Bankräuber habe sich bewaffnet im BSZ verschanzt. Die Sparkasse Hegau-Bodensee sah sich gezwungen, auch offiziell mitzuteilen, dass keine ihrer Filialen überfallen worden sei. Sie hätten diesbezüglich etliche Anrufe erhalten.

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Es sind noch Fragen offen

Wie es zu dem Fehlalarm gekommen ist, ist nach wie vor unklar. Die Auslösung eines Amok-Alarm ist in den Klassenräumen selbst möglich. Der Auslöser sieht laut Webseite des Architekten des Berufsschulzentrums aus wie ein Feuermelder.

Mit dem Auslösen des Alarms würde eine ganze Kette an Maßnahmen gestartet. So würde eine Durchsage im gesamten Gebäude erfolgen und im Erdgeschoss sowie ersten Obergeschoss würden automatisch die Jalousien heruntergefahren werden, um keinen Einblick in die Klassenzimmer zu geben.