Präsident Oliver Preiser konnte die diesjährige Hauptversammlung des FC Radolfzell mit einer guten Nachricht eröffnen: „Wir haben im letzten Jahr ein unglaubliches Ergebnis erzielt.“ Obwohl der Club im vorangegangenen Pandemie-Jahr auf alle finanzträchtigen Veranstaltungen hatte verzichten müssen, verzeichnet der Fußballclub dennoch eine erfreuliche Bilanz. Die Sponsoren haben dem Club während der Gesundheitskrise die Treue gehalten.
Neubau muss warten – doch Baukosten steigen
Der Verein möchte Vorbild sein und bietet im nächsten Monat für seine Trainer einen Kurs für die Prävention sexualisierter Gewalt an. Für einen Neubau des Vereinsheims hat der Gemeinderat aktuell die finanzielle Unterstützung versagt. Oliver Preiser zeigte sich angesichts der steigenden Kosten im Bausektor und wegen der Pandemie-Folgen letztlich erleichtert über diese Entscheidung. Doch die Pläne für einen Neubau seien nicht aufgehoben, sondern nur verschoben, so Preiser. Er sei mit der Verwaltung weiterhin im konstruktiven Gespräch.
Zum Fußballbetrieb sagte Alexander Thumer, Vorstand Sport: „Wir haben etwas geschafft, was wir seit vielen Jahren nicht schafften.“ Dem Club gelang mit seiner Herrenmannschaft der Einzug in das Halbfinale des SBFV-Rothaus-Pokals – mit Siegen gegen Rielasingen, Aasen, Elzach und einem Unentschieden gegen den Freiburger FC. Thumer berichtete von einer hochspannenden und interessanten Geschichte für den Verein. Doch die Saison steckt ihm dennoch in den Knochen: Wenn der Fußballclub den Klassenerhalt schafft, dann setzt er dies mit einer Meisterschaft aus der Verbandsliga gleich.
Gesundheitliche Rückschläge nicht nur wegen Corona
Seiner Meinung nach gab es für den Club viele Negativerlebnisse mit gesundheitlichen Rückschlägen, Corona-Infektionen und Verletzungen. Allein am Tag der Hauptversammlung zog sich ein Spieler einen Kreuzbandriss zu, ein anderer hatte Corona. Der Versammlungstag spiegle mit diesen Nachrichten eigentlich die gesamte Saison für den FC Radolfzell wider. Trotzdem zeigte sich Thumer stolz, wie die Fußballspieler das Beste aus der Situation machten. Thumer ist zuversichtlich. Trotz zwölften Platzes in der Tabelle (Stand Hauptversammlung) rechnet er mit einem Klassenerhalt.
Steffen Kautzmann geht, Oliver Sorg kommt
Thumer kündigte in der Versammlung den Verlust von Steffen Kautzmann als Chef-Trainer des FC Radolfzell an. Zum Rundenende werde er seine Tätigkeit beenden. Thumer bedauere den Verlust sehr und würdigte Kautzmanns besonderes Engagement für den Verein. Mit einem lang anhaltenden stehenden Applaus zollte die Versammlung dem scheidenden Trainer ihren Respekt. Thumer kündigte für den Folgetag der Versammlung eine Pressekonferenz an – mit der Bekanntgabe des neuen Trainers. Der Fußballclub Radolfzell konnte den ehemaligen Bundesliga-Profifußballer Oliver Sorge als Trainer für den Verein gewinnen.
Während sich die U19-Abteilung in der vergangenen Saison noch in Bedrängnis befand, hatte die U19 nun eine extrem erfolgreiche Saison mit zuletzt elf ungeschlagenen Spielen. Thumer dankte dem Trainergespann Philip Weinmann und Mario Weinheimer. Künftig werde die A-Jugend wieder gute Spieler haben, ist sich Thumer sicher. So könne dann auch die Herrenmannschaft des FC Radolfzell wieder gefüllt werden.
20 Trainer üben mit 200 Kindern und Jugendlichen
Patric Schmidt vom Vorstand Jugend stellte in der Hauptversammlung den Bericht zur Jugendarbeit und Nachwuchsförderung vor. Beim Club trainieren in 14 Mannschaften rund 200 Kinder und Jugendliche mit 20 Trainern und Übungsleitern – davon sind zehn Mannschaften im Ligabetrieb. Der FC Radolfzell ist der größte Ausbilder für Kinder und Jugendliche im Bezirk Bodensee. Dies hängt auch mit der erfolgreichen und zwölf Jahre andauernden Kooperation zum SC Freiburg zusammen. Junge Spieler erhalten ein Stützpunkttraining in Singen. Viele junge Fußballer sind auch in Nachwuchsmannschaften beim Südbadischen Fußballverband.
Zum Ende der Saison wechseln acht Spieler in die Nachwuchsleistungszentren – sechs gehen zum SC Freiburg, zwei weitere zum TSG Hoffenheim. Und sämtliche Leistungstrainer für die Jugend sagten dem FC Radolfzell erneut für die nächste Saison zu.
Eltern werden am Spielfeldrand zum Problem
Der Sparkassen Cup ist für Januar 2023 wieder geplant. Angemeldet haben sich bereits vier Mannschaften der Stuttgarter Kickers und vier weitere vom FSV Frankfurt. Ein großes Problem gebe es mit Eltern am Spielfeldrand, so Patric Schmidt: Das sei jedoch kein spezifisch Radolfzeller Problem, sondern vielmehr ein gesellschaftliches, wobei auch die Schiedsrichter von Elternteilen attackiert würden. Während der Pandemie wurde der Kunstrasen-Trainingsbereich isoliert. Als Gegenmaßnahme könnte man den Bereich auch für die Zukunft schließen, so sein Vorschlag.
Nur ein Sponsor ist abgesprungen
Die Einnahmen beim FC Radolfzell durch Sponsoren sind geblieben. Am Ostermontag beteiligten sich 25 Teilnehmer beim Netzwerktag des Clubs. Es sei nicht selbstverständlich, dass während der Pandemie die Sponsoren dem Verein die Treue halten würden, so Michele Angilletta vom Vorstand Marketing. Lediglich ein einziger Sponsor sei abgesprungen. Der Hauptsponsor der ersten Mannschaft hat um ein weiteres Jahr verlängert, erklärte der Vorstand erfreut.
Die Bodensee Fußballakademie und der FC Radolfzell veranstalten erfolgreich das erste Ärzte-Finanz-Ostercamp mit 75 Kindern im Alter von sechs bis 14 Jahren. Der Förderverein des FC sponserte zwei Kindern die Teilnahmebeiträge und kündigte ein Elfmeterschießen-Turnier an. Dabei soll beim Grillen eine Entscheidung für die Stadion-Wurst gefällt werden.
Finanziell steht der FC gut da
Es sieht beim Fußballclub mit den Finanzen gut aus. Bernd Waggerhauser stellte den Kassenbericht vor. Verbindlichkeiten aus einem Privatkredit wurden getilgt und beim Kreditinstitut innerhalb von drei Jahren um 17.000 Euro reduziert. Das Vermögen des FC Radolfzell hat sich mit Stand 31. Dezember 2021 gegenüber dem Jahr 2020 trotz Pandemie und ohne Ausrichtung eines Festes um weitere 72.000 Euro verbessert. Die Vermögenswerte des Clubs belaufen sich auf über 117.000 Euro. Da sich in der Baubranche derzeit überall das Material verteuert, zeigt sich der Fußballclub froh, dass er den Neubau des Vereinsheims verschiebt.