Geschäftig und auch ein bisschen hollywoodmäßig ging es in der Weinstube Baum zu. Für einen Videodreh der Narrenspiegel-Moderation trafen sich Bühnenakteure und Statisten der Narrizella Ratoldi im Scharfen Eck. Im Nebenzimmer stapelten sich auf einem Stehtisch fünf Styroporköpfe – unter anderem für eine Rokoko-Perücke.
Wichtig für den Dreh: Die Weinschorle
16 Akteure zupften ihre fantasievollen Kostüme zurecht, Statisten warfen sich in Pose und der Wirt reichte das wichtigste Requisit über den Tresen: Das Weinschorle.
Im Lokal trafen sich die Hauptcharaktere vom diesjährigen Narrenspiegel für einen Videodreh über die Fasnacht: Dafür organisierte die Narrizella einen Abholdienst für die Kurgäste der Stadt, stand es im Drehbuch. Doch gingen im närrischen Trubel den Dienstleistern die Kurgäste verloren.
Wo könne man aber letztlich alle Kurgäste irgendwann wiederfinden? Natürlich im scharfen Eck, sagte Co-Regisseur Peter Gätjens lachend – mit allen markanten Charakteren des Narrenspiegels und einer urkomischen Pointe zur aktuellen Umweltpolitik.
Drei Stunden Proben täglich
Seit Anfang Januar probte die Narrizella Ratoldi an jedem Werktag drei Stunden lang ihren Narrenspiegel im Zunfthaus. In diesem Jahr stehen 32 Männer der Narrenzunft auf der Bühne, verteilt auf 40 Rollen in vier verschiedene Szenen – auch für weibliche Charaktere.
„Wir haben Schauspieler, die seit Jahren auf Frauenrollen festgelegt sind“, plaudert Peter Gätjens beim Filmdreh aus dem Nähkästchen: Doch die könne man keine Männer mehr spielen lassen. Als Schauspieler hätten sie sich über Jahre hinweg die Frauenrolle antrainiert und so verinnerlicht, dass sie als Mann gar nicht mehr glaubhaft herüber kämen, erzählt der Regisseur.
Klima im Rathaus und Kultur und Natur
In ihrem Narrenspiegel beleuchtet die Narrizella Ratoldi abwechslungsreich das Stadtgeschehen der letzten zwölf Monate. Alle Welt spräche von einer Klimaerwärmung, doch aus dem Rathaus von Radolfzell wehe ein frostiger Wind von einer anderen Klimaverschiebung her, verrät Peter Gätjens.
Ebenso nehmen die Narren die eigene Fasnacht sowie das Konfliktfeld zwischen Tourismus und Radolfzeller Kultur aufs Korn, deutete der Regisseur an. Eine Gespensterszene bringe zudem die Leichen im Rathauskeller zu Tage. Und wer welches Süppchen kocht und wie dabei viele Köche den Brei verderben könnten zeige ein weiterer Sketch aus der stadteigenen Schnapsbrennerei.
400 Kilo schwere Kulissen
Die Kulissen der Narrizella Ratoldi gehören mit zu den Glanzlichtern des Narrenspiegels. Allein die Schnapsbrennerei wiegt stolze 400 Kilogramm. Die Metallkonstruktion aus Altmetall und Schrott wurde eigens für eine Szene von Franz Bromma und Thomas Kauter geschweißt und am Mittwoch von Markelfingen ins Milchwerk verbracht.
Udo Biller legt akribischen Wert auf die Detailtreue seiner von ihm gemalten Kulissen: Verändere sich durch eine Renovierung nur ein einziges Haus auf der Marktstätte, so werde das Kulissenbild neu übermalt, berichtete Peter Gätjens. Jede Kulisse ist auf Leinwand gemalt und wird bis zum Tag der Aufführung des Narrenspiegels aktualisiert.
Die größten Bildkulissen haben eine Breite von acht Meter und sind rund vier Meter hoch. Seit Mittwoch probt die Narrizella auf der großen Bühne des Milchwerks. Fester Teil des Narrenspiegels ist wie immer die Narrenschelte.
Weitere Termine
- Narrenspiegel: Samstag, 8. Februar um 20 Uhr, Sonntag, 9. Februar um 14 und 20 Uhr sowie Montag, 10. Februar um 20 Uhr jeweils im Milchwerk
- Holzhauerball: Samstag, 15. Februar um 20.11 Uhr im Milchwerk
- Kinderball: Sonntag, 16. Februar um 14 Uhr im Milchwerk
- Bürgerball: Samstag, 22. Februar um 20.11 Uhr im Milchwerk
- Altenkonzert: Sonntag, 23 Februar um 14 Uhr im Milchwerk
- Narizella rockt: Für Jugendliche ab 14 Jahren, Sonntag, 23. Februar um 19 Uhr im Milchwerk
Vollständiges Programm zur Fasnacht im Internet: www.narrizella-ratoldi.de