So schnell wie das neue Jahr beginnt, so schnell kommt Dreikönig. Und bei den Männern ist alles so in Ordnung. Die Narren der Narrizella Ratoldi müssen an diesem Morgen richtig fix sein. Denn bis um acht Uhr morgens ist noch die Naturschutzjugend in der Turnhalle der Teggingerschule untergebracht und um halb elf steigt schon der närrische Männerfrühschoppen. Schnell geht gut und die Narrenmusik sitzt und stimmt schon ein paar Minuten vor der regulären Anstoßzeit die volle Halle auf die nächsten zweieinhalb Stunden ein.

Gut besuchter Männerfrühschoppen in der Sporthalle der Teggingerschule in Radolfzell.
Gut besuchter Männerfrühschoppen in der Sporthalle der Teggingerschule in Radolfzell. | Bild: Jarausch, Gerald

Die ersten Nettigkeiten unter Männern verteilt großzügig Narrizella-Narrenpräsident Martin Schäuble. Den ersten Willkommensgruß richtet er an Lorenz Thum, Ortsvorsteher in einem unmittelbar angrenzenden Vorort: „Die Markelfinger verfetten immer mehr, weil sie keine Halle mehr haben.“ Dem Hausherrn und Rektor der Teggingerschule, Norbert Schaible, spricht Schäuble auf dessen Kandidatur bei der Bürgermeisterwahl in Hilzingen an: „Wenn‘s in Hilzingen nichts wird, wäre Radolfzell auch etwas.“ Dort steht die OB-Wahl aber erst im Jahr 2021 an.

Benni Bromma führte durch das Programm beim Männerfrühschoppen.
Benni Bromma führte durch das Programm beim Männerfrühschoppen. | Bild: Jarausch, Gerald

Verständigung zwischen Männern muss – wie fälschlicherweise oft angenommen wird – kein Selbstläufer ein. Über die Tücken der Kommunikation und dem Nachhall eindeutiger Aussagen hat sich Malte Semrau von der Narrenmusik seine Gedanken gemacht. Anstoß für diese Erörterung war ausgerechnet der neue Frühschoppen-Moderator Benni Bromma. Der hat Semrau beim Zunfthaus-Sommer während seines Auftritts mit seinem mehrfach wiederholten „Danke Lobo“ an den Rand des männlichen Auffassungsvermögens gebracht. Aber nur an den Rand. Semrau demaskiert das „Danke Lobo“ als Verbeugung vor Tontechniker Robert „Lobo“ Grünwald, der bei jenem Zunfthaus-Sommer an der richtigen Stelle das Gitarren-Playback für Bromma eingespielt habe.

Christoph Zeiser und die Weibsbilder

Nun, männliche Narren sind auf der Frühschoppenbühne nicht jedermanns Freund. Schon gar nicht der von Freunden. Doch manchmal machen Männer unter Männern eine Ausnahme und muntern ihre Geschlechtskollegen auf. Gardist Christoph Zeiser ist die Fasnetsaisoneröffnung der Weibsbilder im Milchwerk „zu persönlich“ auf manchen Mann ausgefallen. Er warnt vor dem Steinwurf, „wenn man selbst im närrischen Glashaus sitzt“.

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Vor Sprachscherben und anderen verbalen Geschossen bringt sich OB Martin Staab nach der Pause in Sicherheit. Er räumt seinen Platz in der ersten Reihe während der Büttenrede von Egon Kenke. Der warnt seine Zuhörer: „Wird‘s kommunalpolitisch, kommt Humor nicht mehr vor.“ Vielleicht als ganz schwarzer: „Die Transparenz vor der Wahl von Staab versprochen, ist nun gänzlich eingebrochen.“ Keck legt er noch einen Warnhinweis zum Neujahrsempfang bei: „Beim Händedruck wird oft geheuchelt, anderntags wird mündlich dann gemeuchelt.“

Wolfgang Reuther kontert

Wenn Wolfgang Reuther meuchelt, vermittelt der ehemalige Landtagsabgeordnete und Kläger des Narrengerichts Stockach das auf der Bühne ganz direkt. Zum Beispiel Moderator Benni Bromma. Der beklagt sich, dass beim Ravensburger Bodenseespiel „Stockach am Bodensee“ liege. Reuther kontert: „Wenn die Pole weiter abschmelzen, heißt es bald: Stockach am Bodensee und Radolfzell im Bodensee.“ Sein Thema in der Bütt als „Professor Prömmel“ und als sexuell fehlgeleiteter Thurgauer Bauernbub ist das Leben und Sterben mit dem lieben Vieh. Reuthers Fazit als Professor: „Man sieht dem Menschen wahrlich an, isst er gesund oder isst er vegan.“ Sein Leid als Bauernbub: „Keine schöne Maid in dieser Zeit in unserem Thurgau weit und breit.“

In der grünen Uniform mit roter Nase: Sicherheitsbeauftragter Josch Frengele.
In der grünen Uniform mit roter Nase: Sicherheitsbeauftragter Josch Frengele. | Bild: Jarausch, Gerald

Holzhauer Josch Frengele kommt in grüner Uniform als „Sicherheitsbeauftragter für Frühschoppen“. Er erklärt Radolfzell zur „Adidas-Stadt“. Weil hier nur ganze drei (Polizei-)Streifen patrouillieren: „De Franz, de Josch und de Benni.“ So schnell der Männerfrühschoppen an Dreikönig begonnen hat, so schnell ist er beendet. Der bekennende Nicht-Schunkler Frengele verordnet dem Saal ein Zwangs-Schunkeln. Findet er blöd und „trotzdem schunkeln wir mit“. So sind Männer.