Frank Burkart ist den Radolfzellern seit der Corona-Pandemie nicht nur als Hals-Nasen-Ohren-Arzt, sondern auch durch seine Testaktionen bekannt. Im Winter 2020 bot er gemeinsam mit seinem Praxispartner Markus Steinwaller als einer der ersten in Radolfzell Schnelltests an. Und im vergangenen Sommer tourte er in einem Kleinbus durch die Stadt, um spontane Bürgertests durchzuführen. Nun müssen sich die Radolfzeller von dem Arzt verabschieden: Frank Burkart zieht es nach Mallorca. Dort wird er mit seiner Frau eine deutsche HNO-Praxis im internationalen Facharztzentrum Clinica Picasso in Palma übernehmen.

Der Süden lockt

„Uns hat schon immer der Süden extrem gut gefallen“, erklärt Frank Burkart den Hintergrund der Entscheidung. Er sei mit seiner Familie dort auch immer gerne in den Urlaub gefahren. Und: „Immer, wenn wir im Urlaub im Süden waren, haben wir uns überlegt, ob wir dort leben könnten.“ Die Antwort habe immer Ja gelautet, allerdings sei da das Problem mit der Sprache gewesen – die Kommunikation mit seinen Patienten sei ihm sehr wichtig, gerade subtile Hinweise seien in einer Fremdsprache aber nicht so leicht zu erkennen.

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Dann aber sei seiner Frau Eva vor zweieinhalb Jahren vor einem Urlaub auf Mallorca aufgefallen, dass es dort deutsche HNO-Ärzte gibt, die Touristen oder deutsche Auswanderer betreuen. Diese habe er schließlich angeschrieben und einer von ihnen habe sich zurückgemeldet und mitgeteilt, er wolle bald mit seiner Arbeit aufhören. Schon im Urlaub Ende 2019 sei der erste Kontakt zustande gekommen, Anfang 2020 absolvierte Frank Burkart eine Probearbeit in der Praxis, die er künftig selbst führen wird. Diese habe ihm sehr viel Spaß gemacht, zudem habe täglich die Sonne geschienen – und das im Februar. Schließlich stand der Umzug fest.

„Wir gehen nicht, weil wir uns unwohl fühlen“

Corona habe bei der Entscheidung keine Rolle gespielt, betont Frank Burkart. „Wir wollten das schon vor der Pandemie machen. Die hatte darauf keinen Einfluss.“ Und: „Wir gehen nicht, weil wir uns unwohl fühlen“, versichert seine Frau. Im Jahr 2003 kam die Familie aus Tübingen nach Radolfzell, man fühle sich mit der Stadt sehr verbunden. An die Zeit hier werden sie gerne zurückdenken. Und auf Nimmerwiedersehen wollen sich die Burkarts auch nicht verabschieden, stattdessen wollen sie ab und zu wieder zu Besuch kommen, zum Beispiel zur Fasnacht, mit der sie sehr verbunden seien.

Eva und Frank Burkart wollen auf Mallorca in einer Facharztpraxis Deutsche behandeln.
Eva und Frank Burkart wollen auf Mallorca in einer Facharztpraxis Deutsche behandeln. | Bild: Marinovic, Laura

Noch bleibt Frank Burkart Zeit, sich von allem zu verabschieden – am 11. März wird sein letzter Arbeitstag in seiner Radolfzeller Praxis sein, am darauf folgenden Tag geht es mit dem Auto zunächst nach Barcelona und dann weiter nach Mallorca, wo die Burkarts bereits eine Wohnung gefunden haben. Am 1. April beginnt für den Arzt dann die Arbeit in seiner neuen Praxis. „Ich freue mich drauf“, sagt er – und das schon seit mindestens einem Jahr. Seine Frau ergänzt: „Ich bin schrecklich neugierig.“

„Wir haben überhaupt keine Bedenken“

Aber: „Ich bin nicht so aufgeregt wie damals, als wir nach Radolfzell gezogen sind.“ Schließlich hätten sie sich nun schon einmal selbstständig gemacht, zudem waren ihre Kinder 2003 noch klein, außerdem mussten mit dem Start seiner Praxis, die sich damals noch in der Schützenstraße befand, erst einmal Schulden abbezahlt werden. Mittlerweile habe die Familie sich ein finanzielles Puffer aufbauen können und die Kinder seien nun selbstständig. „Das ist ein sehr komfortabler Neustart“, ist sich Eva Burkart sicher. Ihr Mann stimmt ihr zu: „Wir haben überhaupt keine Bedenken. Wir haben schon so viel Erfahrung im Leben und in unserer Arbeit.“

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Und: „In Anbetracht dessen, wie wenig wir bisher da waren, kennen wir dort schon einige Leute“, sagt Frank Burkart über seine neue Heimat. Wichtig sei ihm und seiner Frau aber, dort nicht nur Kontakte zu anderen Deutschen zu haben. Zwar werde auf der Insel Englisch und von einigen Menschen auch Deutsch gesprochen. „aber uns ist es wichtig, dass wir dann auch spanische Kontakte haben.“ Darauf habe er sich schon vorbereitet: „Ich lerne seit zwei Jahren Spanisch.“

John Thiericke wird sein Nachfolger

Und wie geht es in Zukunft mit der Radolfzeller Praxis weiter, die Frank Burkart bislang noch gemeinsam mit Markus Steinwaller führt? Noch ist Burkart weiter im Einsatz. „Ich arbeite jetzt noch mit aller Energie“, versichert er. Mit dem Arzt John Thiericke wurde aber bereits ein Nachfolger gefunden, der Burkarts Anteil übernehmen wird. Er sei einer von fünf Interessenten gewesen, die sich auf eine Anzeige hin gemeldet hätten.

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Und nicht nur Burkart, sondern auch Markus Steinwaller zeigt sich über Thiericke als Nachfolger sehr erfreut: „Da hat von Anfang an einfach die Chemie gestimmt“, erinnert sich Steinwaller an das Kennenlernen – sowohl fachlich als auch menschlich habe es einfach gepasst. John Thiericke sei auch zur Hospitation nach Radolfzell gekommen. Auch Thiericke selbst berichtet: „Es war auch von meiner Seite schnell klar, dass ich gerne den Schritt machen würde.“ Dass es nun für ihn nach Radolfzell geht, freue ihn. „Ich wollte immer schon in die Gegend.“

Das selbe medizinisches Vorbild

Thiericke arbeitet derzeit noch als HNO-Arzt in Aschaffenburg in Bayern, zuvor war er ebenso wie auch schon Frank Burkart an der Uniklinik in Tübingen tätig. Dort habe er sogar den gleichen operativen Ausbilder gehabt wie Burkart, berichtet dieser – und dieser diene ihnen beiden als menschliches und fachliches Vorbild.

„Ich freue mich, dass da eine gewisse Kontinuität in der Art, wie ich Medizin betreibe, gegeben ist“, sagt Burkart deshalb – auch, wenn John Thiericke sicherlich auch seine eigenen Ideen einbringen werde. Bis Thiericke ab April offiziell Frank Burkart ersetzt, wird er schon in seiner Freizeit immer wieder in der Praxis vorbeischauen, um Abläufe, Software und Management kennen zu lernen, „damit es nach Möglichkeit reibungslos weitergeht“, erklärt Thiericke.