Wenn sich ein Biber einmal einen Standort für die Aufzucht seiner künftigen Familie ausgesucht hat, dann verändert sich die Landschaft in kurzer Zeit. Das musste man nun erneut in Markelfingen zur Kenntnis nehmen. Dort hat nach Ansicht des zuständigen Biberbeauftragten Gunnar Hornstein ein einzelnes Tier den Bach entlang der Bahnlinie gestaut. Das machen die Biber in der Regel dann, wenn sie einen Bau, der sich oberhalb der Staustufe befindet, anlegen wollen. Denn der Eingang zu dem Bau oder gar einer Biberburg muss sich ständig unter Wasser befinden. So schützen Biber sich und ihren Nachwuchs vor Feinden.

Genau das ist an dem Bachlauf, der aus Radolfzell kommend entlang der Nordseite der Bahnlinie Richtung Markelfingen fließt, passiert. Den Staudamm, den das Tier aus Ästen und Schlamm zusammenfügt und der erstaunlich massiv ist, hat das Wasser auf den Riedwiesen ansteigen lassen. Nachdem es dort über mehrere Wochen gestanden hat, sind erste Anzeichen bereits im Sportheim des SV Markelfingen zu erkennen.

Im Untergeschoss, in der sich auch die Kegelbahn befindet, sind die Wände zuletzt feucht geworden, wie Ortsvorsteher Lorenz Thum berichtet. Es musste deshalb schon der Putz abgeschlagen werden. Zudem will man demnächst eine Drainage auf der Außenseite des Gebäudes verlegen. Wegen der eindringenden Feuchtigkeit hat der Biberbeauftragte es ausnahmsweise gestattet, den Damm, der in unmittelbarer Nähe zum Gebäude lag, zu öffnen. Solche Maßnahmen sind normalerweise verboten, denn Biber und ihre Bauten sind streng geschützt. Wer sie beschädigt oder die Tiere angeht, muss mit Strafen rechnen.
Ernsthaft vergrämt hat man den Markelfinger Biber damit ohnehin nicht. Es hat nicht lange gedauert, bis er rund 30 Meter oberhalb des bisherigen Damms einen weiteren angelegt hat. Dort hatte Lorenz Thum kürzlich zusammen mit einem Landwirt eine Weide absägen müssen, die sonst eventuell für eine Gefahr der Bahnlinie geworden wäre. Der Biber hatte den rund zehn Meter hohen Baum bereits so stark am unteren Stamm ausgehöhlt, dass er drohte unkontrolliert umzustürzen.

Den abgesägten Baum hat man liegen gelassen, damit der Biber das machen kann, was er mit dem Durchnagen bezwecken wollte. Er kommt an die oberen Zweige, deren Rinde er frisst. Mit dem neuen Damm hat sich der überflutete Bereich der Riedwiesen etwas Richtung Radolfzell verschoben. Lorenz Thum geht sogar davon aus, dass die betroffenen Landwirte eventuell noch gar nichts von ihrem Dilemma wissen. Denn Gras, dass über einen längeren Zeitraum überflutet ist, besitzt nicht mehr die gleiche Futterqualität, wie herkömmliches. Zudem ist es manchmal gar nicht möglich, es überhaupt zu ernten.

All diese Probleme, die sich ergeben, wenn Biber in die Nähe von Menschen kommen, sind das tägliche Brot von den Biberbeauftragten, die es im Land gibt. Sie sind nicht nur fachlich damit beauftragt, sondern auch so etwas wie Vermittler zwischen den Betroffenen und der Natur, die es zu schützen gilt. Gunnar Hornstein jedenfalls hat gegenüber Lorenz Thum angekündigt, demnächst tätig zu werden, wie dieser berichtet. Ab dem 10. Januar ist der Biberbeauftragte wieder aktiv und wird eine Lösung für Markelfingen erarbeiten.