Demokratie leben – und das von klein auf. Mit diesem Ziel versammelten sich kürzlich zahlreiche Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren im Milchwerk, um ihre Wünsche zur Gestaltung Radolfzells und Umgebung zu äußern. „Wir finden, dass ihr Kinder auch ein wichtiger Teil von uns allen seid“, teilte Oberbürgermeister Simon Gröger seinem jungen Publikum zur Begrüßung mit. Er betonte, wie wichtig es sei, dass Kinder sich zu Themen, die sie interessieren, äußern können.
Anja Ebner, die sich im Kinderkulturzentrum Lollipop engagiert, führte durch das Programm. „Heute habt ihr Kinder die Stimme“, erklärte sie den neun Gruppen, die ihre Anliegen auf kreative Art und Weise den Erwachsenen näher bringen wollten.
Mehr Mülleimer, bessere Toiletten
Als Darstellungsformen kamen Plakate, kurze Videos, Rollenspiele und Theaterstücke zum Einsatz. In diesen spielten die jungen Schauspieler aktuelle Probleme nach, bei denen sie die Hilfe der Vertreter der Stadtverwaltung benötigen. Um mehr Mülleimer in der Stadt zu erlangen, begaben sich Schülerinnen und Schüler der Ratoldusschule in ihrem Theaterstück auf Mülleimersuche. Da sie keinen finden konnten, starteten sie eine Petition, um den Oberbürgermeister zum Handeln zu motivieren. Anschließend suchten sie wieder nach Mülleimern – und wurden fündig. Die Zuschauer waren sichtlich begeistert von den Auftritten.
Die Wünsche der Kinder waren insgesamt vielfältig: Von Verschönerungen bis zu mehr Raum für sportliche Aktivitäten war alles dabei. Schülerinnen und Schüler der Sonnenrainschule erhofften sich durch ihren Auftritt beim Kinderforum Geld für eine Verbesserung der Toiletten. Die aktuelle Situation in der Schule hatten sie in einem lebhaften Video veranschaulicht. Künftig könnte sich tatsächlich etwas bessern: Beim Kinderforum stellte sich heraus, dass bereits ein Fachmann mit der Situation betraut ist und die Wünsche der Kinder weitergeleitet werden.

Mehr Spielmöglichkeiten
Neben der Sonnenrainschule waren noch weitere Gruppen aus Grundschulen anwesend: Die Klasse 4 aus Güttingen klagte über die Müllverschmutzung vor allem nach Festen wie Silvester und Halloween. Außerdem wünschten sie sich auf den Spielplätzen in Güttingen und Möggingen Spielgeräte auch für ältere Kinder. Die Schüler machten den Vorschlag, einen Müllsammeltag mit der gesamten Schule zu veranstalten, um Umwelt und Tiere zu schützen. In Sachen Spielplatz wies Gröger auf auf die schrittweise geplante Sanierung durch die Stadt, erst kürzlich sei im Dammweg ein Platz aufgewertet worden. Er versicherte ihnen aber, dass sie das Thema gerne gemeinsam besprechen könnten.
Die Ratoldusschule war mit gleich zwei Plakaten und einem Theaterstück vertreten. Die Eulenklasse 1c forderte einen überdachten Spielplatz mit Spielmöglichkeiten im Winter, während die SMV Trinkwasserbrunnen und mehr gut sichtbare und schön gestaltete Mülleimer in der Stadt für eine gute Idee hielt. Ferdi Cihan, Leiter der Technischen Betriebe, meldete sich zu Wort: Es gebe zwar schon 730 Mülleimer in der Stadt, doch er zeigte sich verständnisvoll gegenüber dem Wunsch der Grundschüler: „Ich setze auch gerne neue Mülleimer ein“.
Attraktivere Innenstadt
Unter dem Motto „langweilig wird zu spaßig“ trat die Teggingerschule auf und äußerte die Bitte, die Innenstadt für Kinder attraktiver zu machen, beispielsweise durch einen Parkour-Spielplatz oder durch das Bemalen von Mülleimern und Zebrastreifen. Auch wenn Letzteres wohl nicht möglich sein wird, machte die Geschäftsführerin der Tourismus- und Stadtmarketing Radolfzell GmbH, Regina Brüsewitz, Hoffnung: eventuell seien Spielgeräte möglich.
Außerdem erhoffte sich eine Gruppe der Kinderwohnung, durch ihr Video einen Box- und Bewegungsraum zu erhalten und erzielten sofort einen Erfolg: Cihan sagte ihnen zu, dass einem Boxsack nichts im Wege steht.
Die Stadt will nach Möglichkeit reagieren
Nicht ganz so schnell wird der Wunsch der Schüler der Gerhard-Thielcke-Realschule in Erfüllung gehen. Um in den Pausen körperlich aktiv zu sein, hätten sie gerne einen Sportplatz. Die Renovierung eines bereits bestehenden, für die Schüler aber nicht nutzbaren Sportplatzes, ist laut Brigitte Reichmann, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Jugend und Sport, und Wolfgang Keller, Leiter der Abteilung für Umwelt-, Klima- und Naturschutz, aber bereits geplant.
Den Abschluss der Präsentationen bildeten die „Basketboys“ aus Markelfingen. Die fünf Jungen sind begeisterte Basketballspieler, können jedoch ihre sportliche Leidenschaft nur begrenzt ausüben, da es vor Ort keinen Basketballkorb gibt, an dem sie wegen des Lärms toleriert werden. Daher träumen sie von einem Basketballplatz, auf dem sie von früh bis spät Körbe werfen können. Anja Ebner versicherte ihnen, dass die zuständige Sportabteilung das prüfen wird.
Und wie geht es jetzt weiter? Auch wenn die Kinder bereits viele Einschätzungen von Erwachsenen erhalten haben, können ihre Anliegen nicht sofort überdacht oder organisiert werden. Daher wird es am 8. Juli von 14 bis 16 Uhr einen zweiten Termin im Rahmen des Kinderforums geben. Dort sollen die Kinder dann konkretere Antworten erhalten.