Schnelle Autos, fehlende Querungshilfen, unübersichtliche Straßenführungen – vor allem für kleinere Kinder gibt es auf dem Weg zur Schule potenziell so einige Risiken. Und das kann schwere Folgen haben: 92.308 Schulwegunfälle gab es laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung im Jahr 2023.
In Radolfzell seien solche Unfälle zwar äußerst selten, berichtet Frank Matthes vom städtischen Fachbereich Verkehrswesen. Lediglich acht habe es zwischen 2018 und 2022 gegeben, jeweils lediglich mit leicht verletzten Kindern. Und es gebe auch keine einzelnen Bereiche, die besonders betroffen seien. „Wir haben keine tatsächlichen Gefahrenstellen im Bereich der Schulwege“, sagt Matthes. Dennoch sollen die Schulwegeplanungen, die es seit November 2024 für alle Radolfzeller Schulen gibt, die Sicherheit erhöhen. Nur wie genau funktioniert das? Und wie will die Stadt die Situation künftig noch weiter verbessern?
Hilfestellung für Eltern und Kinder
Vorweg gesagt: „Den absolut sicheren Schulweg wird es nicht geben“, betont Frank Matthes. Man wisse nie, was passiert und wie sich Verkehrsteilnehmer verhalten – ob etwa Kinder abgelenkt werden und nicht mehr auf den Verkehr achten oder Autofahrer sich auf ihr Handy statt auf die Straße konzentrieren. „Im Straßenverkehr sind immer Menschen beteiligt“ – und die seien nicht immer berechenbar.

Allerdings sollen die Schulwegepläne Vorschläge für Wege machen, die für die Schüler so sicher wie möglich sind. „Sie sollen Hilfestellungen sein“, so Matthes. Dabei seien aber auch die Eltern in der Pflicht. Sie sollen dafür sorgen, dass ihr Kind sicher vom Wohnort aus zu den eingezeichneten Wegen gelangt, die nicht durch jede Straße der Stadt führen. Und sie sollen außerdem prüfen, ob diese vorgeschlagenen Wege tatsächlich die sichersten für das jeweilige Kind sind. Das könne nämlich variieren, jedes Kind sei individuell. Ebenso sei es Aufgabe der Eltern, den Kindern den sicheren Schulweg zu erklären. Denn die Pläne seien für die Eltern gedacht, gerade kleinere Kinder können mit den Karten wenig anfangen.
Wie helfen die Pläne?
Um Vorschläge für möglichst sichere Schulwege zu liefern, sind in den Plänen nicht nur die empfohlenen Routen selbst eingezeichnet, sondern auch Stellen, an denen besondere Vorsicht gilt – zum Beispiel fehlende Querungshilfen, Brücken, die bei Regen rutschig werden, Straßen, an denen Autos Vorfahrt haben oder unübersichtliche Ausfahrten. Ebenfalls markiert sind etwa Ampeln auf den Wegen oder Zebrastreifen. Die Schulwegepläne gibt es für Fußgänger sowie an den weiterführenden Schulen für Radfahrer.
Der Vorteil: Ändert sich künftig noch etwas an der aktuellen Situation, können die Pläne von der Stadtverwaltung selbst angepasst werden. „Wir haben jetzt Grundlagen, mit denen man besser arbeiten kann“, erklärt Frank Matthes. Bei vorübergehenden Einschränkungen, etwa kurzzeitigen Baustellen, seien aber ebenfalls wieder die Eltern gefragt, so Brigitte Reichmann, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Jugend und Sport: „Es ist auch Elternverantwortung, zu schauen, was auf dem Schulweg ist, und eine sichere Alternative auszuweisen.“
Laut Antje Groll, Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Schulen, sind die Schulwegepläne „eine sehr gute Unterstützung“, um für die Sicherheit der Kinder auf dem Schulweg zu sorgen. Vor allem für kleinere Kinder oder frisch nach Radolfzell gezogene Familien seien sie eine wichtige Orientierung, die auch durchaus angenommen werde. „Üben muss man das mit den Kindern aber natürlich individuell“, betont sie.
Handlungsempfehlungen werden geprüft
Mit der Erstellung der Schulwegeplanung ist die Arbeit in Radolfzell allerdings noch nicht getan. Zum einen müssen die Pläne regelmäßig auf Aktualität überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Zum anderen habe das Planungsbüro der Stadt aber auch Handlungsempfehlungen gegeben, um die Sicherheit in Radolfzell künftig noch weiter zu erhöhen. Diese Empfehlungen wolle man nun prüfen und priorisieren.
„Dass wir ganze Wohngebiete baulich umgestalten, ist sicher unwahrscheinlich“, sagt Frank Matthes. Man müsse nun in Zusammenarbeit mit der Polizei sehen, was sinnvoll sowie rechtlich und baulich umsetzbar ist – und mit welchem zeitlichen Aufwand die Maßnahmen verbunden wären. „Jetzt geht für uns die Arbeit erst richtig los.“
So manches ist schon umgesetzt worden
Was genau künftig in Radolfzell umgesetzt werden könnte, kann Frank Matthes daher zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht sagen. Allerdings betont er, es seien auch schon in der Vergangenheit, „ohne die Schulwegeplanung“, kleinere Verbesserungen zur Erhöhung der Sicherheit auf Schulwegen vorgenommen worden.
An der Ratoldusschule zum Beispiel seien Aufstellflächen angebracht worden, sodass Schüler, die die Straße queren wollen, in einem geschützten Bereich warten können und die Straße besser im Blick haben. Zudem werde durch die Maßnahme die Breite der Straße – und damit der Weg, den die Schüler zurücklegen müssen – verkleinert. Und auch die Geschwindigkeit der Autos werde reduziert, sagt Antje Groll. Auch das erhöht die Sicherheit.