Selten hat eine Baustelle für mehr Unruhe in einer Gemeinde gesorgt als die auf der Verbindungsstraße zwischen Radolfzell und Markelfingen. Anwohner in Markelfingen mussten über die B33 nach Radolfzell, ein Umweg von mehreren Kilometern. Doch nicht nur Markelfingern war das zu weit, scheinbar auch der Speditionsfirma, die für die Deutsche Post die Briefkästen leert.
Post weicht konkreten Fragen aus
Diese hatte nämlich den Markelfinger Briefkasten – es gibt nur einen in der Oberdorfstraße – kurzerhand zugeklebt und für geschlossen erklärt. Eine Rückfrage bei der Post, warum das so gehandhabt wurde, blieb lange unbeantwortet. Erst nach einer weiteren Nachfrage kommt eine knappe Antwort: Marc Mombauer, Pressesprecher der Post, erklärt, dass die Spedition aufgrund der Baustelle den Briefkasten nur temporär angefahren hätte. Doch seit Anfang Oktober habe nun ein Zusteller die Leerung übernommen. Aktuell sei die Spedition wieder im Einsatz und leere wie gewohnt den Briefkasten. Die Baustelle ist auch seit einigen Tagen weg.
Viel Arbeit hatte Ortsvorsteher Lorenz Thum mit dem vernachlässigten Briefkasten. Über Wochen hatten sich Bürgerinnen und Bürger bei ihm beschwert. Anfangs sei nur ein Hinweisschild angebracht gewesen, dass der Briefkasten nicht geleert werde. Wer nicht aufmerksam genug war, hatte dennoch seine Briefe hineingeworfen. Und dann lagen sie dort.
Ortsvorsteher hat mit der Post so seine Mühe
„Es war schwer, da jemanden ans Telefon zu bekommen, der sich zuständig fühlte“, berichtet Thum. Er sei auch persönlich beim Verteilzentrum vorstellig geworden, um zu fragen, warum der Briefkasten nicht mehr geleert werde. Ohne Erfolg, es sei an diesem Tag kein Verantwortlicher anwesend gewesen. Der zuständige Kollege in Donaueschingen habe Urlaub gehabt.
Zurück aus dem Urlaub, teilte dieser mit, die Speditionsfirma könne den Briefkasten nicht mehr anfahren, weil sie wegen der Umfahrung länger für den Weg bräuchten und nicht mehr rechtzeitig am Verteilzentrum ankämen, schildert Lorenz Thum das Gespräch. Ein weiterer Grund sei auch das Gerüst am Haus gewesen, an welchem der Briefkasten angebracht ist. Die Post habe Sorge um ihre Mitarbeiter gehabt, dass diese von herabfallenden Ziegeln erschlagen würden, soll das Argument gewesen sein.
Ein Post-Mitarbeiter hat Leerung übernommen
Doch hatte es sich die Post scheinbar kurze Zeit später anders überlegt. Ein Post-Mitarbeiter, der in Markelfingen wohnt, hatte dann den Briefkasten morgens geleert, bevor er selbst zur Arbeit gefahren ist. Für Lorenz Thum war dies eine praktikable Lösung, auch wenn Briefe dadurch erst mit einer kurzen Verzögerung weitergeleitet wurden. Über den Umgang der Deutschen Post mit diesem Problem zeigt sich der Ortsvorsteher noch immer fassungslos. „So kann man mit den Leuten doch nicht umgehen, so ein Kundenservice geht gar nicht“, sagt Thum.