Erdbeben, Hochwasser, Tsunami – Naturkatastrophen fordern weltweit immer wieder Menschenleben. Rechtzeitig alarmieren können Frühwarnsysteme. Zu einem ganz besonderen forschen derzeit Forscher des Max-Planck-Instituts in Möggingen – sie untersuchen, ob Haustiere als Frühwarnsystem in Betracht kommen könnten.

Projekt mit Katzen gab es schon vorher

Dass Projekte mit Haustieren entwickelt werden, ist in der Einrichtung nicht neu. Schon in der Vergangenheit wurde am Max-Planck-Institut das Verhalten von Freigängerkatzen untersucht. Zum Einsatz kamen dabei Halsbänder, die per GPS-Signal und Bewegungssensor aufzeichnen, wo Katzen sich aufhalten und auf welche Art sie sich bewegen.

Ziel war es, ein Halsband zu entwickeln, das Bewegungen einer Katze erkennt und einen Warnton ausstößt, sobald sie zu jagen beginnt – damit Wildtiere wie Vögel nicht gerissen werden.

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Das Problem: „Irgendwann waren wir an der Grenze, was wir hier finanziell und personell machen können“, sagt Michael Quetting, der zum Forscherteam gehört. Um das Projekt dennoch weiterverfolgen zu können, sei man eine Kooperation mit dem Unternehmen Tractive eingegangen. Dieses verkauft Halsbänder, die ebenfalls die Bewegungen von Katzen, aber auch von Hunden erfassen.

Der Vorteil für die Forscher: Zahlreiche Halsbänder, über die Daten für das Projekt gesammelt werden können, sind schon im Einsatz. Und per Fernwartung könnten die Funktionen des Halsbands auch aktualisiert werden.

„Tractive kann die Algorithmen für ihre Zwecke nutzen und wir für unsere“, erklärt Michael Quetting. Das Unternehmen hat nämlich wiederum zum Ziel, Tierbesitzern Echtzeit-Informationen über die Gesundheit und das Verhalten ihrer Haustiere zur Verfügung zu stellen, wie Gründer Michael Hurnaus in der Vergangenheit in einer Pressemitteilung erklärte.

Warnung vor Erdbeben und Flutkatastrophen?

Aber nicht nur das ursprüngliche Projekt der Forscher läuft weiter. Parallel soll nun nämlich auch die Möglichkeit eines Frühwarnsystems mithilfe von Haustieren untersucht werden. Konkret soll über die Halsbänder erfasst werden, ob Haustiere an einem Ort bestimmte Verhaltensweisen zeigen, die auf eine nahende Naturkatastrophe hinweisen.

Dafür soll eine künstliche Intelligenz (KI) selbstständig auffällige Verhaltensmuster erkennen. Laut Michael Quetting geht es dabei um „alle Extremwetterereignisse“, also etwa Erdbeben und Überflutungen. „Interessant wäre, ob das auch bei Flutsituationen wie im Ahrtal gehen könnte“, so der Forscher.

Die KI muss erst einmal trainiert werden

Bevor es allerdings soweit ist, muss die künstliche Intelligenz erst einmal trainiert werden, erklärt Michael Quetting. Sein Kollege Tim Wild führt weiter aus: „Gerade sind wir in der Datensammlungsphase. Wir wollen schauen, welche Daten wir brauchen, um Dinge voraussagen zu können.“

Oder anders gesagt: Welche Verhaltensmuster auf drohende Katastrophen hinweisen könnten. Zum Beispiel gebe es die Idee, am Oktoberfest das Verhalten von Haustieren im Umkreis der Veranstaltung zu beobachten. „Wir wollen uns anschauen, was passiert, wenn alle Tiere verrückt werden“, so Wild.

Verhaltensforschung wird betrieben

Allerdings soll die Forschung am Max-Planck-Institut und in Kooperation mit Tractive nicht nur potenziell einmal dazu führen, dass Menschen rechtzeitig vor Katastrophen gewarnt werden. Gleichzeitig soll auch das Verhalten von Haustieren, zum Beispiel ihre Interaktion untereinander, untersucht werden, so Tim Wild. „Wir wollen auch mehr über die Tiere erfahren“, erklärt er. „Ein großer Teil ist Verhaltensforschung neben dem Zweck für die Menschheit.“

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Zudem lege man aktuell den Grundstein für viele Projekte, bei denen Tiere eingesetzt werden könnten, um bestimmte Aussagen zu machen. Zum Beispiel könnten durch Tiere Daten gesammelt werden, über die sich möglicherweise Wettervorhersagen treffen lassen, so Wild.