Wie wollen wir in der Zukunft in Radolfzell wohnen? Mit dieser Frage beschäftigt sich Angelique Augenstein in diesen Tagen besonders intensiv. Die Leiterin des Dezernats für nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität, deren Abteilung seit Kurzem im Sparkassengebäude am Marktplatz ihre Brüos bezogen hat, lädt jetzt zum „Dialogforum Wohnen“ ein.

Am Mittwoch, 22. März, wird im Tagungszentrum Milchwerk eine öffentliche Veranstaltung stattfinden, bei der möglichst viele Fachleute und Bürger in den Dialog treten sollen. Gemeinsam sollen sie sich in mehreren Dialogforen darüber verständigen, wie sie sich das Wohnen und das damit verbundene Bauen in Radolfzell vorstellen.

Leitlinien für künftige Wohnbaupolitik

Die Stadt Radolfzell möchte am Ende des Prozesses, der möglichst bis zur Sommerpause abgeschlossen werden soll, Handlungsleitlinien erhalten, an denen sich die künftige Wohnbaupolitik ausrichtet. „Wir wollen klare Vorgaben, an denen dann auch festgehalten wird“, sagte Oberbürgermeister Simon Gröger jetzt bei einem Pressetermin zu dem Thema.

Die Leiterin des Dezernates III, Angelique Augenstein und OB Simon Gröger vor dem Baugerüst des Radolfzeller Münsters. Für diese ...
Die Leiterin des Dezernates III, Angelique Augenstein und OB Simon Gröger vor dem Baugerüst des Radolfzeller Münsters. Für diese Baustelle ist die Stadt nicht verantwortlich, doch soll nun eine Beraterfirma das Baudezernat analysieren. | Bild: Jarausch, Gerald

Denn einen Masterplan für die Bauentwicklung und Wohnbaupolitik gibt es nach Aussage von Angelique Augenstein bisher nicht in Radolfzell. Daher möchte sie in der Veranstaltung am 22. März die Frage nach der generellen Ausrichtung stellen: „Es gibt keine konkreten Leitlinien. Wir wollen ein Handlungsprogramm“, erklärte sie dazu.

Unterschiedliche Beteiligte eingeladen

Um die unterschiedlichen Interessenlagen möglichst gut abzubilden, wurden im Vorfeld viele Beteiligte eingeladen. Dazu gehören neben Investoren und Banken der BUND, Genossenschaften, das Bürgerforum Bauen, die Mitglieder des Gemeinderates sowie noch viele weitere. Die Bürger der Stadt Radolfzell sind ebenfalls eingeladen, sich an dem Prozess zu beteiligen. Um die Veranstaltung entsprechend vorbereiten zu können, bittet man um eine vorherige Anmeldung bei der Stadt. Sie ist jedoch keine Voraussetzung für die Teilnahme.

Kommt eine Wohnungsbaugesellschaft?

In dem Dialogforum wird unter anderem auch die Frage zur Sprache kommen, ob es in Radolfzell künftig eine Wohnungsbaugesellschaft geben soll, über welche die Stadt mehr Einfluss auf geschützten Wohnraum (Sozialwohnungen) nehmen kann. Denn der Bedarf daran ist bereits jetzt deutlich größer, als der vorhandene Wohnraum.

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Aktuell existieren gerade einmal 60 Sozialwohnungen, die es aber bereits in zehn Jahren nicht mehr geben wird. Die aktuellen Planungen von neu zu errichtenden Gebäuden in der Stadt sehen 300 zusätzliche Sozialwohnungen vor. Ob und wann sie umgesetzt werden, ist aufgrund der momentanen Rahmenbedingungen nicht sicher. Die Anzahl würde nach Aussage von Angelique Augenstein jedoch den angenommenen Bedarf in Radolfzell decken.

Mehr Bevölkerung braucht mehr Wohnraum

Dass es darüber hinaus ebenfalls weiterhin einen generellen Bedarf an Wohnraum gibt, steht für Augenstein außer Frage. Die Prognosen gehen von einem Anstieg der Bevölkerung Radolfzells bis in das Jahr 2030 um rund 3200 Personen aus. Da die Ausweisung von Baugebieten in den Randbereichen Radolfzell und seiner Teilorte beschränkt ist, setzt Angelique Augenstein auf die Neuordnung des Bestandes.

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„Es gibt viele leer stehende Gebäude. Da gibt es ein hohes Potenzial“, stellte sie fest. Gleichzeitig gilt es, andere Grundsätze bei der Erschließung von Wohnraum zu berücksichtigen. Das generelle Flächenmanagement muss mit einem künftigen Mobilitätskonzept, dem Klimaschutz und einem Grünraumkonzept zusammen passen. Es gibt also viele unterschiedliche Aspekte, die in dem Dialogforum zu beachten sind.