Nachdem die Diskussion um den Standort für ein neues Zentralkrankenhaus im Landkreis Konstanz nun schon etliche Monate intensiv geführt wird, schaltet sich kurz vor der finalen Entscheidung die Arbeitsgruppe der Alternative für Deutschland (AfD) Höri-Rielasingen-Worblingen ein. Diese schreibt in einer Presseinformation an die Redaktion, dass sie den Standort westlich von Radolfzell-Böhringen an der Bahnstrecke favorisieren würden.

Grund dafür sei die bessere Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr, an das Radwegenetz sowie dass der Standort allgemein zentraler und besser erreichbar sei aus allen Richtungen des Landkreises.

AfD sieht zweiten Standort als eigene Idee

Allerdings hat die AfD-Arbeitsgruppe Sorge, dass die Findungskommission, die noch in diesem Jahr über den Standort urteilen muss, sich gegen den Standort nahe der Bahnlinie entscheidet, einzig weil die AfD diesen Vorschlag eingebracht habe, wie Thorsten Otterbach, AfD-Mitglied aus Öhningen in der Presseinformation schreibt. „Wir würden uns daher sehr freuen, wenn nun – wie in Land- und Bundestag üblich – eine andere Partei diesen guten AfD-Vorschlag als ihren eigenen verkauft, zum Wohle der Bürger im Landkreis Konstanz“, schreibt Otterbach weiter.

Bild 1: AfD will in der Krankenhaus-Diskussion mitmischen
Bild: SK

Eingebracht hat den Vorschlag allerdings die Stadt Radolfzell bereits am 13. Januar dieses Jahres. Und auch damals war die gute Anbindung vor allem am ÖPNV ein zentrales Argument für den Standort. Dazu ließ die Stadtverwaltung mitteilen: „Das Grundstück sei verkehrlich sehr gut angebunden und könne von allen Seiten des Landkreises gut erreicht werden. Es befindet sich südlich angrenzend an der Bahnlinie des Seehas Radolfzell-Singen sowie zwischen der Verlängerung der Bundesstraße 34 in Richtung Georg-Fischer-Straße im Westen und der Landesstraße 220 im Osten.“

Das Klima spielt keine Rolle

Kritik gibt es von der AfD für die anderen vorgeschlagenen Standorte der Städte Singen und Radolfzell. „Unverständlich“ sei es, warum der „ansonsten grünaffine Radolfzeller OB Gröger einen Bauplatz an der Kiesgrube ins Rennen schickt“, schreibt Thorsten Otterbach. Doch sind es keine ökologischen Gründe, warum die AfD den Platz an den Gleisen bevorzugt. Thomas Engelmann, Leiter der Arbeitsgruppe, besäße kein Auto, würde deswegen alle Strecken mit Rad und ÖPNV zurücklegen und könne die Lage aus diesen Gründen gut beurteilen.

Dieses Grundstück hat Singen vorgeschlagen

Bild 2: AfD will in der Krankenhaus-Diskussion mitmischen
Bild: Schönlein, Ute

Außerdem plane die EU künftig Menschen ab 70 Jahren einer Fahrtauglichkeitsprüfung unterziehen, wodurch Führerscheinentzug drohe, wie in der Presseinformation weiter behauptet wird. Aktuell gibt es in Deutschland kein Gesetz, das Menschen ab einem bestimmten Alter das Autofahren verbietet. Und auch die EU-Kommission hat angekündigt, es den Mitgliedsstaaten zu überlassen, ob sie dies umsetzen – und ob Tests verpflichtend oder freiwillig sind.

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Ebenfalls wagt die AfD einen Blick in die Kristallkugel: Laut der Arbeitsgruppe AfD Höri-Rielasingen-Worblingen sei es klar, dass es im Jahr 2040 nur ein Krankenhaus im Landkreis geben werde. Die Krankenhäuser in Stockach und Konstanz stünden vor dem Aus, behauptet Thorsten Otterbach.

Stehen die Kliniken wirklich vor dem Aus?

Das Stockacher Krankenhaus ist nicht Teil des Gesundheitsverbundes Landkreis Konstanz, sondern wird von der Stadt Stockach betrieben. Hier hat der Gemeinderat erst jüngst eine Resolution verabschiedet, das Krankenhaus vor Ort auch trotz Reformplänen des Bundesrepublik weiter betreiben zu können. Der Förderverein hat mehr als 1500 Mitglieder und unterstützt die Einrichtung finanziell. Erst vergangenen Monat wurden zwei neue Fachärzte am Krankenhaus vorgestellt.

Und in Konstanz wurde erst 2018 an der Luisen- und Mainaustraße der 100 Millionen Euro teure Funktionstrakt eröffnet, der damals vom früheren Träger Spitalstiftung in den Landkreis-Gesundheitsverbund eingebracht wurde. So lange diese Groß-Investition nicht abgeschrieben ist, gilt der Klinik-Standort Konstanz als gesichert. Das Zwei-Standorte-Konzept ist auch im jüngst erst erarbeiteten medizinischen Konzept des GLKN verankert. Klar sei allerdings, dass wenn es ein neues Zentralkrankenhaus geben werde, einige Spezial-Abteilungen aus Konstanz dahin abwandern würden, heißt es in dem künftigen Medizinkonzept des GLKN.