Dass sich der Haselbrunnsteg in keiner guten Verfassung befindet, ist schon lange bekannt und lässt sich auch bei einem Blick auf die Konstruktion feststellen: Deutlich nagt der Rost am Stahl – nicht erst seit kurzem, sondern schon seit einer ganzen Weile. Schon vor Jahren hat die Radolfzeller Stadtverwaltung deshalb Alternativen zum Haselbrunnsteg prüfen lassen, diese wurden im Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik auch vorgestellt. Nun landete das Thema erneut vor dem Gremium, dieses Mal ging es um die konkreten Planungen.
Instandsetzung, neue Brücke oder Unterführung
Karl-Heinz Koch, Ingenieur beim Büro Breinlinger, stellte die drei möglichen Varianten vor: Eine Instandsetzung der Bestandsbrücke, eine neue Brücke sowie eine Unterführung. Eine Instandsetzung würde laut Koch in Abständen immer wieder Nacharbeiten nach sich ziehen: „Wenn wir das machen, machen wir das regelmäßig“, kündigte er an. Laut der Sitzungsvorlage sind die aktuellen Instandsetzungsintervalle alle zwei Jahre, allerdings kann das laut Koch durch einen möglichst guten Schutz der Bestandskonstruktion vor Salzeindrang herausgezögert werden. Wie es in den Unterlagen heißt, ist die Bestandskonstruktion zudem nicht barrierefrei.
Problem der Barrierefreiheit
Eine neue Überführung umfasst einen Ersatzneubau des bestehenden Steges und soll aus Stahlbeton gefertigt werden. „Die Instandsetzungsintervalle sind bei so etwas circa 25 Jahre“, erläuterte Karl-Heinz Koch. Allerdings müssten sieben Meter überbrückt werden, um über die Bahngleise zu bauen, „das bedingt natürlich lange Rampen, wenn man die barrierefrei machen will“.
Denn die Rampenneigung darf nicht über sechs Prozent liegen. Zudem müssten aus Platzgründen Ruhepodeste mit drei Prozent Neigung geplant werden, damit die Rampen nicht zu lang werden – das wäre nicht völlig barrierefrei. Außerdem müsste für eine neue Brücke eine große Grundfläche zunächst erst erworben werden, der Grundstückseigentümer hat laut der Sitzungsunterlage derzeit aber kein Interesse, die notwendigen Flächen zu verkaufen.
Unterführung wäre am teuersten
Eine Unterführung wiederum würde laut Koch für den größten Aufwand sorgen und zugleich am teuersten sein. Untersucht wurden eine Variante, bei der die Unterführung mit einem deutlichen Knick auf der östlichen Seite der Bahngleise geplant wird, sowie eine Variante, in der die Unterführung zwar weitestgehend gerade verläuft, die Waldstraße jedoch verlegt werden müsste.
Wie Karl-Heinz Koch erläuterte, wäre die zweite Variante für eine Integrierung in den Radschnellweg Konstanz-Singen geeignet. Laut Uwe Negraßus, Fachbereichsleiter Tiefbau und Kläranlage, müsste für diese Variante zwar auch eine zusätzliche Grundfläche gekauft werden, allerdings nur etwa 30 Quadratmeter. „Das müssten wir hinkriegen.“
Stadtverwaltung empfiehlt Instandsetzung
Die Stadtverwaltung empfahl angesichts der Haushaltslage die Instandsetzung der Brücke. Wie in der Sitzungsvorlage betont wird, müsste, sollte die Entscheidung auf einen Neubau fallen, sichergestellt werden, dass die nötigen finanziellen Mittel ab 2027 zur Verfügung stehen. Im Falle von umfangreichen Investitionen für ein Ersatzbauwerk müssten zudem andere dringende Baumaßnahmen verschoben werden. Uwe Negraßus erklärte außerdem, dass eine Sanierung auch schneller umzusetzen sei als ein Neubau.
Mehrere Stadträte waren dagegen von der Unterführung angetan. Walter Hiller (Freie Wähler) sprach jedoch die schwierige Finanzlage der Stadt an: Aktuell sehe er für die nächsten Jahre keine Finanzierungsmöglichkeit für die Unterführung, obwohl er sie gut finde. Stefan Neumeir (CDU) stimmte ihm zu: „Im Augenblick sehe ich nicht, dass wir das Geld haben.“ Er und Hiller sprachen sich daher dafür aus, die Brücke erst einmal in einen guten Zustand zu setzen, dann könne man bezüglich einer Unterführung weitersehen.
Es fehlt an Geld
Christof Stadler (CDU) brachte mögliche Fördergelder ins Gespräch. „Ich bin eigentlich nicht bereit, alle paar Jahre wieder für so viel Geld zu sanieren“, sagte er zur Instandsetzung. Auf lange Frist könne die Unterführung eine gute Lösung sein. Er bat die Verwaltung darum, zu prüfen, wie viele Zuschüsse es dafür geben könnte. Norbert Lumbe unterstützte den Vorschlag: „Wenn es die gäbe, wäre das die ideale Lösung für das Projekt Unterführung.“ Wenn nicht, müsse der Ausschuss sich jedoch für die Instandsetzung aussprechen.
Auch Thilo Sindlinger (FGL) trug Christof Stadlers Vorschlag mit. „Wenn wir so klamm sind, dann müssen wir halt tatsächlich nach Zuschüssen Ausschau halten“, erklärte er. Ohne eine Auskunft, wie viel Geld es geben könnte, sei es für den Ausschuss schwierig, einen Empfehlungsbeschluss zu den möglichen Varianten zu treffen. Zudem fragte er an, ob es bei den Kosten für die Unterführung einen Unterschied machen würde, wenn in der Waldstraße im Bereich an den Gleisen auf die Zufahrt von motorisierten Fahrzeugen verzichtet würde. Dann müsse die Waldstraße in dem Bereich nicht komplett untertunnelt werden.
Nur kleine Arbeiten nach Instandsetzung
Uwe Negraßus erklärte, von der Verwaltung seien Fördermöglichkeiten bereits abgefragt worden, allerdings seien bislang nur vage Aussagen erfolgt, mit denen nichts anzufangen sei. Er versprach aber: „Da werden wir natürlich nochmal nachfragen.“ Zudem solle Sindlingers Vorschlag zur Waldstraße mit aufgenommen werden.
Auch erklärte er, nach einer Instandsetzung müssten in regelmäßigen Abständen keine großen Sanierungen und keine erneute Instandsetzung erfolgen, nötig seien dann nur noch kleine Reparaturen. Eine komplette Instandsetzung stelle für eine lange Zeit eine Haltbarkeit der Brücke her. Wenn die Entscheidung auf die Unterführung fallen würde, dann müssten zunächst aber mehr Sanierungen gemacht werden, weil eine längere Zeit bis zum Neubau überbrückt werden müsste.
Querung soll lange möglich bleiben
Auf Nachfrage von Bürgermeisterin Monika Laule berichtete Ingenieur Karl-Heinz Koch zudem, dass in den Kosten für die möglichen Neubauten eine Behelfsbrücke für die Zeit der Bauarbeiten nicht mit enthalten sei. Allerdings sei es auch so gedacht, dass, wenn ein Neubau getätigt werden sollte, der aktuelle Haselbrunnsteg so lange wie möglich erhalten bleiben solle. „Die längste Bauzeit können Fußgänger queren.“
Schlussendlich beschloss das Gremium, einen Beschluss zu den möglichen Varianten noch einmal zu verschieben. Bis das Thema erneut auf der Tagesordnung landet, soll die Verwaltung die Fördermöglichkeiten so gut wie möglich abklären und das Ergebnis dem Ausschuss dann vorstellen.