Dreimal fand das Seefestival bereits in Radolfzell statt – und das mit großem Erfolg. Doch die Stadt sieht noch Luft nach oben und möchte auf die steigenden Kosten in der Veranstaltungsbranche reagieren. Erik Hörenberg, Fachbereichsleiter Kultur bei der Stadt, stellte daher in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses einige Verbesserungsvorschläge für ein neues Konzept des Seefestivals vor.
So soll das Festival künftig jährlich, statt wie bisher alle zwei Jahre, stattfinden – zumindest in den Jahren 2024 bis 2026. Der Vorteil sei, so Hörenberg, dass es dadurch einfacher werde, Künstler und Ausstattung zu buchen. Zudem hätten große Festivals aus der Region, wie das Campus Festival und das Gute Zeit Festival in Konstanz, gezeigt, dass die Kundenbindung im jährlichen Abstand größer sei und sich so mehr Karten verkaufen ließen.
Event Agentur als neuer Veranstalter
Zudem wechselt der Veranstalter: Bislang war das Festival von der Stadt selbst ausgerichtet worden. Die private Agentur Events Promotions half als Unterstützer. Genau die soll das Festival künftig nun selbst veranstalten und die wirtschaftlichen Risiken tragen. Die Stadt soll nur noch als Kooperations-Partner agieren. Dafür will die Stadt der Agentur künftig 47.600 Euro pro Festival bezahlen. Zudem verpflichtet sie sich, 25.000 Euro an Nettospenden einzusammeln für die Finanzierung. Sollten mehr Spenden zusammenkommen, verringert sich der städtische Beitrag von 47.600 Euro entsprechend.

Der finanzielle Vorteil dieses Deals liege auf der Hand, so Hörenberg im Ausschuss. Die drei bisherigen Seefestivals kosteten die Stadt jeweils 84.000 bis 98.000 Euro – die Einsparung wäre also deutlich. Denn erfahrene Agenturen wie Event Promotions hätten bessere Netzwerke und könnten bei Künstlern und den Anbietern von Technik und Bühnen aufgrund ihrer Marge ganz andere Konditionen aushandeln. Daher könnten sie das Festival auch günstiger anbieten und besser bewerben.
Kritik an langer Vertragslaufzeit
Der Haken: Event Promotions stimmt dem Deal nur zu, wenn der Vertrag direkt für die kommenden drei Jahre gilt. Die Stadt wäre also gebunden, selbst wenn sie mit dem Veranstalter nach der ersten Auflage unzufrieden sein sollte, was einige Ausschussmitglieder bemängelten. Die Bedenken wischte Erik Hörenberg jedoch beiseite: „Event Promotions ist in der Region vernetzt und hat sich zum Beispiel durch das Seenachtfest in Konstanz einen Namen gemacht, die können sich ein Scheitern in ihrem Markt hier gar nicht erlauben.“
Auch würden Agenturen kürzere Verträge nicht akzeptieren, da die erste Auflage meist noch ein Minusgeschäft und mit einem Risiko verbunden sei. „Und die mittelfristige Sicherheit ist für uns eher ein Vorteil. Egal, ob die Inflation weitersteigt, wird Radolfzell auch in drei Jahren maximal die 47.600 Euro bezahlen müssen“, führte Hörenberg weiter aus.
Außerdem sei die Agentur bereits beim Hausherrenfest beteiligt, man habe nur positive Erfahrungen gemacht. Und, kommentierte Manfred Brunner (FDP) die Bedenken einer Mitglieder wegen möglicher Probleme im ersten Jahr: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“
Übernachten auf einem Zeltplatz am Herzenbad
Eine weitere geplante Neuerung, um das Festival attraktiver machen: Künftig soll es Übernachtungsmöglichkeiten in Form von Zeltplätzen auf dem Gelände des Herzenbads geben. Zu Einwänden, wie von Bernhard Diehl (CDU), der ein „Woodstock der Blasmusik“ und chaotische Zustände in der Stadt fürchtete, sagte Hörenberg: „Es wird ein Sicherheits- und ein Müllvermeidungskonzept geben. Und wir werden maximal 300 bis 400 Plätze anbieten.“
Das Ziel der Stadt sei es laut Hörenberg, das Seefestival durch einen festen jährlichen Termin am ersten Juliwochenende als Blasmusik- und Brassfestival in besonderer Lage vor dem See zu etablieren und durch die Agentur zu professionalisieren. So will die Stadt ein junges und urbanes Publikum als Zielgruppe besser ansprechen.
Lokale Musikvereine werden eingebunden
Lokale Vereine sollen zudem mehr eingebunden werden ins Programm, was auch einige Ausschussmitglieder wie Bernhard Diehl und Gabriel Deufel (Freie Wähler) gewünscht hatten. Wichtig sei der Stadt zudem eine umweltfreundliche Ausrichtung gewesen, um die Veranstaltung als „grünes Festival“ vermarkten zu können.
Insgesamt stieß das neue Konzept im Ausschuss trotz einiger Bedenken auf viel Zustimmung. Bei nur einer Enthaltung von Susann Göhler-Krekosch (SPD), die Bedenken wegen der langen Vertragslaufzeit hatte, wurde der Beschluss angenommen und dem Gemeinderat die Zustimmung empfohlen.
Wie geht es nun weiter?
Sollte auch der Gemeinderat der Vorlage zustimmen, wird die Stadt konkrete Vertragsverhandlungen mit Event Promotions auf Basis des bisherigen Angebots führen. Detailfragen hinsichtlich steuerlicher Aspekte rund um die Spendengelder und den städtischen Beitrag von 47.600 Euro sollen zudem mit einer Steuerkanzlei abgestimmt werden, so Hörenberg.