Der Kontrast ist deutlich: Während der Himmel in Radolfzell bedeckt ist und die Menschen auf den Straßen Jacke und Schal tragen, sitzt Frank Burkart im T-Shirt auf seiner sonnenbeschienenen Terrasse. Zwar ist seine neue Heimat Mallorca kurz zuvor von Unwetter und Schnee heimgesucht worden und auch Burkart berichtet von Temperaturen von gerade einmal drei Grad. Aber davon ist in diesem Moment nichts zu sehen. Die Sonne scheint, im Hintergrund zwitschern Vögel und wenn Frank Burkart seine Kamera dreht, gibt er den Blick frei auf Olivenbäume.

Rund ein Jahr ist es mittlerweile her, dass der Hals-Nasen-Ohren-Arzt die Praxis am Radolfzeller Krankenhaus verlassen hat, um gemeinsam mit seiner Frau Eva nach Mallorca auszuwandern. Dort betreibt er mittlerweile eine deutsche Praxis im internationalen Facharztzentrum Clinica Picasso in Palma. „Es war ein ganz spannendes, schönes und ereignisreiches Jahr“, blickt Burkart nun zurück auf zwölf Monate auf der Urlaubsinsel.

Diebstahl überschattet die Hinreise

Dabei startete das Abenteuer 2022 noch mit einem Schrecken. Mitte März 2022 wurde das Ehepaar Burkart von Mitgliedern der Narrengruppe der Klepperle-Narro, denen auch sie selbst angehören, persönlich verabschiedet. Dann brachen die beiden mit dem Auto in Richtung der neuen Heimat auf. Bei umgeklappter Rückbank wurde darin alles untergebracht, was aus Radolfzell mitgenommen werden sollte. Durch Frankreich ging es zunächst nach Barcelona, dort stellten Frank und Eva Burkart ihren Wagen in einer Tiefgarage unter. Und stellten beim Weiterfahren fest, dass ein Rückfenster eingeschlagen worden war.

Blick in den Kofferraum: Mit viel Gepäck zog das Ehepaar Burkart 2022 nach Mallorca um.
Blick in den Kofferraum: Mit viel Gepäck zog das Ehepaar Burkart 2022 nach Mallorca um. | Bild: Frank Burkart

Sie hatten Glück im Unglück: „Das Einzige, was durch das Fenster ging, war ein etwas größerer Rucksack“, erinnert sich Frank Burkart. Einen großer Koffer mit „allen Unterlagen meines ganzen Lebens“ darin hätten die Diebe dagegen nicht mitnehmen können. „Das hätte ein ganz böses Ende nehmen können“, sagt Burkart. So aber hätten sie lediglich das Fenster mit Folie wieder zugeklebt und seien dann damit weiter per Fähre nach Mallorca gefahren.

„Ein Start wie auf Wolke Sieben“

Am 15. März habe ihr neues Leben in Spanien begonnen – zwei Wochen vor der eigentlichen Übernahme der deutschen Praxis von Burkarts Vorgänger. Dennoch habe er schon einmal mitgearbeitet, erzählt Frank Burkart, und so weitere Einblicke erhalten. Schließlich folgte die Übernahme. „Es war ein Start wie auf Wolke Sieben“, sagt Frank Burkart. Angestellte, Internet und Strom würden von der Betreibergesellschaft des Facharztzentrums gestellt, er selbst habe sich darum also nicht mehr kümmern müssen.

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„Und diese Leichtigkeit ist nie weggegangen“, sagt Burkart erfreut. Er habe jeden Tag das Gefühl, Urlaub zu haben, könne abends nach Feierabend an den Strand oder ein Café in der Altstadt von Palma besuchen.

Viel mehr Zeit für die Patienten

Ebenfalls schön sei, dass er sich in Mallorca im Vergleich zu Deutschland mehr Zeit für seine Patienten nehmen könne. 30 Minuten könne er sich einem von ihnen im Schnitt widmen, durchschnittlich behandle er acht Patienten pro Tag. „Das ist eine medizinische Luxussituation“, betont er.

In Deutschland seien es 50 Patienten pro Tag gewesen. Dadurch sei weniger Zeit geblieben, auch wenn er dort ebenfalls versucht habe, die bestmögliche Behandlung zu bieten. Möglich seien die neuen Umstände in Mallorca nur, „weil die Arbeit finanziell wertgeschätzt wird“, so Burkart.

Frank und Eva Burkart am Strand von Mallorca.
Frank und Eva Burkart am Strand von Mallorca. | Bild: Frank Burkart

Dass er mehr Zeit habe, auch mal persönliche Worte mit seinen Patienten zu wechseln, habe auch zu Freundschaften geführt. „Meine besten Kontakte sind fast alle aus der Praxis heraus entstanden“, erzählt Frank Burkart. Das liege auch daran, dass in Spanien schneller das Du angeboten werde. Weiteren Anschluss gefunden hätten er und seine Frau über die Nachbarn in der ersten Wohnungsanlage, die sie in Mallorca bewohnten.

Allerdings handle es sich weder bei den ehemaligen Nachbarn, noch bei den Patienten in der Praxis um Einheimische, sondern um Einwanderer und Touristen aus Deutschland sowie Amerikanern, Belgiern oder Brasilianern. Um nun auch Kontakt zu Mallorquinern zu knüpfen, habe er sich bei einem Stepptanzkurs angemeldet, erzählt Burkart.

Mit Stadt, Strand und Bergen ein anderes Lebensgefühl

Ebenfalls an Mallorca gefällt Frank Burkart, dass das südliche Wetter für „ein ganz anderes Lebensgefühl“ sorge. „Die Sonne bestimmt wesentlich mehr das Leben und ist viel zuverlässiger da“, sagt er. Seine Frau und er hätten sich einen großen Grill als Außenküche gekauft und würden nun vermutlich acht Monate lang im Freien kochen. Außerdem habe er beobachtet, dass die Menschen auf Mallorca auffallend gut gelaunt seien.

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Und Frank Burkart lobt die Vielfältigkeit seiner neuen Heimat: Ihr Haus befinde sich nahe Palma, gleichzeitig gebe es aber auch schöne Strände und Berge. „Auf sehr wenig Raum gibt es erstaunlich viel“, so Burkart.

Sie kommen zu Besuch in Deutschland

Gibt es trotz der positiven Erlebnisse im vergangenen Jahr auch Dinge in Radolfzell, die Frank und Eva Burkart vermissen? „Man würde natürlich gerne die Freunde öfter sehen“, sagt Frank Burkart. Einige von ihnen seien bereits auf Mallorca zu Besuch gewesen. Und außerdem habe er in Radolfzell immer jemanden auf der Straße getroffen, den er gekannt habe. Bis das auf Mallorca soweit sei, werde es noch dauern.

Aber er und seine Frau hätten Deutschland auch nicht komplett hinter sich gelassen. Zu Weihnachten etwa und zur Fasnacht seien sie zurückgeflogen. Und Eva Burkart habe auch vor, regelmäßig ihre sowie Frank Burkarts Eltern zu besuchen. Sollten diese Unterstützung brauchen, sei es schließlich von Mallorca aus auch nicht so weit, ein Flug dauere etwa eine Stunde und 40 Minuten. Und Frank Burkart betont: „Ich bereue es gar nicht, dass ich gegangen bin.“