Das Radolfzeller Milchwerk hat eine lange Geschichte – nicht nur, weil es viele Jahrzehnte lang tatsächlich ein milchverarbeitender Betrieb war, sondern auch, weil es bereits seit 1992 als Veranstaltungsort genutzt wird. Zwar fanden am Gebäude seither durchaus schon Sanierungsarbeiten statt, eine weitere Erneuerung, etwa der Technik im großen Saal, war nun aber dringend nötig geworden – und hat in diesem Sommer stattgefunden.
Ab Mitte Mai und bis Mitte Juli wurde im großen Saal, aber auch auf dem Dach des Milchwerks gewerkelt – eine sportliche Aufgabe, da sowohl davor als auch danach Veranstaltungen stattfanden, eine Verzögerung also nicht möglich war. Und zu tun gab es einiges.
Es werde Licht im großen Saal
So wurde laut Architektin Olesja Hepting von der Radolfzeller Stadtverwaltung im großen Saal etwa die Beleuchtung modernisiert. Erleuchtet wird der Raum nun von LED-Lampen, die nicht nur energiesparender sind – im Vorfeld hatte Milchwerk-Leiterin Tanja Adamski von bis zu 80 Prozent weniger Energie und damit auch Kosten gesprochen -, sondern auch für wesentlich mehr Licht sorgen. So habe es im großen Saal mit den alten Lampen eine Beleuchtungsstärke von maximal 150 Lux gegeben. Nun seien 2000 Lux möglich.
Außerdem sei die Lichtsteuerung digitalisiert worden – per Tablet lassen sich die Lampen individuell ein- und ausschalten sowie dimmen oder erhellen. Auch kann warmes oder kaltes Licht ausgewählt werden. Die Leuchten an den Säulen sowie an der Empore sollen zudem noch Farbeffekte erhalten, kündigt Olesja Hepting schon einmal an. Damit könnten Veranstalter dann mit einer auf sie abgestimmten Farbgestaltung spielen. Und hinter der Bühne werde noch Schwarzlicht installiert.
Wasserschaden während der Bauarbeiten
Als weitere Maßnahmen seien im großen Saal außerdem die Decke gestrichen worden, zudem habe die Bühne einen neuen Boden erhalten und die Zugstangen, die quer über die der Bühne verlaufen und an denen etwa Vorhänge und Beleuchtung angebracht werden, wurden erneuert. Denn die alten Zugstangen hatten unterschiedliche Durchmesser, weshalb Technik von auswärtigen Veranstaltern nicht immer daran befestigt werden konnte. Nun wurden einheitliche Standards geschaffen. Künftig soll zudem am Bühnenrand noch ein LED-Kantenschutz angebracht werden.

Und auch in den Seitenflügeln des großen Saals wurde gearbeitet, dort wurden etwa Teile der Decke erneuert und eine neue Beleuchtung angebracht. Wie Olesja Hepting berichtet, habe man es hier zudem mit einer kleinen Katastrophe zu tun bekommen: Während der Baustelle habe es durch das Norddach in den Seitenflügel geregnet. Dadurch entstandene Schäden habe man aber beheben können und durch die ebenfalls erfolgte Erneuerung des Norddachs sei nun auch künftigen Problemen vorgebeugt worden.
Wie teuer ist das alles?
Insgesamt hätten die Maßnahmen im großen Saal rund 1,28 Millionen Euro gekostet. Hinzu kommen 840.000 Euro für die Erneuerung des Norddachs. Dieses erstreckt sich laut Olesja Hepting auch über die Musikschule und die darunter liegende Tanzschule. Wie der zuständige Architekt Erwin Betker berichtet, seien so etwa alte Dämmungsmaterialien und Asbest entfernt und eine neue, dickere Dämmungsschicht eingebaut worden. Auch sei das Dach abgedichtet worden.
Auf drei weiteren Dächern wurde zudem für rund 150.000 Euro eine neue Photovoltaik-Anlage installiert, die rund 70 Kilowatt Peak – gemeint ist die maximale Leistung der Anlage – Strom liefern kann und aus 162 Modulen besteht, wie Vanessa Van Dijk von der ausführenden Firma rmsolar erklärt. Laut Olesja Hepting wird der gesamte Strom vom Milchwerk selbst verbraucht.
Noch mehr Solarstrom soll kommen
Da das auch noch gar nicht ausreiche, um den gesamten Bedarf zu decken, sei auch noch kein Stromspeicher eingebaut worden. Das könnte sich aber noch ändern, denn in Zukunft sollen auch noch weitere Photovoltaik-Anlagen das Milchwerk versorgen.
Wie Olesja Hepting berichtet, befinde sich so auf dem Dach des Milchwerks auch noch eine alte Anlage, die jedoch nicht der Stadt gehört. Man wolle diese Anlage aber nach Möglichkeit übernehmen – vorausgesetzt, der Betrieb lohne sich. Das werde nun untersucht, laut Olesja Hepting ist die Stadt in Verhandlung mit den Bauherren. Fest stehe aber, dass man nicht mehr als 6000 Euro investieren wolle.
Zusätzlich solle auch auf dem Hauptdach des Milchwerks noch eine Photovoltaikanlage entstehen – wann, kann Olesja Hepting aber noch nicht sagen. Außerdem müsse dafür erst das Dach erneuert werden. „Man braucht erst ein funktionales Dach, um eine Anlage darauf zu packen“, erklärt sie. Auf dem frisch erneuerten Norddach solle jedoch keine Anlage installiert werden. „Da ist zu viel Verschattung“, begründet Olesja Hepting diese Entscheidung. „Das hätte sich nicht rentiert.“
Was ist noch geplant?
Oberbürgermeister Simon Gröger zeigt sich erfreut über die Sanierung des Milchwerks. Dieses habe sich zu einem Publikumsmagnet entwickelt und sei mit seiner Kombination aus Tagungen, Veranstaltungen und Sitzungen eine Besonderheit in der Region. Nun wolle man dafür sorgen, dass mit der Sanierung nicht nur Mängel behoben, sondern auch der Nachhaltigkeitsaspekt berücksichtigt und für eine ansprechende Gestaltung gesorgt werden. „Ich freue mich, dass wir in das Milchwerk sanieren“, betont er. „Und wir wollen auch weiter investieren.“
Tatsächlich sind laut Olesja Hepting im kommenden Jahr noch Maßnahmen geplant, die in dem kurzen Zeitraum in diesem Jahr nicht umgesetzt werden konnten. So solle das Regiefenster im großen Saal modernisiert werden, außerdem solle der Boden aufbereitet und geschliffen werden. Außerdem solle im Milchwerk die Wasserhygienetechnik – also etwa alle Leitungen – erneuert werden. In den kommenden zwei Jahren seien dafür jeweils 400.000 Euro eingeplant.